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Prof. Dr. Roland Happ hat seit dem 1. April 2022 die Professur für Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Wirtschaft an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät inne. An der Universität Leipzig möchte er den Studiengang „Lehramt an Berufsbildenden Schulen mit der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung“ aufbauen – der erste in einem Lehramtsstudiengang in Leipzig und eine Herausforderung für den gebürtigen Hessen. Er möchte dazu beitragen, dass die Universität Leipzig und der Bereich der Beruflichen Bildung national und international anschlussfähig und gut vernetzt sind. Im Interview erklärt Happ außerdem, was er sich in der Lehre vorgenommen hat und berichtet über sein Engagement für den Umweltschutz.

Herr Prof. Happ, was haben Sie studiert – und wo?

Ich habe an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz das Studium der Wirtschaftspädagogik absolviert.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?

Prägend war für mich meine insgesamt zehnjährige Zeit (2010 bis 2020) am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik bei Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Olga Zlatkin-Troitschanskaia hat mich sowohl in meiner Promotion als auch meiner Habilitation exzellent betreut. In meiner Promotion habe ich die Entwicklung des volkswirtschaftlichen Grundlagenwissens im Studienverlauf bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspädagogik analysiert. Kernaussage ist, dass es im Wesentlichen die Eingangsvoraussetzungen der Studierenden sind, die zu einem erfolgreichen Wissenserwerb führen. Im Anschluss habe ich mich zum Einfluss des Migrationshintergrundes auf unterschiedliche Facetten des ökonomischen Wissens habilitiert. Sowohl bei der Promotion als auch der Habilitation war es äußerst bereichernd, dass Klaus Beck, der Vorgänger von Frau Zlatkin-Troitschanskaia in Mainz, mit Rat und sehr viel Tat zur Seite stand. Während meiner wissenschaftlichen Laufbahn in Mainz hatte ich eine Gastprofessur am Mori Arinori Center for Global Mobility der Hitotsubashi University in Tokio inne, um die international-vergleichende Berufsbildungsforschung weiter als Schwerpunkt meiner Forschung voranzutreiben. Im Oktober 2020 war ich sehr glücklich, die Universität Leipzig das erste Mal durch die Übernahme der Vertretungsprofessur für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät kennenzulernen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

Berufliche Bildung ist unglaublich facettenreich: Lehr-Lern-Prozesse im berufsschulischen Bereich, Unterweisungsprozesse in Unternehmen, Aus- und Weiterbildung und vieles mehr. Dieses bedeutet, dass ein Institut Schwerpunkte setzen sollte, die dabei helfen, die Forschung im nationalen und internationalen Kontext in bestimmten Bereichen zu etablieren. Ich setze einen Schwerpunkt auf die finanzielle Bildung von jungen Erwachsenen. Kurz gesprochen geht es darum, junge Erwachsene in dem Managen der eigenen persönlichen Finanzen, etwa dem Kauf von Gütern und Dienstleistungen, Versicherung, Absicherung und vielem mehr, zu fördern. Durch den Einsatz von Videovignetten, die schulischen Unterricht möglichst authentisch simulieren, möchte ich mit der Forschung die praxisnahe Ausbildung von Lehrkräften im berufsbildenden Bereich fördern. Lehrkräfteausbildung für den berufsbildenden Bereich ist ein wichtiger Aspekt der Daseinsvorsorge. Gleichzeitig forsche ich auf dem Gebiet der international-vergleichenden Berufsbildungsforschung. Ich bin in einem Netzwerk aktiv, in dem sich Forscher:innen unter anderem aus den USA, den Niederlanden, der Schweiz, China, Japan, Südkorea engagieren. Die Förderung der ökonomischen und finanziellen Bildung von jungen Erwachsenen hat Schnittstellen zwischen diesen Ländern offengelegt, denen wir uns gemeinsam widmen.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Ich bemesse die Ziele in Forschung nicht nur an finanziell eingeworbenen Mitteln. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die Universität Leipzig und der Bereich der Beruflichen Bildung national und international anschlussfähig und gut vernetzt sind. Dann ergeben sich auch notwendige finanzielle Ressourcen für die Forschung. Gerade weil berufliche Bildung aus Deutschland mit dem dualen Berufsausbildungssystem im internationalen Vergleich einmalig ist, ist mir die nationale und internationale Anschlussfähigkeit wichtig.

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Digitalisierung in der beruflichen Bildung und die Unterstützung von studentischem Lernen durch digitale Bildungsangebote interessieren mich sehr. Mein Institut transferiert ein in Leipzig entwickeltes Lehrkonzept zu „Anwendungen der Künstlichen Intelligenz im berufsbildenden Bereich“ an acht weitere Berufs- und Wirtschaftspädagogikstandorte in Deutschland und der Schweiz. Es macht uns stolz, dass unsere Ideen in der Lehre derart nachgefragt sind.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

„eine Herausforderung, die mich fasziniert.“

Zur Erklärung: Ich habe die Aufgabe an der Universität Leipzig den Studiengang „Lehramt an Berufsbildenden Schulen mit der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung“ aufzubauen und zu implementieren. Hier betreten wir in Leipzig mit der ersten Fachrichtung in einem Lehramtsstudiengang Neuland. Vor dieser Aufgabe habe ich großen Respekt, aber ich nehme dieses als Herausforderung wahr. In dem Studiengang ist es mein großes Anliegen, die Theorie-Praxis-Verzahnung zu stärken.

Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Aus aktuellem Anlass: Die Erkenntnis für jeden Menschen, dass kriegerische Auseinandersetzungen nur Verlierer haben werden – auf allen beteiligten Seiten.

Welche Hobbys haben Sie?

Alles, was in der Natur ist: Ich mache gerne ausgiebige Ausflüge mit meiner Familie in der freien Natur. Ich engagiere mich im Umweltschutz und „betreue“ mit Freunden und Familie eine 40-köpfige Schafherde.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

„Lebbe geht weider“ Dragoslav „Stepi“ Stepanović (ehemaliger Trainer von Eintracht Frankfurt, was ich in Leipzig nicht zu laut sagen sollte).

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

22.09.1984 in Fulda (Hessen).

Die Fragen stellte Susann Huster.

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