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Fast hätten die steigenden Covid-Fallzahlen Ende Dezember mich mein langgeplantes Auslands-Tertial in Österreich absagen lassen. Warum ich nun doch schon seit einigen Wochen hier im Salzkammergut Klinikum in Gmunden arbeite und meinen Antritt keine Sekunde bereue, möchte ich kurz berichten.

Im Rahmen meines Medizinstudiums bin ich seit Ende Dezember 2020 im Salzkammergut Klinikum Gmunden, Österreich, als Studentin im Praktischen Jahr (PJ) angestellt. Mein Auslands-Tertial geht noch bis Mitte April.

Leipzig ist eine Stadt, die viel bietet. Das Einzige was fehlt, sind die Berge. Deshalb schaute ich mich schon gegen Ende 2019 nach Kliniken im Alpenraum um, die einen freien PJ-Platz in der Chirurgie für den oben genannten Zeitraum anboten. Auf Gmunden, einen relativ kleinen Ort am Traunsee in Oberösterreich, wurde ich durch die vielen guten Bewertungen im PJ-Portal aufmerksam. Und nachdem die relativ zügige Zusage der Sekretärin kam, glaubte ich bis zur Coronakrise alles sicher.

"Wenn schon Lockdown, dann wenigstens inmitten von schneebedeckten Bergen"

Als meine Abreise immer näher rückte, stand ich im engen Kontakt zu eben dieser Sekretärin, die mir aus österreichischer Sicht grünes Licht gab. Trotzdem fiel es mir nicht leicht, unbeschwert meine Taschen zu packen und auf Zeit in die Berge zu ziehen. Letztendlich entschied ich mich aber bewusst dafür, da ich das Risiko einer Ansteckung bis auf die Zugfahrt nach Österreich als relativ gering einschätzte. Wenn schon im Lockdown leben, dann wenigstens inmitten von schneebedeckten Bergen und jeder Menge Freizeitmöglichkeiten!

Zweimal pro Woche ein Covid-Abstrich

Ich wurde sehr herzlich auf Station empfangen und fühlte mich sofort in der chirurgischen Abteilung wohl. Untergebracht bin ich für die nächsten Wochen mit drei anderen PJ-lern im Wohnheim gleich neben dem Klinikum. Die hygienischen Maßnahmen werden hier sehr vorbildlich durchgeführt, außerdem unterziehen wir uns zweimal pro Woche einem Covid-Abstrich und haben die Möglichkeit, uns impfen zu lassen – das verschafft mir schon unglaublich Sicherheit.

Kameradschaftliches Miteinander im Krankenhaus

Neben den Coronamaßnahmen schätze ich die angebotene Lehre der Ärzte, deren Freundlichkeit und das Arbeiten auf Augenhöhe. Ehrlicherweise habe ich selten so ein kameradschaftliches Miteinander im Krankenhaus erlebt. Die viele Zeit zum Erklären und Demonstrieren könnte auch ihren Ursprung in den heruntergefahrenen OP-Programmen haben – wenigstens etwas Gutes an Corona. Ansonsten habe ich bisher keine weiteren Auswirkungen des Virus auf das tägliche Arbeiten bemerken können.

Bekocht mit den besten regionalen Speisen

Freizeitlich gesehen, sieht das natürlich etwas anders aus; alle Läden haben geschlossen und alle Gasthäuser ebenso, weshalb mir leider die gute österreichische Küche bisher etwas verwehrt blieb. Doch unsere gutmütigen Oberärzte beziehungsweise deren Frauen zeigen große Anteilnahme und bekochten uns schon mit den besten regionalen Speisen.

Im Moment arbeite ich auf der Unfallchirurgie, werde später aber noch in die Allgemeinchirurgie wechseln. Ein normaler Arbeitstag beginnt gewöhnlicherweise um 7 Uhr mit der Morgenbesprechung, später verteilen wir uns in der unfallchirurgischen Ambulanz. Die Aufgabe der PJ-Studenten besteht in der Erstversorgung der Patienten, das heißt wir untersuchen die Patienten und entscheiden, ob eine Bildgebung benötigt wird. Später besprechen wir die Diagnose und Therapie mit einem Oberarzt und diktieren den Befund. Ungewohnt selbstständiges, aber doch im Hintergrund sehr gut geführtes Arbeiten. Wenn man Lust und Interesse hat, kann man jederzeit in den OP gehen, stets assistieren und das chirurgische Nähen üben.

"Nach der Arbeit passiert viel draußen im Freien"

Überraschenderweise haben wir schon um 14 Uhr Feierabend, was ich aus deutschen Krankenhäusern überhaupt nicht gewöhnt bin. Nach der Arbeit passiert viel draußen im Freien, was ebenso weitesgehend unbeeinflusst von der Coronakrise bleibt; ausgedehnte Spaziergänge am Traunsee, Wanderungen auf die schneebdeckten Gipfel der Umgebung. Auch nutzten wir schon die leeren Skipisten und genossen einsame Abfahrten im Puderschnee. Auch in Zukunft wollen wir die wunderschöne Natur hier noch maximal ausnutzen.

Später am Tag treffen wir PJ-ler uns in der Wohnheimsküche, kochen gemeinsam und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Wer sich dafür entschieden hat, in so ein kleines Klinikum wie hier in Gmunden zu gehen, für den stehen familiäres Miteinander und die Natur im Vordergrund, würde ich behaupten. Beides bleibt von der Coronakrise unbeeinflusst, weshalb ich sehr froh bin, meine Reise angetreten zu haben, auch wenn es mit Besuchen von Freunden und Familie natürlich schlecht aussieht.

"Alles in allem ermutige ich jeden, den Schritt ins Ausland zu wagen"

Und auch wenn ich hier noch einige Wochen verbringen werde, so kann ich jetzt schon relativ sicher behaupten, dass ich von der ausgesprochen guten Lehre hier sehr profitiere und mir im Winter keinen schöneren Ort zum Arbeiten vorstellen könnte als in den Bergen. Alles in allem ermutige ich jeden, den Schritt ins Ausland zu wagen, auch während der Coronakrise, so lange aus Sicherheitsgründen nichts im Weg steht.

 

  • In loser Reihe stellen wir Erfahrungsberichte zum Thema "Mein Auslandsaufenthalt in der Corona-Zeit" im Universitätsmagazin und auf den Social-Media-Kanälen der Universität vor.
  • Mehr Erfahrungsberichte zum Thema Auslandsaufenthalt finden Sie in den Entdeckerstorys.
     

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