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An einem Mittwoch im September um genau 13:20 Uhr war der große Moment da: Mitarbeiter der Kustodie der Universität hievten die frisch restaurierte Grabplatte der Elisabeth von Sachsen mit Gurten an ihren neuen und zugleich angestammten Ort im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli. Im Altarraum wird die bronzene Platte mit einer lebensgroßen Darstellung der Erinnerten künftig auch für Besucher:innen zu sehen sein. Bis zur feierlichen Enthüllung am (heutigen) 7. Oktober waren aber zu dem Zeitpunkt noch einige Handgriffe notwendig: Der Sockel musste noch mit Steinen verkleidet und die Beleuchtung eingerichtet werden. Nun aber ist alles fertig. Damit endet eine lange, abenteuerliche Reise, die ihren Anfang mit Elisabeths Bestattung in der Paulinerkirche im Jahr 1484 nahm und über die Thomaskirche führte. Elisabeth war als Stammmutter der Ernestinischen Linie des Hauses Wettin von europäischer Bedeutung. Zu ihren Nachfahren zählt auch König Charles III.

Elisabeth, die Ehefrau von Kurfürst Ernst von Sachsen, eine geborene von Wittelsbach aus Bayern, hatte die Kirche ausdrücklich zu ihrem Bestattungsort erwählt. Nach der Leipziger Teilung von 1485 wurde sie zur Stammmutter der Ernestinischen Linie. Zu ihren Nachkommen zählt auch das englische Königshaus. Bis zur Sprengung der Paulinerkirche im Jahr 1968 befand sich das Grabmal der Ehefrau von Kurfürst Ernst von Sachsen in dem Gotteshaus. Kurz zuvor wurde die Bronzeplatte zusammen mit anderen Kunstwerken gerettet und ab 1987 an einer Wand hängend in der Leipziger Thomaskirche präsentiert. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Die Grabplatte steht fertig im Paulinum - mit Beleuchtung. Foto: Kustodie/Universität Leipzig
Die Grabplatte steht fertig im Paulinum - mit Beleuchtung. Foto: Kustodie/Universität Leipzig

Bergungsnummer 41 wurde nicht entfernt

Im Januar dieses Jahres begann Elisabeths Reise zurück nach Hause: Zunächst ging es in die Werkstatt der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher, die die Grabplatte reinigte, mit einer extra Platte stabilisierte und schließlich konservierte. Nach sechs Monaten erfolgte der Rücktransport. „Die Logistik war für mich die größte Herausforderung. Die Platte war mit 90 Kilogramm schwerer als erwartet, zugleich dünn und dadurch etwas instabil“, berichtet sie. Zudem wurde extra zum Transport und zum Schutz des Kunstwerks, das aus sechs vernieteten Teilstücken besteht, eine hölzerne Kiste gebaut. „Wir mussten Schutzvorkehrungen treffen“, erinnert sich die Restauratorin, die natürlich auch bei der sogenannten Legeprobe im Paulinum dabei war. Daher wurde zusätzlich eine Platte zur Stabilisierung auf der Rückseite des historischen Stücks angebracht. Die Bergungsnummer 41, die es kurz vor der Kirchensprengung bekommen hatte, hat die Restauratorin nicht entfernt.  „Sie gehört zur Geschichte der Grabplatte“, sagt sie.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Legeprobe im September im Paulinum: Letzter prüfender Blick der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher auf die Grabplatte. Foto: Universität Leipzig
Legeprobe im September im Paulinum: Letzter prüfender Blick der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher auf die Grabplatte. Foto: Universität Leipzig

Handgeschriebene Zettel bei der Restaurierung gefunden

Eine oder genauer gesagt zwei Überraschungen erlebte Neubacher bei ihrer Arbeit an dem Metallgrabmal, denn sie fand zwei handgeschriebene Zettel, die offenbar in der Zeit in der Thomaskirche zwischen Holzrahmen und Platte gesteckt wurden. Wie der bulgarische Kustodie-Mitarbeiter Tschawdar Michalkow feststellte, wurden die Zettel in seiner Muttersprache verfasst. Darin bittet – einer orthodoxen Tradition folgend - eine bulgarische Mutter darum, offenbar bei einem Sorgerechtsprozess ihren Sohn zurückzubekommen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Diesen handgeschriebenen Zettel in bulgarischer Sprache fand die Restauratorin während ihrer Arbeit an der Grabplatte. Foto: Universität Leipzig
Diesen handgeschriebenen Zettel in bulgarischer Sprache fand die Restauratorin während ihrer Arbeit an der Grabplatte. Foto: Universität Leipzig

Dimmbare LED-Lichter für die passende Illuminierung

In den Tagen bis zur Einweihung wurde der Sockel der Platte mit Steinen versehen. Ringsherum sorgen nun dimmbare LED-Lichter für die passende Illuminierung und sollen dem Eindruck entgegenwirken, dass unter der Platte Elisabeths Gebeine liegen. „Wir haben uns entschieden, für den Sockel das gleiche Material wie für den Boden zu nehmen – Kirchheimer Muschelkalk“, berichtet der Direktor der Kunstsammlung und der Kustodie der Universität, Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen. Auch eine Informationstafel für Besucher:innen sei geplant, sagt er. 

„Finger raus“, rief Kustodie-Mitarbeiter Matthias Hubrich, der die nunmehr um eine verstärkende Unterplatte noch 30 Kilogramm schwerere Grabplatte zusammen mit drei Kollegen zu ihrem Bestimmungsort getragen hat. „Es sieht schon schön aus“, stellte er fest, als sie an Ort und Stelle lag. Noch ein wenig schief sei sie. Es wurde um jeden Millimeter gerungen. Dann endlich lag das wertvolle Stück wieder – korrekt ausgerichtet – an seinem angestammten Ort.

 

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