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Die graue Couch war der Lieblingsplatz von Prof. Johannes Ringel in seinem Büro im „Wifa“-Gebäude. Dort, so sagt er, habe er die besten Gespräche geführt. „Zwischen den Zeilen hört man in einer bequemen Gesprächsatmosphäre besser“, sagt der 66-Jährige. Ende März geht Ringel, der viermal zum Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gewählt wurde, nach 25 Jahren an der Alma Mater in den Ruhestand. Seine Couch, die ihm wie die Kunst in seinem Büro privat gehört, nimmt er mit zurück in seine Heimatstadt Düsseldorf. Ebenso viele zumeist gute Erinnerungen an seine Zeit in Leipzig, die trotz des Ruhestands noch nicht gänzlich beendet ist.

Ringel liebt die Kunst, die Studierende der Universität Leipzig schaffen. Deshalb setzte er sich schon vor Jahren dafür ein, das Kunstpädagogik-Studierende der Universität im Fakultätsgebäude in der Grimmaischen Straße ihre Werke zeigen können. „Zum 17. Mal stellen sie jetzt aus. Das ist eine Win-win-Situation“, betont der studierte Architekt und Denkmalpfleger. Das große Bild über seiner Couch lässt Ringel als Dauerleihgabe im Treppenhaus des Fakultätsgebäudes aufhängen und nimmt es nicht mit nach Hause.

Außer studentischer Kunst liebt Johannes Ringel noch etwas ganz besonders: die Musik von Universitätsmusikdirektor David Timm und den Musikensembles der Universität. Timm und der Universitätschor sowie das Universitätsorchester und die Unibigband sorgen bei Ringel mit ihren Auftritten bei vielen Uni-Veranstaltungen immer wieder für emotionale Momente. „Ich mag es, wenn David Timm in die Tasten haut. Ich bin ein Fan von ihm“, verrät Ringel, dessen Bürotür stets offen steht, wenn er anwesend ist.

Seine Ära an der Universität begann 1999 als Lehrbeauftragter an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ein Jahr später wurde Ringel zum Professor berufen. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor Franz Häuser setzte er sich dafür ein, dass das Thema Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Forschungsthema an der Universität wurde.

"Eine schöne akademische Bilanz"

Übrigens ist seine Nachfolgerin schon im Amt: Melanie Krause. Sie ist Professorin für nachhaltige Immobilien- und Stadtentwicklung. Vier von Ringels früheren Doktorand:innen sind bereits selbst zu Professor:innen berufen worden, drei davon an Hochschulen in Ostdeutschland. „Das ist eine schöne akademische Bilanz“, sagt Ringel voller Stolz. Im April trifft er elf seiner Doktorand:innen zu einem Abschiedstrunk in Leipzig. Auch aus dem Senat, der Fakultät und dem Fakultätsrat hat sich der Mann bereits verabschiedet, für den „Zuversicht eine Lebenspflicht“ ist.

Nun, so sagt Ringel, habe er mehr Zeit für seine Familie, Reisen mit seiner Frau und endlich Gelegenheit, die 150 Bücher zu lesen, die er sich in den vergangenen Jahren gekauft, aber aus Zeitgründen nie gelesen hat. Der Universität bleibt er allerdings noch etwas erhalten – als Vorsitzender des Beirats der Universitätsstiftung und als Leiter eines Teilprojekts des „T!Raum“-Förderprogramms, das in Zusammenarbeit mit Kommunen Räume für die Zukunft von Regionen konzipiert. „Ich bin also nur so ein bisschen weg“, sagt er. Weiterhin wird er auch in Jurys von städtebaulichen Wettbewerben in ganz Deutschland sitzen, was er auch bereits in der Vergangenheit getan hat. Vermissen wird Johannes Ringel aber seine Spaziergänge durch Leipzig und vor allem den einen stillen Platz in der Nikolaikirche, auf dem er regelmäßig Entspannung gefunden hat.

Die erste Reise im Ruhestand mit seiner Frau führt ihn in wenigen Tagen übrigens nach Ägypten. Es wird auch eine Reise in seine eigene Vergangenheit: Ringel hat dort in Alexandria vor genau 40 Jahren über den DAAD seine erste Stelle als Architekt in einem Architekturbüro bekommen. Das Büro, das es noch immer gibt, will er nun besuchen.

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