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Die Forderungen von Studierenden nach finanziellen Hilfen, vorgebracht auch in einer studentischen Vollversammlung in der vergangenen Woche, finden Gehör: "Wir werden unsere Studierenden nicht im Regen stehen lassen", betonte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow vor einigen Tagen. Man arbeite an "Möglichkeiten, mit denen der Freistaat Sachsen unkompliziert helfen kann". Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell hält Entlastungsmaßnahmen "im Sinne der Chancengerechtigkeit" für geboten. Dr. Andrea Diekhof, Geschäftsführerin des Studentenwerkes Leipzig, sagt, es gelte, "den Topf für Härtefälle aufzustocken".

Große Pause auf dem Leibnizforum: Max* entspannt sich bei einer Zigarette zwischen zwei Seminaren. „Es ist gerade schwer, über die Runden zu kommen“, sagt er auf die Frage, wie es ihm finanziell geht. „Für die gestiegenen Lebenshaltungskosten, also Miete, Nebenkosten und Essen, geht so viel Geld drauf, da bleibt nicht mehr viel übrig.“ Der 28-Jährige wird von seinen Eltern unterstützt und arbeitet nebenbei. „Nach Abzug aller Kosten bleiben mir ungefähr 150 Euro im Monat für mich persönlich, also um mal feiern oder ein Bier trinken zu gehen.“ Dennoch blickt er zuversichtlich in die Zukunft, da sein Studium bald zu Ende ist „und damit auch die finanzielle Durststrecke“.

Ein paar Meter weiter stehen Lisa und Antonia*, sie kommen gerade aus dem Seminargebäude. „Ich habe Glück, ich muss mir keine Sorgen machen, da ich familiär genügend finanzielle Unterstützung erhalte“, sagt die 24-jährige Studentin Lisa. Sie bekommt im Monat etwa 800 Euro von den Eltern und verdient mit einem Nebenjob noch 450 Euro dazu. Ihre Freundin Antonia wird auch von ihren Eltern unterstützt und jobbt nebenbei im Einzelhandel. „Von meinem Nebenjob bezahle ich mein Essen und persönliche Dinge“, erzählt die Studentin. Doch die 24-Jährige schaut etwas besorgt in die Zukunft. Schon bald falle mit ihrem nächsten Geburtstag das Kindergeld weg, und eine eigene Krankenversicherung stehe ins Haus, erzählt sie.

Die Studierenden wurden bereits während der Pandemie schwer gebeutelt.

Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell

„Wir werden unsere Studierenden nicht im Regen stehen lassen“, betonte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow am vergangenen Donnerstag. Zuvor hatten unter anderem knapp 500 Studierende unserer Universität ihre Sorgen und Positionen bei einer Vollversammlung im Audimax zum Ausdruck gebracht. „Die Studierenden wurden bereits während der Corona-Pandemie schwer gebeutelt, viele von ihnen haben finanziell zu kämpfen und kein Polster mehr. Gerade sie zu entlasten ist nicht zuletzt im Sinne der Chancengerechtigkeit geboten“, sagte Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig zu Wochenbeginn am Rande eines Treffens mit Dr. Andrea Diekhof, Geschäftsführerin des Studentenwerkes Leipzig.

„Ich begrüße die Aussagen des Wissenschaftsministers sehr, und ich unterstütze die Initiative der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften, die sich gemeinsam mit den Studierendenschaften der drei größten sächsischen Hochschulen aus Leipzig, Dresden und Chemnitz an den sächsischen Finanzminister Hartmut Vorjohann gewandt hat“, ergänzte Obergfell. Sie habe auch als Mitglied des Verwaltungsrates des Studentenwerks Leipzig stets deutlich gemacht, wie wichtig Ausgleichmaßnahmen sind. Im November habe zudem der Senat der Universität das Studentenwerk Leipzig und alle sächsischen Studentenwerke im Ansinnen nach Ausgleich krisenbedingter Kostensteigerungen durch den Freistaat Sachsen unterstützt. Zugleich gelte weiterhin: „Dieser Ausgleich darf nicht zu Lasten der Finanzierung der Hochschulen erfolgen.“

Dr. Andrea Diekhof sagte: „Die inflationsbedingten Erhöhungsbedarfe haben die Studentenwerke nun oft und klar kommuniziert. Aktuell kommen in unsere Sozialberatung zunehmend Studierende mit Finanzierungsnöten. Wichtig und besonders dringlich wäre daher aus meiner Sicht für die Studierenden vor allem auch, den Topf für Härtefälle aufzustocken. Das würde Sinn ergeben und wäre schnell und kurzfristig umsetzbar.“

Der Freistaat arbeitet seit Gesetzesbeschluss daran und prüft dabei auch Wege zur Verfahrensbeschleunigung.

Aus einer Pressemitteilung des Wissenschaftsministeriums

Nach der Entscheidung, Studierenden in Deutschland eine Energiepauschale zuzuweisen, ist noch nicht abzusehen, bis wann die Studierenden mit der Auszahlung der Bundeshilfe von 200 Euro rechnen können. „Die aktuelle Krise und die Preissteigerungen betreffen uns alle. Studierende haben jedoch weder Ersparnisse, noch ein regelmäßig gesichertes Einkommen, um dieser Krise entgegen zu treten“, erklärte Uta Lemke, Sprecherin der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften, vorige Woche.

Laut Gesetz sind die Länder verpflichtet, die Zahlung der Energiepauschale umzusetzen. Sie müssen aber zunächst die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen. „Der Freistaat arbeitet seit Gesetzesbeschluss daran und prüft dabei auch Wege zur Verfahrensbeschleunigung. Parallel wird eine zentrale Internetplattform entwickelt, über die die Studierenden ihren Anspruch auf Auszahlung geltend machen können“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Wissenschaftsministeriums.

Die Pauschale war auch Thema bei der studentischen Vollversammlung am 18. Januar 2023, initiiert von der „Genug-ist-Genug!“-Gruppe an der Universität Leipzig. Weitere Punkte wurden in einen Forderungskatalog übernommen, zum Beispiel: Ausweitung des BAföG, keine Kostensteigerungen für studentisches Wohnen, Mensen und Semesterbeiträge sowie ein Tarifvertrag für studentische Beschäftigte.

*Namen von der Redaktion geändert.

Die Sozialberatung des Studentenwerks ist Anlaufstelle für Studierende bei Fragen rund um Studium, Finanzierung und Familie.

Bedürftigen Studierenden, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind, kann das Studentenwerk gegebenenfalls durch die Vergabe kurzfristiger Darlehen helfen.
 

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