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Was sind die Forschungsschwerpunkte der Professoren an der Universität Leipzig? Was ist ihnen in der Lehre wichtig, und haben die Experten eigentlich auch Hobbys oder ein Lebensmotto? Im LUMAG stellt sich heute wieder eine der neuberufenen Professorinnen vor.

Diesmal ist es Ana Zenclussen. Sie arbeitet seit dem 1. Juli als Professorin für „Pädiatrische Umweltepidemiologie/Immunologie“ am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), wo sie das Department Umweltimmunologie leitet, sowie an der Universität Leipzig mit ihrer Forschergruppe „Perinatale Immunologie“.

Leipziger Universitätsmagazin: Professor Zenclussen, woher kommen Sie und was haben Sie studiert?

Ana Zenclussen: Ich bin gebürtige Argentinierin. Dort habe ich auch Biochemie studiert und in Immunologie promoviert.

Was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?

Nach meinem Studium der Biochemie, welches ich 1996 beendet habe, habe ich an der Universidad de Buenos Aires im Fachgebiet Immunologie promoviert. Im Anschluss führten mich verschiedene Forschungsstipendien, wie das Stipendium der Alexander-von-Humboldt Stiftung, nach Berlin an die Humboldt Universität und Charité, wo ich im Jahre 2006 schließlich habilitierte. Das Jahr darauf wurde ich als Professorin und Abteilungsleiterin der Experimentellen Gynäkologie und Geburtshilfe an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg berufen. Seit 2020 leite ich nun die Departments Umweltimmunologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sowie die Perinatale Immunologie am Sächsischen Inkubator für Klinische Translation (SIKT) an der Universität Leipzig.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet? Was sind Ihre Schwerpunkte?

Das Immunsystem erkennt und bekämpft fremde Strukturen. Der Fetus ist gegenüber der Mutter halbfremd und wird trotzdem nicht abgestoßen. Lange glaubte man, dass das Immunsystem der Mutter den Fetus „ignoriert“. Es gab sogar einen Nobelpreis für dieses Konzept. Heute wissen wir, auch dank unserer Arbeit, dass die Mutter sehr spezifische Toleranzmechanismen entwickelt, um den Fetus aktiv zu tolerieren. Wir konnten außerdem zeigen, dass Plazentazellen – also fetale Zellen, denn die Plazenta ist ein fetales Organ – Substanzen sezernieren, wie zum Beispiel das Hormon hCG, die die Immunzellen der Mutter so programmieren, dass sie zu toleranten Zellen, zu so genannten regulatorische T oder B Zellen, werden. Das Thema hat mich immer fasziniert, und ich freue mich, immer auf dem Gebiet geblieben zu sein und somit auch durch langfristige Projekte mit wichtigen Konzepten dazu beigetragen zu haben und noch beizutragen. Die Zeit im fetalen Leib ist entscheidend für die Entwicklung des Feten, aber auch für die Entstehung von Krankheiten – die so genannte theory of placenta origin of chronic diseases – in anderen Worten: Wir erforschen die kindliche Gesundheit, indem wir die Immunmechanismen während der Schwangerschaft aufschlüsseln. Denn das Endokrino-Immunsystem spielt eine außerordentlich wichtige Rolle. Nachdem wir verstanden haben, dass Hormone Immunzellen modulieren können und dies für die fetale und perinatale Phase sehr wichtig ist, haben wir angefangen, uns für mögliche Störer dieser Prozesse zu interessieren. So sind wir auf die Endokrindisruptoren gekommen. Das sind „man-made chemicals“, die überall präsent sind und unser Leben erleichtern, zum Beispiel der Weichmacher BPA. Allerdings können sie negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. So haben wir in den letzten drei Jahren zeigen können, dass wichtige Prozesse der Schwangerschaft durch angeblich unbedenkliche Dosierungen negativ beeinflusst werden und dies auch für die fetale und kindliche Entwicklung Folgen hat. Das ist nun der Schwerpunkt meiner Forschung in Leipzig.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Ja, ich möchte dazu beitragen, unseren Kindern die bestmöglichen Lebensbedingungen, aber auch Therapien und Krankheitsprävention anbieten zu können. Mein Beitrag dazu ist das Verständnis wichtiger Mechanismen von Krankheitsentstehungen, möglicherweise durch Umweltchemikalien, bereits im Mutterleib. Das möchte ich gerne in Forschungsverbünden realisieren, wo Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Fachgebieten mit einem Ziel zusammenkommen: Kindergesundheit zu fördern. Auch liegt mir die Nachwuchsförderung und die Unterstützung von Frauen in der Wissenschaft sehr am Herzen.

Können Sie uns kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Meine Professur ist hauptsächlich eine Forschungsprofessur, meine Lehrstunden möchte ich gerne unter anderem dafür einsetzen, dass wir Wahlpflichtveranstaltungen anbieten und Medizinstudierenden die Möglichkeit bieten, einen Einblick in die faszinierende Welt der experimentellen Translationsforschung zu erhalten. Da passt ganz gut, dass wir am SIKT arbeiten dürfen.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

…der Ort, wo Georg Schmorl in 1892 erstmalig zeigte, dass fetale Zellen die Plazenta durchqueren können und in mütterlichen Organen und Strukturen zu finden sind. Er hat auch entdeckt und publiziert, dass die Plazenta die Ursache der Präeklampsie ist, damals bekannt als puerperale Eklampsie. Erst viel später hat man diese unglaublich wichtigen Erkenntnisse honoriert. Hätte Medawar Schmorls Arbeiten gelesen, wäre er nie zu der falschen Schlussfolgerung gekommen. Hier in Leipzig zu arbeiten, ist eine große Ehre für mich.

Welche Hobbys haben Sie?

Tanzen (Klassisch), Zumba, Nähen, Lesen.

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Ja, immer weitermachen.

Verraten Sie uns bitte noch Ihr Alter?

48.

Vielen Dank.
Die Fragen stellte Peggy Darius.

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