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Welche pädagogischen Effekte können die Gestaltung des Raums und die Architektur – entweder in absichtsvoll geschaffener oder in nicht intendierter Gestalt – auf das Lehren und Lernen haben? Dieser Frage gingen im April Lehramtsstudierende der Universitäten Leipzig und Graz gemeinsam nach. Im Rahmen des Austauschprogramms der Hochschulallianz ARQUS konnten die Leipziger Studierenden auch weitere Einblicke in das österreichische Schulsystem nehmen und mit ihren Grazer Kommiliton:innen ins Gespräch kommen, berichten die Seminarleiter:innen Prof. Dr. Agnieszka Czejkowska und Prof. Dr. Jonas Flöter.

Mit dem Schuleintritt beginnt eine Zeit des langen Sitzens und der Reglements. Kinder brauchen jedoch Bewegung, Lehrer:innen Flexibilität. Diesem Aspekt versuchen unterschiedliche Vorstellungen von der Schule der Zukunft gerecht zu werden. Der Besuch der Ausstellung „Das Bildungsbedürfnis einer Region“ im Volkskundemuseum Graz war Startschuss für unseren Austausch über die Unterschiede der deutschen und österreichischen Schulsysteme sowie Herausforderungen im Zugang zum individuell passenden Bildungsangebot für Schüler:innen in einer Region.

In der Volksschule Mariagrün, durch die uns Direktor Harald Schabus und Wolfgang Schnelzer führten, erkundeten wir innovative, kennzeichnende Besonderheiten: Zum einen ist es österreichweit die erste Volksschule in Passivhaus (AA+)-Qualität in dieser Größe. Zum anderen sind die Lernräume im „Cluster“-System konzipiert. Das heißt, dass Klassenräume, offene Lernräume, Lehrerzimmer und Materialraum in einem Raumverbund angeordnet sind.

Konzepte des offenen Lernens und Klassenverbandes konnten wir in der Projektschule Graz partizipativ kennenlernen. Hier gab uns Schulleiterin Patricia Thaller Einblick. In einem Klassenverband verschiedener Altersgruppen werden die Kinder gemeinsam unterrichtet. Die Raumgestaltung der Schule ist sowohl für die heterogenen Klassen als auch für das individuelle Lerntempo der Kinder besonders förderlich.

Die architektonischen Herausforderungen einer Ganztagsbildung, vom Speisesaal bis zur Nachmittagsbetreuung diskutierten die Lehramtsstudierenden im Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lichtenfels (Leitung: Direktor Nikolaus Holzapfel und Michi Peier) und in der Mittelschule SAG Puntigam (Leitung: Veronika Auer). Spielräume zu erkennen, zu nutzen und zu schaffen, um Lehr-Lernprozesse innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers zu organisieren, stand im Zentrum des Austausches. Es wurde deutlich, dass ungeachtet sehr unterschiedlicher Rahmenbedingungen Raumgestaltung und Pädagogik ineinandergreifen und sich unterstützend beeinflussen. Auffallend war, wie engagiert und schüler:innenorientiert das Ringen um Räume geschieht: von Teamräumen für Klassenlehrer:innen über Rückzugslernorte für Schüler:innen bis zum Ski-Keller und Graffiti an den Wänden.

Auch die für Österreich so typischen berufsbildenden mittlere und höhere Schulen durften nicht fehlen. Mit dem einzigartigen Konzept der JusHAK ermöglichte auch die Benko Business School, Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht, dank Direktorin Tanja Habich und Mirijam Katic, einen Einblick in ihre Lehrräume sowie den bei ihren Schüler:innen beliebten Lernort im Laubengang.

Das gemeinsame Seminar findet seit 2021 unter der Leitung von Professorin Agnieszka Czejkowska (Bildungstheorie und Schulforschung, Universität Graz) und Professor Jonas Flöter (Allgemeine Erziehungswissenschaft, Universität Leipzig) sowie Lisa-Sophie Krob und Jessica Venner für Lehramtsstudierende der Universitäten Graz und Leipzig statt. Es wurde in diesem Semester aus Mitteln des BMBF und DAAD im Rahmen des nationalen Begleitprogramms von Arqus gefördert. An dieser Stelle danken wir auch allen Schulen sehr herzlich!

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