Was haben Sie studiert – und wo?
Ich habe sowohl mein Grundstudium als auch meinen Doktortitel in Informatik an der Karls-Universität in Prag erworben. Es hat mich schon immer fasziniert, wie sehr sich die moderne Informatik auf verschiedene mathematische Werkzeuge stützt. Im Laufe der Zeit verlagerte sich meine Forschung von der Informatik mehr in Richtung Mathematik, obwohl viele der Themen, auf die ich mich heute konzentriere, an der Schnittstelle der beiden Bereiche liegen.
Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?
Einer der wichtigsten Schritte in meiner Karriere war ein Postdoc-Aufenthalt am Georgia Institute of Technology, wo ich unter der Leitung von Professor Robin Thomas arbeitete, einem der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Diskreten Mathematik. Von Robin lernte ich, wie wichtig es ist, eine solide Grundlage in verschiedenen Bereichen der Mathematik zu haben und offen für neue Themen zu sein.
Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?
Ein sehr faszinierender Aspekt der Mathematik ist ihre elegante Struktur, in der das Chaos oft tiefere Muster verbirgt, die darauf warten, erforscht und verstanden zu werden. Ein großer Teil meiner eigenen Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung mathematischer Modelle und Werkzeuge zur Lösung von Problemen in der Informatik, aber ich arbeite auch an rein mathematischen Fragen. Eines meiner Hauptforschungsgebiete ist die Graphentheorie, die sich mit grundlegenden mathematischen Konzepten für die Modellierung und Darstellung von Netzwerken befasst, sowohl bei der Entwicklung von Algorithmen als auch als Studienobjekt, zum Beispiel bei sozialen Netzwerken.
Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?
Ich freue mich darauf, in Zusammenarbeit mit meinen neuen Kollegen an der Universität Leipzig und am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Wissenschaften neue Verbindungen zwischen meiner Forschung und anderen Bereichen der Mathematik und Informatik zu erkunden. Ein besonderes Thema, zu dem ich gerne neue Erkenntnisse gewinnen möchte, ist ein kürzlich erzielter Durchbruch bei der Modellierung großer dünn besetzter Netzwerke, der auf fortgeschrittenen Werkzeugen der Algebra und der theoretischen Informatik beruht. Dieses Thema bietet eine ideale Gelegenheit, die komplementäre Expertise meiner neu gegründeten Gruppe und der bestehenden Gruppe von Professor Lukasz Grabowski zu kombinieren.
Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?
Im Grundstudium freue ich mich darauf, im Einklang mit dem Lehrbedarf des Instituts für Mathematik Themen zu unterrichten, die meinem Fachwissen entsprechen. Auf der weiterführenden Ebene möchte ich den Mathematikstudierenden helfen, interessante Themen in der Informatik zu entdecken, und umgekehrt den Informatikstudenten, die Schönheiten der fortgeschrittenen Mathematik zu vermitteln.
Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“
… in Verbindung mit der Humboldt-Professur eine Gelegenheit, aus meiner Forschungs-Komfortzone herauszutreten und mich auf ein neues Forschungsabenteuer einzulassen. Ich bin auf ein Zitat eines anderen Humboldt-Professors gestoßen, der die Professur als eine einmalige Gelegenheit nach der Promotion bezeichnete, was meiner Meinung nach auch zutrifft. Ich möchte diese einmalige Chance und ihr großes Potenzial voll ausschöpfen.
Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Wissenschaftliche Entdeckungen sind gerade deshalb so faszinierend, weil sie so unvorhersehbar sind. Vor 30 Jahren hätte man sich kaum vorstellen können, wie sehr wir in so vielen Aspekten des täglichen Lebens von unseren Mobiltelefonen abhängig werden würden. Ein weiteres neues Phänomen ist die wachsende Macht der sozialen Medien. Ich persönlich bin ziemlich besorgt über einige dieser Entwicklungen. Ich hoffe, dass die wissenschaftlichen Entdeckungen des nächsten Jahrzehnts zu mehr Rationalität und weniger Polarisierung in der Gesellschaft führen werden, als wir es heute erleben.
Welche Hobbys haben Sie?
Leider bleibt bei einem akademischen Beruf nicht viel Zeit für viele Hobbys. Wenn ich etwas Zeit habe, schaue ich mir gerne einen guten Film an, gehe wandern oder besuche einen historischen Ort, an dem ich noch nicht war. Wenn ich einen weniger bekannten, sehenswerten Film empfehlen darf, würde ich den ungarischen Film A játszma (Das Spiel) aus dem Jahr 2022 nennen.
Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?
Freunde sind meine Hauptquelle für Energie und Unterstützung, um schwierige Zeiten zu überstehen. Aber ich habe von einer meiner ehemaligen Doktorand:innen, die aus Brasilien stammt, ein einfaches und beruhigendes Motto gelernt, das in vielen Situationen gut funktioniert: „Irgendwas wird schon passieren.“
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