Herr Professor Wendeborn, was ist STARS?
STARS ist die Abkürzung für „Shaping Talents and Achieving Vocational Excellence in Sports“. Im EU-Projekt geht es darum, dass Menschen, die im Sport aktiv sind, qualifiziert werden und über diese Qualifikationen den gesellschaftlichen Nutzen von Sport erhöhen. Wir möchten somit die Idee des Sports gesellschaftlich stärker fokussieren und das eben nicht nur in Deutschland, sondern auch in Griechenland, Frankreich und Spanien. Das STARS-Projekt wird von der französischen Institution „135BPM Le campus du sport“ koordiniert und von der Organisation „European Observatoire of Sport and Employment“ (EOSE) betreut. Als internationale Organisation setzt sich die EOSE für die Entwicklung des Sektors Sport und körperliche Betätigung ein und hat sich darauf spezialisiert, Brücken zwischen den Welten der Bildung und der Beschäftigung zu schlagen. Insgesamt sind 17 Projektpartner involviert. STARS kann in diesem Zusammenhang als Vorreiterprojekt verstanden werden, denn es ist das erste Sportprojekt, das im Rahmen der Erasmus+ CoVEs-Linie gefördert wird. Die Centres of Vocational Excellence – kurz CoVEs – bestehen aus Netzwerken von Partnern, die lokale „Kompetenz-Ökosysteme“ entwickeln, um Jugendlichen und Erwachsenen hochwertige berufliche Qualifikationen zu vermitteln und zur regionalen Entwicklung, Innovation und der sozialen Eingliederung beizutragen.
Was hat sie begeistert, an dem Projekt mitzuwirken?
Als ich zum STARS-Projekt hinzukam, war der Projektantrag schon abgeschlossen. Ich wurde ins Boot geholt, weil das Projektteam einen universitären Partner aus Deutschland wollte, der sich mit dem Thema Duale Karriere im Sport auskennt. Ich arbeite schon sehr lange in diesem Themenfeld und bin regional wie national gut vernetzt in den Institutionen des organisierten Sports. Als wissenschaftlicher Berater des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) kenne ich zum einen viele Fachleute aus dem Sportbereich und zum anderen aber auch die Entscheider in den Bundesländern auf Seite des Schulsports. Mein Wissen kann ich somit sehr gut in STARS einbringen und damit zum Projektziel, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Sport zu vernetzen, wesentlich beitragen.
STARS zielt darauf ab, die Berufsausbildung in der Sportbranche zu verbessern. Wie kann das Ihrer Meinung nach konkret gelingen?
Hinsichtlich des Themas Duale Karriere im Sport ist es anzustreben, berufliche Ausbildungsgänge mit den Erfordernissen des Leistungssports zu vereinbaren und Anschlussszenarien zu entwickeln, wie es nach dem Karriereende weitergeht. Nur so haben wir die Chance, dass junge Menschen, die jahrelang im Leistungssport tätig waren, auch nach ihrem Ausstieg aus dem Leistungssport dem Sport möglichst erhalten bleiben. Häufig ist es ja so, dass die, die Leistungssport machen, eine Berufsausbildung starten und dann irgendwann das sportliche Karriereende kommt und sie mit einem Mal raus sind aus dem System. Also 20 Jahre Leistungssport verpuffen im Prinzip in dem Augenblick, in dem sie nicht mehr die geforderten Leistungen erbringen. Wir versuchen dieses Momentum aufzugreifen und zu sagen, okay, wie kann man zum Beispiel erreichen, dass dieser Karriereprozess so gestaltet wird, dass sie für den Leistungssport oder für den Sport generell erhalten bleiben. Diese Leute haben natürlich Expertise, die haben Passion und unglaublich viel Erfahrung im System. Sie einfach rauszuschmeißen ist total fahrlässig. Somit müssen die bestehenden Konzepte für das Gelingen von Dualen Karrieren stärker ausgebaut werden, um beispielsweise die Erfordernisse flexibilisierter Schul- oder Berufsausbildungsbahnen zu definieren. Da stellt sich natürlich automatisch auch die Frage, wie allgemeinbildende und berufliche Schulen mit besonderer pädagogischer Prägung aufgebaut sein müssen, um das zu leisten. In Europa gibt es beispielsweise bereits Open Sport Schools, die also diese Idee des Sports so in sich tragen, dass jemand, der diese Schule besucht hat, sämtliche Facetten des Sports kennengelernt hat und seine Expertise dann nach der schulischen Ausbildung in die Gesellschaft einbringt.
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