Nachricht vom

Das Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig beherbergt eine Schädelsammlung, deren Ursprung im ausgehenden 19. Jahrhundert liegt. Seit Beginn des Jahres 2021 wurden die Sammlungsbestände von ursprünglich rund 1.500 Schädeln erforscht mit dem Ergebnis, dass sich davon noch rund 1.200 Schädel im Institut befinden. Ziel der Universität Leipzig ist es, die Sammlung menschlicher Überreste, sogenannte "human remains", aufzulösen, indem sie an die Herkunftsländer zurückgegeben werden. Dazu sind die Wissenschaftler:innen mit verschiedenen Nationalitäten in Kontakt.

Die Schädelsammlung besteht aus mehreren Sammlungen verschiedener Naturforscher: Die umfangreichsten Bestände mit rund 1.200 Schädeln aus mehr als 40 Ländern gehen auf die über 130 Jahre alte Schädelsammlung von Prof. Dr. Emil Ludwig Schmidt zurück. Der Anthropologe und Ethnologe vermachte sie der Universität Leipzig im Jahr 1901. Weitere Schädel stammen aus anderen, kleineren historischen Beständen wie der Carl Gustav Carus Sammlung. Der Arzt und Naturforscher Carus sammelte neben menschlichen Schädeln auch Gipsmodelle und Totenmasken. Nach seinem Ableben ging die Sammlung zunächst an das Zoologische Institut, 1918 wurde sie mit der Sammlung von Schmidt im Institut für Anatomie vereint.

Nach der eingehenden Untersuchung der Exemplare und ihrer Zuordnung anhand historischer Unterlagen konnte inzwischen die Herkunft von rund 1.000 Schädeln geklärt werden. Zwei Studentinnen haben dafür einen digitalen Katalog angelegt, der dokumentiert, welche Schädel noch vorhanden sind, ob die Merkmale aus den historischen Akten mit dem Präparat übereinstimmen und aus welchem Herkunftsland sie stammen. Darüber hinaus wurde untersucht, in welchem Zustand sich der jeweilige Schädel befindet, also ob zum Beispiel der Unterkiefer fehlt. „Genau genommen wissen wir nicht, ob bei der Übergabe an die Universität Leipzig beziehungsweise an das Institut für Anatomie alle im Katalog aufgeführten Schädel vorhanden waren. Im alten Katalog von Schmidt gibt es bereits alte Markierungen über fehlende Schädel. Dementsprechend konnten wir auch nicht dokumentieren, welche Schädel bei der Zerstörung verloren gegangen sind, sondern, welche Schädel vor Ort sind und aus welcher Sammlung sie stammen“, erläutert Prof. Dr. Martin Gericke, einer der beiden Direktoren vom Institut für Anatomie der Universität Leipzig. 

Wissenschaftler:innen des Instituts stehen zur Überführung der Gebeine derzeit mit elf  Ländern sowie Vertreter:innen des Romano Sumnal e.V. im Austausch. Bei rund 300 Schädeln kann das Herkunftsland aufgrund ungenauer historischer Angaben zur Provenienz, wie beispielsweise „Schädel ganz unsicherer Herkunft“, nicht eindeutig identifiziert werden. Diese human remains sollen durch weiterführende Provenienzforschung mit Unterstützung anderer Fachdisziplinen untersucht und letztendlich bestattet werden. Ein Antrag beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste wird derzeit erarbeitet.

Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Ihr Kommentar

Hinterlassen Sie gern einen Kommentar. Bitte beachten Sie dafür unsere Netiquette.