„Es ist mir eine besondere Ehre für diese hochverdiente Kollegin, eine echte Gallionsfigur unserer Universität, heute ein paar Worte zu sagen und an der Enthüllung der Gedenktafel teilzunehmen. Solche Personen wie Lykke Aresin braucht es, nicht nur in Leipzig. Es ist wichtig, dass die Erinnerung an sie erhalten bleibt“, sagt Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. Die Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig Dr. Skadi Jennicke erinnert an die internationale Vorreiterrolle, die Aresin in der Sexualwissenschaft einnahm. Lykke Aresin setzte sich beispielsweise für die Streichung des sogenannten Schwulenparagraphen ein, der in der DDR schon im Jahr 1968 abgeschafft wurde und Homosexualität damit legalisierte. Dr. Thomas M. Goerlich, langjähriger Mitstreiter von Prof. Lykke Aresin, traf sie erstmals 1977: „Damals war ich Student, 21-jährig und bewarb mich bei ihr um ein Thema für eine Diplomarbeit. Ich hätte mir zu diesen Zeiten ehrlich gesagt nie träumen lassen, dass ich viele Jahre später eine Laudatio für sie halten darf“, erzählt der heute 65-jährige in seiner Rede. Beide verband die Arbeit an der Universität Leipzig, bei pro familia Sachsen e.V. sowie in der Gesellschaft für Sexualwissenschaft (GSW), die auf Einladung von Prof. Aresin 1990 gegründet wurde und deren Vorstandsmitglied Goerlich heute ist.
Die Familie Aresin hat dänische Wurzeln und „Lykke“ bedeutet auf Dänisch „Glück“. Die Professorin für Neurologie und Psychiatrie Lykke Aresin wurde am 2. März 1921 im sachsen-anhaltischen Bernburg geboren und kam nach Stationen in Jena, Göttingen und Erfurt 1959 an die Universität Leipzig. Sie übernahm die Ehe- und Sexualberatung an der hiesigen Universitätsklinik und klärte in ihrer „Sprechstunde des Vertrauens“ die Bürger:innen über Fragen zur Ehe, Sexualität und Familienplanung auf. Ihre Bücher waren sehr erfolgreich und schnell vergriffen. Lykke Aresin engagierte sich als Leipziger Stadtverordnete und auch international agierte sie sehr erfolgreich. Sie wurde mehrfach in das Exekutivkomitee des International Planned Parenthood Federation (IPPF) gewählt, einem internationalen Dachverband im Bereich der Bevölkerungspolitik, in dem nur jeweils sechs Europäer vertreten waren.
Ihr Ehemann Norbert Aresin war Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe und langjähriger Direktor der Universitätsfrauenklinik Leipzig. Zusammen lebte das Ehepaar in der damaligen Direktorenwohnung in der Phillip-Rosenthal-Straße 57. Heute findet sich dort das Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Leipzig. Das Gelände umschließt eine Mauer, an der jetzt die Gedenktafel an das wissenschaftliche Wirken und Schaffen von Lykke Aresin erinnert. Künstlerich gestaltet wurde die Tafel von Caroline Kober. Und nicht nur das. An der Straße vor der ehemaligen Wohnung der Familie Aresin sind zwei hochgewachsene Linden-Bäume ihrem Schaffen beziehungsweise der GSW gewidmet. Schon Lykke Aresin wird an ihnen vorbeigegangen sein.
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