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Hans-Jörg Kretschmer wurde am 1. Juli 2020 einstimmig zum Vorsitzenden des Personalrates Hochschulbereich gewählt. Grundständig leitet er das Studienbüro der Philologischen Fakultät, begeistert sich für Lyrik, Cricket, gute Short Stories und steht immer wieder vor der Frage, was man noch besser machen könnte.

Leipziger Universitätsmagazin: Warum haben Sie sich zur Wahl für den Vorsitz gestellt, was ist ihre persönliche Motivation?

Hans-Jörg Kretschmer: Die grundlegende Frage lautet vielleicht, weshalb jemand überhaupt für den Personalrat kandidiert. Im Grunde treibt uns alle derselbe Impuls an: verantwortungsvolle Mitbestimmung. Doch das funktioniert nur, wenn wir alle, die es angeht, in unseren Gremien aktiv sind. Wer ein aktuelles, internes Lagebild der Universität sucht, wird das im Personalrat immer finden. In den nun vier Jahren meiner ersten Legislatur erlebte ich hier viele spannende, aber auch einige spannungsgeladene Episoden des Miteinanders. So viele verschiedene Charaktere! Alle besitzen sie unterschiedliche Vorstellungen, ganz eigene Bedürfnisse und Ideen für einen besseren Alltag! Mit der Zeit wurde mir immer klarer, dass es durch diese Dynamik zwangsläufig zu Momenten der Reibung kommt. Aber das muss ja nichts Schlimmes sein!
Damit es nicht schlimm oder gar schlimmer wird, steht der Personalrat beratend und helfend zur Seite. Dinge ermöglichen. Wege finden. Gemeinsam. Das entspricht auch meinem Naturell. Nach langem Abwägen und gutem Zureden vieler anderer Personalräte wurde mir klar, dass ich nach dem altersbedingten Ausscheiden der bisherigen Amtsinhaberin meinen Hut in den Ring werfen sollte.

Gibt es dringliche Aufgaben, die sie direkt angehen wollen? Wenn ja, welche?

Alles, was im Personalrat eingeht, ist dringend, und zwar immer. Entweder weil das Problem eines Einzelnen derart schwerwiegend ist, dass eine Lösung möglichst schnell her muss. Oder, banaler, weil uns gesetzliche Fristen klare, enge Vorgaben machen. Von meiner Amtsvorgängerin Silvia Blaschzik habe ich gelernt, dass man immer zwischen langfristigem, strategischem Denken und flexibler Entschlossenheit umschalten können muss. Aber auch, dass man niemanden dabei zurücklassen darf und alle mitnehmen muss.
Zukunftsvertrag? Der ist im übertragenen Sinne gestern eingetroffen, wird heute umgesetzt – und morgen Auslöser einer kritischen Situation? Befassen wir uns damit! Das Anliegen einer Mitarbeiterin, die in der individuellen Kommunikation mit ihrer Abteilungsleitung Probleme hat? Der Wissenschaftler mit Befristungsproblemen, dem Anspruch auf elternfreundliche Arbeitszeiten und die Corona-Herausforderung? Kommen Sie vorbei, reden wir miteinander, lassen Sie uns nachdenken, gemeinsam Gesetze wälzen und Lösungen finden!
Aber auch die Dienststelle selbst, die in ihrer Arbeit auf Entscheidungen des Personalrates angewiesen ist, darf hier nicht vergessen werden. Wir sind Partner auf Augenhöhe. Wir lösen Herausforderungen gemeinsam, jedoch ohne unsere Bedürfnisse und Rechte zu vernachlässigen. Was ich sagen will: Jede dieser Realitäten für sich ist dringend. Klar ist damit aber auch, dass es spätestens bei uns keine „kleinen Probleme“ mehr gibt.
Der Personalrat bewährt sich meiner Ansicht nach hierbei, auch weil wir breit aufgestellt und sehr engagiert sind. Für mich als Vorsitzender ist das Glück und Privileg zugleich. Auf die Einschätzungen dieses großen Spektrums von Erfahrungen bauen zu können, bewahrt uns alle vor einer zu einseitigen Betrachtungsweise.

Wo sehen Sie generell Schwerpunkte der Arbeit ihres Gremiums aktuell und darüber hinaus?

Generell müssen wir unter anderem über Arbeitsbedingungen, Vertragspraxis sowie Mitarbeitergesundheit reden. Nicht weil die Universität Leipzig hier als Ganzes unrühmlich agiert, sondern weil das Bessere stets der Feind des Guten ist. Es gibt immer etwas weiterzuentwickeln. Sei es, um bestehende Defizite zu beseitigen oder auf Feldern, in denen es gut läuft, besser zu werden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität, die wir als Personalrat vertreten, besitzen unheimlich viel Know-how und einen klaren Blick für Bereichsprobleme. Dank dieser Expertise können wir hier in vielen Diskussionen mit profunden Ideen dienen. Aber auch Forderungen erheben, von denen wir genau wissen, dass dahinter ein echter Bedarf steht und nicht nur ein loses „nice to have“.
Konkret reden wir dabei zum Beispiel über die laufenden Verhandlungen zu Dienstvereinbarungen wie „Mobile Arbeit“, „Homeoffice“, „Hitze“ – und als Dauerbrenner – „Betriebliches Eingliederungsmanagement“. Zu all diesen Themen haben wir seit Beginn der laufenden Legislatur im Mai 2016 Initiativentwürfe eingebracht. Bis zum Ende der Legislatur Anfang Mai 2021 würden wir das gern auch alles abschließen. Gleichsam wollen wir eine Befristungspraxis, die sich möglichst nur noch auf Sachgründe stützt – schon allein aus sozialer Verantwortung, wenngleich es gesetzlich zulässige Alternativen gibt. Und an einigen Stellen der Universität sehen wir uns mit Gesundheitsproblematiken konfrontiert. Das kann niemandem gefallen, hält aber trotz ständiger Ansprache durch den Personalrat noch immer an.

Vielen Dank.
Die Fragen stellte Katrin Henneberg

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