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Es gibt immer wieder Situationen im medizinischen Alltag, bei denen aufgrund sprachlicher Barrieren große Kommunikationsprobleme entstehen. Helfen können spezialisierte Personen, die sowohl die Fremdsprache sprechen als auch medizinische Grundkenntnisse besitzen. Im interdisziplinären Projekt „TeamTra“ üben angehende Mediziner:innen, Hebammen und Dolmetschende der Universität Leipzig gemeinsam berufsnahe Situationen, damit fremdsprachige Patient:innen im Gesundheitswesen künftig bestmöglich versorgt werden.

Eine hochschwangere Frau kommt ins Krankenhaus, die ersten Wehen sind da, die Schmerzen und die Verunsicherung groß. Doch die werdende Mutter spricht kein Deutsch. Eine Situation, mit der medizinisches Personal täglich in Krankenhäusern konfrontiert ist. Häufig stehen die Fachkräfte dann vor einer großen Herausforderung, die Patientinnen sind auf sich selbst gestellt oder Personen aus dem privaten Umfeld dolmetschen behelfsmäßig. Nicht selten kommt es dadurch zu Missverständnissen.

Leon Wiegmann, Medizinstudent im praktischen Jahr in der Geburtsmedizin, sagt: „Wir haben im klinischen Alltag fast täglich Patientinnen, die weder deutsch noch englisch sprechen. Gleichzeitig stehen jedoch kritische Aufklärungsgespräche an, bei denen wir über den Geburtsvorgang oder die Möglichkeit eines Kaiserschnittes sowie die Notwendigkeit von Medikamenten aufklären müssen. In diesem Projekt lässt sich das Szenario mit einer professionellen Dolmetscherin vor Ort einstudieren und ein gemeinsames Gespür dafür bekommen, welche Feinheiten wichtig sind.“    

Im Projekt „TeamTra – Teaming in Translation“ kommen Studierende der Humanmedizin, der Hebammenkunde und des Dolmetschens zusammen, um auf solche kommunikativen Probleme im Gesundheitswesen besser vorbereitet zu sein. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir in dem Projekt drei Professionen vereinen“, sagt PD Dr. med. Daisy Rotzoll, Leiterin des Lehrprojekts. In den Räumlichkeiten der LernKlinik Leipzig, Skills- und Simulationszentrum der Medizinischen Fakultät in der Liebigstraße, können die Situationen alltagsgetreu nachgestellt werden. Es werden Gespräche zwischen Ärzt:innen, Hebammen und Gebärenden auf geburtshilflichen Stationen beziehungsweise in Ambulanzen simuliert. In dem praxisnahen Format erproben die Studierenden zudem Anamnese- und Aufklärungsgespräche mit Beteiligung von Dolmetschenden.

Mehr praktische Settings in der Lehre

„Die größte Herausforderung ist es, alles erfassen und sehr präzise dolmetschen zu können, obwohl es sich um sehr komplexe Dinge aus der Geburtsmedizin handelt“, sagt Ailin Suyai Vöhringer, die im Master Konferenzdolmetschen studiert. Aber auch die Gesprächsführung mit Vertreter:innen der Gesundheitsberufe, Stressbewältigung und Empathie sind wichtige Punkte, die alle Teilnehmenden des Kurses üben. Kulturelle Aspekte spielen beim Dolmetschen ebenfalls eine große Rolle. In den vergangenen zwei Semestern standen dabei die Sprachen Spanisch und Arabisch auf dem Stundenplan.

Insgesamt werden in dem Projekt drei verschiedene Szenarien durchgespielt, in denen die unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenkommen und gemeinsam Probleme lösen. „Die Zukunft der Lehre muss daraus bestehen, dass man häufiger solche praktischen Settings macht“, wünscht sich Medizinstudent Leon.

Die Kooperation ist ein Projekt zwischen der Medizinischen Fakultät, dem Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie sowie dem Orientalischen Institut der Universität Leipzig. Es wird finanziell von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert.

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