Leipziger Universitätsmagazin: Was sind eigentlich Forschungsinformationen?
„leuris“- Team: Forschungsinformationen beschreiben, welche Forschungsaktivitäten an unserer Universität stattfinden. Das können etwa Informationen über laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte sein, über Publikationen oder wissenschaftliche Veranstaltungen. Dazu gehören bei einer Publikation zum Beispiel Autorinnen und Autoren, Titel, Verlag und Erscheinungsjahr oder bei einem Forschungsprojekt unter anderem Titel, Projektleiterin oder Projektleiter, Angaben zu Mittelgebern und Laufzeit.
Forschungsinformationen dürfen dabei nicht mit Forschungsdaten verwechselt werden. Forschungsdaten sind digitale Daten, die während der Forschung entstehen oder verarbeitet werden, zum Beispiel Messdaten, Ergebnisse aus Befragungen oder Bild- und Videomaterialien. Während also Forschungsdaten in der Forschung selbst eine Rolle spielen, beschreiben Forschungsinformationen das Forschungsgeschehen.
Wozu benötigt die Universität ein Forschungsinformationssystem?
Der langfristige Erfolg einer Universität hängt immer mehr von der Fähigkeit ab, die eigenen wissenschaftlichen Leistungen zu verstehen, zu beschreiben und nach außen zu präsentieren. Ein Forschungsinformationssystem (FIS) hilft dabei: Im FIS sind alle Forschungsinformationen unserer Universität auf einen Blick zusammengefasst und strukturiert. Idealerweise ermöglicht ein FIS die mehrfache Verwendung von Daten, sodass diese von vielen Nutzerinnen und Nutzern für unterschiedliche Zwecke genutzt werden können.
Die zweckmäßige Verwaltung von Forschungsinformationen ist komplex: Die vorhandenen Informationen können hinsichtlich Qualität, Umfang und Fokus sehr unterschiedlich sein. Sie sind meist in verschiedenen Formaten über viele Systeme an den Fakultäten und Einrichtungen verteilt. Gleichzeitig wurden diese Systeme nicht alle mit Blick auf ein FIS etabliert. Sie verfolgen mitunter ganz andere Zwecke. Ein wichtiger Teil der Arbeit des Projektteams ist es, diese verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen.
Damit entsteht durch die Einführung eines FIS nicht nur ein technisches System, sondern auch ein Anlaufpunkt, an dem Lösungen für derartige Fragen koordiniert werden.
Wie kann man sich leuris vorstellen?
Die Universität Leipzig hat sich dafür entschieden, kein kommerzielles System zu erwerben, sondern ein FIS selbst zu entwickeln. Im September 2016 haben das Prorektorat für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, das Dezernat Forschung und Transfer, das Universitätsrechenzentrum und die Universitätsbibliothek mit einem gemeinsamen Projekt zum Aufbau eines FIS begonnen. Es soll Forschungsinformationen strukturieren und qualitätsgesichert für verschiedene interne und externe Anwendungsfälle bereitstellen, wie zum Beispiel zur Berichtserstattung oder zur Präsentation auf der Universitätswebsite. Die erste Aufgabe war es, eine Anwendung zu entwickeln, um Forschungsaktivitäten für den Forschungsbericht, der bis dahin aufwendig händisch zusammengestellt wurde, direkt online zu erfassen.
Der Anspruch an leuris ist seitdem, Informationen aus den bestehenden Fachsystemen der Universität zusammenzuführen und weiter zu nutzen. Die Fachsysteme sind zum Beispiel das Personalverzeichnis (PVZ), das System für die Drittmittelverwaltung (IVMC) und die Publikationserfassung der Universitätsbibliothek. Dabei obliegt die Datenhoheit den Fachabteilungen, und leuris ist für die Synchronisation mit den jeweiligen Systemen zuständig. So bearbeitet zum Beispiel weiterhin die Bibliothek die von den Forschenden gemeldeten Publikationsdaten und verantwortet die Hochschulbibliografie (wie das Leipziger Universitätsmagazin berichtete). Ein Modul von leuris steuert die Prozesse zum Datenabgleich und zur Qualitätssicherung zwischen leuris und der Bibliothek.
Um den Austausch mit anderen Systeme kümmern sich weitere leuris-Module. Jedes Modul erfüllt einen klar umrissenen und eng abgesteckten Zweck und wird als eigenständige Komponente implementiert. Das versteht sich unter dem modularen Ansatz von leuris.
Was kann leuris bereits?
Leuris wird kontinuierlich weiterentwickelt und ist schon jetzt ein zentrales Werkzeug unserer Universität zur öffentlichen und internen Forschungsberichterstattung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können im leuris:Forschungsbericht ihre Forschungsaktivitäten eintragen. Diese werden im leuris:Portal öffentlich dargestellt. Die Forschenden können mit der leuris:Profilseite außerdem ein eigenes Personenprofil pflegen, das auf der Universitätswebseite erscheint.
Der „leuris:Forschungsbericht“ umfasst fünf Typen von Aktivitäten, die auf Forschung an unserer Universität zurückgehen: Forschungsprojekte, Publikationen, wissenschaftliche Veranstaltungen, internationale Kooperationen und Auszeichnungen. Die Forschenden können jederzeit fortlaufend Eintragungen vornehmen.
Das „leuris:Portal“ präsentiert die Forschungsergebnisse gebündelt für die Öffentlichkeit. Direkt auf der Startseite ist die Anzahl der jeweiligen Forschungsaktivitäten ersichtlich. Interessierte können die Informationen nach Einrichtungen oder Personen gruppieren. Zusätzlich gibt es Filtermöglichkeiten, wie beispielsweise nach Jahren.
Seit Juni 2019 können Forschende mit der Anwendung „leuris:Profilseite“ eigene Personenprofile erstellen beziehungsweise erstellen lassen, die auf der Universitätswebsite angezeigt werden. Sie können so Schlaglichter ihrer Forschung präsentieren und Informationen zum wissenschaftlichen Fokus und Werdegang, Lehrprofil und Lehraktivitäten hinterlegen.
Wie sieht der weitere Fahrplan für die Entwicklung von leuris aus?
Das ist ein langfristiges Vorhaben und eine große Herausforderung für die Universität Leipzig. Sie erfordert weiter die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen. Aktuell verfolgt leuris verschiedene strategische Ziele: das Abbilden der Forschungslandschaft im zeitlichen Verlauf, das Abbilden der gelebten Organisationsstruktur – auch jenseits von Kostenstellen – sowie eine ORCID-Anbindung.
Darüber hinaus gibt es zurzeit noch kein Modul, das Aktivitäten verwaltet, die nicht auf Forschung an unserer Universität zurückgehen. Forschende haben jedoch ein großes Interesse daran, zum Beispiel alle ihre Publikationen auf ihren persönlichen Profilseiten zu zeigen – auch jene, die nicht zur Hochschulbibliografie unserer Universität gehören. Deshalb will das Projektteam in Zukunft ermöglichen, auch bestimmte externe Aktivitäten darzustellen.
Die Basis dafür ist schon vorbereitet, der Fokus liegt allerdings zurzeit darauf, das bisher Erreichte zu konsolidieren und leuris stärker im Arbeitsalltag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu etablieren. Dazu sammelt das Projektteam die Anforderungen unserer Forschenden für die zukünftige Weiterentwicklung bereits bestehender Module. Es will die Sichtbarkeit von leuris erhöhen, nicht nur durch transparente Prozesse zur Sicherung der Datenqualität, sondern auch durch regelmäßige Schulungsangebote und serviceorientierte Arbeit.
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