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Gerlind Große ist Professorin für Frühkindliche Bildungsforschung an der Fachhochschule Potsdam. 2021 ging die von ihr gegründete Leipziger Modellschule an den Start. Diese erprobt ein alternatives Schulkonzept. Es verbindet eine gesunde Lern- und Lebenswelt mit exzellenter Bildung und gibt den Rechten und Bedürfnissen der Kinder großen Raum. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in den Bildungsprozess mit ein.

Von den Übersetzungswissenschaften zur Psychologie

»Als erstes habe ich Übersetzungswissenschaften für Spanisch und Englisch an der Uni Leipzig studiert«, erläutert Gerlind Große. »Ich merkte dabei schnell, dass mich Sprachentwicklung am meisten interessierte und wollte diese Richtung weiterverfolgen«, sagt sie. Am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie war eine Promotionsstelle ausgeschrieben, die auf ihr Interessensgebiet passte: die emotionale und sozialkognitive Entwicklung von Kindern. Zwar wurde keine Diplomübersetzerin gesucht, sondern jemand mit Psychologie-Hintergrund, aber Große versuchte es trotzdem – mit Erfolg. Den Psychologie-Master holte sie an der Uni Leipzig nach ihrer Promotion nach – ein etwas ungewöhnlicher Weg.

Arbeit hineinstecken und andere überzeugen

Dazu sagt sie: »Ich probiere Dinge aus, auch wenn andere sagen würden ›um Himmels willen, das wird doch nie funktionieren‹. Hinterher sieht man doch, ob es geklappt hat oder nicht.« Einer der Gründe für ihren Erfolg ist, dass Gerlind Große weiß, was sie will. Dazu gehört auch, die entsprechende Arbeit hineinzustecken und andere überzeugen zu können.

Mit dem Doktor und dem Master in der Tasche übernahm sie eine Postdoc-Stelle in der Erziehungswissenschaft an der Universität Leipzig, im Bereich pädagogische Psychologie. Dann kam der Ruf nach Potsdam.

Als Pädagogin habe ich gesehen, dass sich im Bildungssystem dringend etwas ändern muss.

Für Gerlind Große ist die Praxisanbindung im täglichen Leben wichtig. Zwei Projekte verdeutlichen dies: Parallel zu ihrer Promotion ließ sie sich zur Systemischen Familientherapeutin ausbilden und gründete eine eigene Praxis für Geburtspsychologie – mit Unterstützung des Dezernats Forschung und Transfer der Uni Leipzig. »Hintergrund war, dass ich als junge Mutter selbst gemerkt hatte, dass eine psychologische Begleitung für werdende Eltern praktisch gar nicht existiert.« Die Resonanz bestätigte den Bedarf. Erst mit ihrer Berufung zur Professorin gab sie die Praxis ab.

Modellschule gegründet

Das zweite Projekt: die Modellschule Leipzig. »Als Pädagogin habe ich gesehen, dass sich im Bildungssystem dringend etwas ändern muss. Sonst wird es den Kindern nicht gerecht. Wie sollen sie dann die hohen Anforderungen meistern, die die Zukunft für sie bereithält?« Und wer solle das Notwendige machen, »wenn nicht wir, die wir dafür ausgebildet sind?« Die unternehmerische Kompetenz und das umfangreiche wirtschaftliche Knowhow brachte sich Große auf dem Wege selbst bei, gewann Unterstützer. Wenn die Schule in Leipzig, die in diesem Schuljahr über 60 Kinder besuchen, Erfolg hat, ist der Weg geebnet, dass auch weitere gegründet werden können: Denn die Engagierten haben eine Genossenschaft gegründet, die Anderen in Zukunft beratend zur Seite steht.

Birgit Pfeiffer

Der Beitrag ist als erstes im Alumni-Magazin 2023 (PDF) der Universität Leipzig erschienen.

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