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Das SEPT Competence Center an der Universität Leipzig hat vor Kurzem sein 30. Jubiläum gefeiert. Im Interview skizziert Prof. Dr. Utz Dornberger, der SEPT seit 2004 leitet, wie das Zentrum Kleinere und Mittlere Unternehmen (KMU) nicht nur in Deutschland, sondern gerade auch im globalen Süden unterstützt.

Das Small Enterprise Promotion and Training (SEPT) wurde 1992 an der Universität Bremen gegründet, zog 1996 an das Institut für Afrikanistik der Universität Leipzig. Was war die Idee hinter der Gründung von SEPT?

Die Kleineren und Mittleren Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft in Deutschland, im globalen Süden sind sogar 99 Prozent aller Unternehmen KMU. Damals gab an den deutschen Hochschulen kaum Wissen, wie sich KMU in Afrika, Lateinamerika oder Asien fördern lassen. Deswegen wollte man mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) einen Studiengang aufbauen, der Expert:innen in diesem Bereich ausbildet.

Das war damals sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal in der Hochschullandschaft.

Unser Master „Small Enterprise Promotion and Training“ war damals der einzige Studiengang, der sich mit den Entwicklungsproblemen von KMU des globalen Südens beschäftigt hat. Auch in der Betriebswirtschaftslehre war das Thema KMU-Förderung als Studienfach kaum präsent.

Das Profil von SEPT hat sich seitdem enorm entwickelt. Was waren wichtige Meilensteine?

Unter der Bezeichnung SEPT lief lange Zeit ausschließlich der MBA-Studiengang. Wir haben dann aber festgestellt, dass das Thema Existenzgründung an der Universität Leipzig fehlt. Im Jahr 2006 haben wir die Existenzgründungsinitiative SMILE gegründet und immer mehr Projekte mit Hochschulen im globalen Süden angestoßen. Dabei ging es vor allem um die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft, also um Themen wie Existenzgründungsförderung, Innovationszentren oder Career Services. Daraus ist das Netzwerk iN4iN entstanden, an dem rund 100 Hochschulen in Afrika, Lateinamerika und Asien beteiligt sind. Dadurch konnten wir auch den International Start-up Campus Mitteldeutschland ins Leben rufen. Er bietet Start-ups aus dem Technologiesektor an, sie bei ihrer Internationalisierung zu unterstützen.

Welche Skills vermittelt SEPT?

Wir betreiben an Hochschulen Kompetenzentwicklung und Strukturaufbau, damit diese vor Ort Transferstrukturen wie etwa ein Existenzgründungszentrum aufbauen und betreiben können. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Projekt ACCESS (African Centre for Career Enhancement & Skills Support), das vom DAAD gefördert wird. Hier entwickeln wir vor allem Kompetenzen auf der Seite der Lehrenden, um als Academic Business Coach Studierende bei der Existenzgründung zu unterstützen oder um Service Learning-Maßnahmen mit der lokalen Wirtschaft zu implementieren.

Wo sind Sie konkret aktiv?

In Ghana kooperieren wir zum Beispiel seit 2012 mit der Kwame Nkrumah University of Science and Technology beim Aufbau von Entrepreneurship-Zentren und bei der Frage, wie deren Graduierte schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Das ist eine der zentralen Herausforderungen in Afrika – dort liegt die Akademikerarbeitslosigkeit in manchen Staaten bei 30 Prozent. In Asien bieten wir zum Beispiel mit der Technischen Universität in Hanoi unseren MBA-Studiengang als Double Degree-Programm an. Wir haben außerdem in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) und in Shanghai eigene Büros, um Wirtschaftskooperationen anzubahnen.

Wie sieht die Bilanz von SEPT aus?

Ein paar Beispiele aus den Ergebnissen unserer Arbeit: In Asien finden zum Beispiel rund 40 Prozent der von uns betreuten deutschen Unternehmen die für sie passenden Kunden oder Zulieferer, das ist eine sehr gute Quote. Mittlerweile haben wir im globalen Süden an mindestens 30 Hochschulen Entrepreneurship-Zentren angeschoben, ganz aktuell etwa in Bangladesch: In der Provinz Khulna konnten wir sieben Hochschulen unterstützen, damit dort zum Beispiel für alle Studierenden Entrepreneurship-Kurse angeboten werden. In Benin haben wir mit der IRGIB Africa University ein Angebot erarbeitet, mit dem die Hochschule die Dienste ihrer pharmazeutischen und biotechnologischen Labore auf dem Markt bringt. Damit generiert die Hochschule wichtige Einnahmen, und Studierende machen wertvolle Praxiserfahrungen.

Warum reizt Sie als Universitätsprofessor, neben Forschung und Lehre so viel Zeit in den Wissenstransfer zu investieren?

Ich habe 1990 als Student den Weltladen in Jena aufgebaut und 2001 ein internationales Consulting-Unternehmen gegründet. Deswegen verstehe ich mich auch als Unternehmer, kenne die Praxis und weiß, was diese Seite braucht. Aber natürlich bin ich in erster Linie Universitätsprofessor. Die Interaktion mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft ist mir aber sehr wichtig. Ich sehe es als notwendig an, als akademischer Akteur gerade an dieser Schnittstelle aktiv zu sein.

Was sind die weiteren Pläne für SEPT?

Wir wollen die regionale Entwicklung in Mitteldeutschland fördern – und zwar vor allem in den kleineren Städten im Umkreis von Leipzig, die nach der Wende gelitten haben: Torgau, Weißenfels, Zeitz oder Eilenburg wollen wir unterstützen, etwa durch den Aufbau eines Start-up-Zentrums oder durch die Bündelung lokaler Akteure, um das Quartiersmanagement, soziale Innovationen oder das Wassermanagement zu stärken. Die Universität Leipzig hat dafür gerade das große BMBF-Projekt „Handlungsmacht der Kommunen stärken“ eingeworben.

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