Was haben Sie studiert – und über welche Stationen führte Ihr Weg an die Universität Leipzig?
Ich habe zuerst Volkswirtschaftslehre im Bachelor an der Universität Magdeburg studiert, um danach einen Master in International Economics in Göttingen aufzunehmen. Nach einem etwas mehr als einjährigen Intermezzo als Forschungsassistent am Forschungszentrum der Bundesbank führte mich mein Weg zum Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, wo ich von 2015 bis 2020 neben meinem Doktorandenstudium an der Johann-Wolfgang-von-Goethe Universität in Frankfurt am Main arbeitete. Nach der Promotion Ende 2020 ging ich als stellvertretender Leiter an das neugegründete Ludwig-Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik nach Fürth, bevor ich dann im Oktober 2024 die Stelle als Juniorprofessor für Angewandte Finanzwissenschaft an der Uni Leipzig erhielt. Sie sehen also, nach vielen Stationen hat es mich dann doch wieder nach Mitteldeutschland verschlagen.
Wo liegen Ihre Forschungsinteressen?
Kommunales Handeln und Wirtschaften hat mich schon seit dem Studium interessiert. Eine kleine Anekdote veranschaulicht gut, was ich meine, glaube ich: In meinen Studententagen bin ich in den Semesterferien mit dem Rad durch den südlichen Harz gefahren und bin nach einer Stunde in einem Ort angekommen, der durch Gebietsreformen trotz der großen Distanz immer noch Teil meiner Heimatgemeinde war. Das hat mich damals fasziniert und beschäftigt, was diese Zentralisierung für Gründe und Auswirkungen haben könnte.
Ich habe mich seitdem viel mit Gebietsreformen, interkommunaler Zusammenarbeit und allgemein kommunalem Handeln beschäftigt. Dazu gehören auch andere spannende Arbeitsgebiete, wie interkommunaler Steuerwettbewerb, Vergabeprozesse, die regionale Schließung und Verteilung von Anlaufstellen der kommunalen Daseinsvorsorge und die Evaluierung von Fiskal- und Schuldenregeln. In letzter Zeit habe ich auch zunehmend neben kausalen Evaluationsmethoden zur Untersuchung dieser Fragen, d.h. der Analyse von Ursache-Wirkungszusammenhängen kommunalen politischen Handelns, auch verhaltenswissenschaftliche Aspekte mit einbezogen. Wie treffen etwa Bürgerinnen und Bürger wirtschaftspolitische Entscheidungen? Wie tun das Politiker? Das alles sind Fragen, die sich großartig einreihen, wenn man wie ich verstehen will, wie der Staat insbesondere im Kommunalen arbeitet und wo sich Ansätze zur Verbesserung finden lassen.
Welche Schwerpunkte möchten Sie in der Lehre setzen?
Mir ist wichtig, dass die Studierenden neben einem Grundverständnis ökonomischer Konzepte, wie der Staatsverschuldung oder interkommunalem Wettbewerb, auf denen wichtige politische Diskussionen basieren, auch aktiv bei wirtschaftspolitischen Themen mitdiskutieren können. Insofern möchte ich die Lehre interaktiv gestalten und aktuelle Forschung einfließen lassen, sodass die Studierenden in die Lage versetzt werden, fundierte wirtschaftspolitische Entscheidungen bilden zu können. Dazu sollen auch, neben theoretischem und institutionellem Wissen, empirische Daten und Anwendungen diskutiert werden. Ökonomische Aspekte des Föderalismus, interkommunaler Wettbewerb und die Ökonomie des Staates im Allgemeinen und kommunales Handeln im Speziellen stehen dabei im Fokus.
Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“
… ein toller Ort für Wissenschaft und ein neues Zuhause. Im besten Sinne des Wortes kann man hier Aufbruch spüren und Wandel aktiv mitgestalten. Gerade der Fokus auf interdisziplinäre Forschung und Wissenstransfer ermöglichen hier den Blick über den Tellerrand und die Möglichkeit, Neues zu erfahren und Großes zu erreichen.
Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Da die Wissenschaft oft von kleinen Schritten lebt, denke ich da nicht in großen Sprüngen. Gesellschaftlich wissen wir eigentlich, was falsch oder zu langsam läuft, wenn wir da nur an die großen Baustellen wie Klimawandel, Demografie und die Anforderungen einer digitalen Welt denken. Toll wäre, wenn man sich entsprechend auf gute Handlungsansätze einigen könnte und diese angeht. Der Teufel liegt da wie immer im Detail und daher ist Wissenstransfer so wichtig, um das „Wie“ anzugehen und nicht im „Ob“ festzuhängen. Ich hoffe, dass die Universität Leipzig und ich als Teil von Ihr da einen Beitrag leisten können.
Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?
Nichts Explizites, aber eine positive Einstellung und einmal kurz Durchatmen in schwierigen Zeiten hat noch nie jemandem geschadet.
Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?
1989 in Sangerhausen. Also lange her, aber nicht weit weg.
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