Was kann man sich unter MECANO genau vorstellen? Was hat sich das Projekt vorgenommen?
Monica Berti: Wir untersuchen, wie bestimmte antike Autoren, Texte und Ideen über die Jahrhunderte gewissermaßen zum „Standard“ der Wissensvermittlung wurden, wie sie über Generationen weitergegeben wurden und unsere Bildung bis heute prägen. Mit Hilfe digitaler Methoden möchten wir herausfinden, wie sich solche impliziten Kanons über Zeit und Raum hinweg veränderten, indem sie in verschiedenen kulturellen, intellektuellen und sprachlichen Umgebungen rezipiert wurden. Methoden der Digital Humanities eröffnen uns dabei neue Horizonte: Das Team von Manuel etwa arbeitet an der Erfassung kanonischer Zitate in wissenschaftlichen Diskursen unterschiedlicher Fächer über die Jahrhunderte hinweg. Das sind massenhafte Daten, die gezielt vernetzt verarbeitet werden müssen. Ich selbst analysiere, in welchem Umfang welche klassischen Autoren in Kanons überliefert sind, und suche nach Spuren von Autor:innen und Texten, die bereits in der Antike aus den Kanons herausgefallen sind.
Bei dem Vorhaben geht es also darum, die Dynamiken der Kanonizität von Texten in einer Langzeitperspektive zu untersuchen. Dafür werden wir qualitative Ansätze der geisteswissenschaftlichen Forschung und der Rezeptionsforschung mit digitalen und computergestützten Methoden zur Erforschung umfangreicher Textkorpora kombinieren.
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