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Am 17. Juni ist der Welttag zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre. Auf die Entstehung von Dürre einerseits und Flutereignissen andererseits haben bestimmte Prozesse im Boden unter den sich schnell ändernden Bedingungen großen Einfluss. Diese Wechselwirkung zwischen Geo- und Biosphäre erforscht der neue Juniorprofessor Dr. Djamil Al-Halbouni am Institut für Geophysik und Geologie der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig.

Was haben Sie studiert – und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?

Ich habe Geophysik noch auf Diplom an der Universität Göttingen studiert. Über die Uni Lissabon, das GFZ Potsdam/Uni Potsdam, an denen ich meine Doktorarbeit durchgeführt habe, das GEOMAR Kiel und die Uni Malta hat mich der Weg schließlich an die Uni Leipzig geführt. 

Wo liegen Ihre Forschungsinteressen – und was fasziniert Sie daran? Welche Forschungsergebnisse haben Sie bereits erzielt?

Naturgefahren stellen mein Hauptforschungsgebiet dar. Und dabei im Prinzip alles, was im Zusammenhang mit Deformationen an der Erdoberfläche steht. Dazu gehören unter anderem Subsidenz, Hangrutschungen und Erosionsbewegungen, aber auch auf größerer Skala Vulkane und Erdbeben. All diese Prozesse laufen sowohl auf geologischen als auch auf menschlichen Zeitskalen ab, haben Einfluss auf das menschliche Dasein, und dieser große Zusammenhang fasziniert mich. Für die bekannten Erdfälle am Toten Meer haben wir die Wechselwirkungen zwischen altbekannten Erosionsstrukturen (Canyons), die heute als bevorzugte Strömungskanäle für Grundwasserfluss agieren, den salzhaltigen geologischen Ablagerungen, der schnellen Evaporation des Sees und der plötzlichen Herausbildung von katastrophalen Erdfällen gezeigt, mit großem Einfluss auf das Leben der Menschen in dieser Region.

Welche Forschungsschwerpunkte setzen Sie sich nun in Ihrer Zeit in Leipzig?

In Leipzig wird der Fokus auf der Wechselwirkung zwischen der Geo- und Biosphäre liegen, denn Prozesse im Boden haben gerade unter den heutigen sich schnell ändernden Bedingungen großen Einfluss auf die Ökosysteme, und damit auch auf das Entstehen von Dürre/Flutereignissen und Erosion. Mit Hilfe oberflächennaher geophysikalischer Methoden möchte ich den Einfluss von Grundwasser und Bodenfeuchtigkeit auf Untergrundstrukturen und -stabilität genauer charakterisieren. Die Herausbildung von Karst, einer geologischen Formation mit vielen Hohlräumen und Strömungskanälen, ist dabei von besonders großem Interesse. Dies wird im großen Verbund RSC4Earth mit Experten vieler Fachrichtungen geschehen.

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Umweltgeophysik und Oberflächendeformationen sind Schwerpunkte der Lehre, die ich mit Hilfe der Kombination aus modernen Satellitenanalysen, klassischen geophysikalischen Methoden, numerischer Modellierung und unter Zuhilfenahme der Technologie künstlicher Intelligenz gerne der neuen Generation an Studierenden weitergeben möchte.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich …“

... eine große Chance, mit internationalen Wissenschaftlern auf höchstem Niveau zusammenzuarbeiten, um wichtige Fragen der heutigen Zeit gemeinsam zu beantworten.

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Die Erkenntnis, dass nicht MEHR und SCHNELLER die Lösung unserer Probleme ist.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Not e rindes, …porque te quiero (Gib‘ nicht auf, …weil ich Dich liebe, v. Mario Benedetti).

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

Ich bin tatsächlich 1982 in Dresden, noch in der damaligen DDR geboren worden. Mein Weg hat mich also wieder zurück nach Sachsen geführt.

 

Die Fragen stellte Katarina Werneburg.

Kommentare

  • Brigitte Al-Halbouni,

    Wow! Was für ein inhaltlich und sprachlich schönes Interview! Kompliment an beide "Akteure" und danke dafür.
    Als Mama von Djamil erlaube ich mir, die für mich wichtigste Aussage in Richtung Zukunft hervorzuheben: "Die Erkenntnis, dass nicht MEHR und SCHNELLER die Lösung unserer Probleme ist." Vielleicht ist das ja die Lösung oder zumindest ein Teil von ihr. Es spricht auch mir bzw. der ganzen Familie aus dem Herzen.
    Ich wünsche Djamil alles erdenklich gute für einen erfolgreichen Start an der Uni Leipzig und auf dem Weg, die gesetzten Ziele zu erreichen. Vor allem wünsche ich ihm Gesundheit und Zuversicht. Ich bin stolz auf ihn, so wie ich das immer schon war. Und: "Gib´ nicht auf, ... weil ich dich liebe" ist ein wunderschönes Motto! In Liebe - deine Mama

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