Nach einem freien Montagvormittag, den wir nutzen konnten, um die Stadt ein wenig zu erkunden, begann die Staff Week mit einem herzlichen Willkommen. Das Organisationsteam von Arqus und die Diversitätsakteur:innen der Université Lyon 1 stellten sich vor und gaben uns einen ersten Einblick in die geplanten Aktivitäten. Im Anschluss an die Eröffnungspräsentation folgte eine ausführliche Stadtführung, die sich dem Thema Queerness in Lyon und Europa widmete. Dabei hatten wir Gelegenheit, sowohl die Stadt als auch die anderen Teilnehmenden besser kennenzulernen.
Wie und für wen können Universitäten noch zugänglicher gestaltet werden?
Am nächsten Tag tauchten wir noch tiefer in die Themen der Staff Week ein. Die Vormittage waren geprägt von Plenary Lectures und Panel Discussions zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit, Digitale Barrierefreiheit, Ansätzen für die Förderung von Bildungsteilhabe sowie Inklusives Lehren und Lernen. Zu dieser Gelegenheit wurden einzelne Projekte, aber auch umfassende Strategien der Arqus-Universitäten vorgestellt und anschließend gemeinsam diskutiert. Dabei zeigte sich, wie unterschiedlich nationale Strategien zum Umgang mit Diversität und Zugänglichkeit sein können – ebenso wie die Begriffsdefinitionen einzelner Diversitätskategorien und -ansätze.
So liegt in Deutschland der Fokus beim Diversity Management oft auf den sogenannten „Big Six“, also auf den sechs Diskriminierungskategorien des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes: race/ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung und chronische Erkrankung, Alter, sexuelle Identität. An Hochschulen werden zusätzlich Themen wie Elternschaft/Pflegeverantwortung und soziale Herkunft verhandelt, die den Erfolg im wissenschaftlichen Feld beeinflussen. Der intersektionale Ansatz, den auch die Universität Leipzig verfolgt, berücksichtigt die Vielschichtigkeit individueller Erfahrungen und versucht, Diskriminierungsmechanismen ganzheitlich abzubauen. Irlands National Access Plan erweitert diese Perspektive beispielsweise um weitere Kategorien, wie Erfahrungen mit dem Pflegesystem (z.B. in Kinderheimen oder Pflegefamilien) oder das Betroffensein von häuslicher Gewalt.
Chancengerechtigkeit als gelebte Praxis
Ein praktisches Beispiel für den direkten Austausch vor Ort war die gemeinsame Begehung der Laborräume an der Université Lyon 1 unter der Fragestellung, wie barrierefrei diese tatsächlich sind. Schnell wurden zahlreiche Hürden wie zu hohe Tische, schwer erreichbare Steckdosen und Lärmbelastungen identifiziert. In Nachgesprächen zeigte sich, dass viele dieser Probleme mit einfachen Maßnahmen behoben werden können, zum Beispiel durch höhenverstellbare Tische, Kopfhörer und regelmäßige Pausen sowie ein barriereärmeres Betriebssystem auf den Laborcomputern.
Ein weiterer zentraler Schwerpunkt der Woche war der Einsatz digitaler Technologien zur Barrierefreiheit. Hier wurden beeindruckende Projekte vorgestellt, die zeigen, wie Technologien den Alltag erleichtern können. Besonders hervorzuheben sind die App EVELITY (Lyon 1) und das Projekt OPALE (Lyon 2). Beide bieten innovative Lösungen für die barrierearme Orientierung an den Hochschulen und setzen dabei auf die Indoor- und Outdoor-Navigation mittels Apps. Vorgestellt wurde auch die MILO-Plattform der Universität Maynooth, die Studierende dabei unterstützt, ihre Studierfähigkeit und ihr Wohlbefinden in einem selbstgesteuerten Tempo zu verbessern.
Die Teilnahme an der Staff Week ermöglichte es uns, wertvolle Kontakte zu knüpfen und Partnerschaften mit den anderen europäischen Hochschulen zu vertiefen. Der Austausch über Good Practices und innovative Projekte zur Förderung von Diversität hat uns wichtige Impulse geliefert, die wir in jedem Fall in neuen Herangehensweisen mitdenken werden und die wir in der täglichen Arbeit in unseren Teams multiplizieren werden. Diese neuen Netzwerke werden uns langfristig dabei unterstützen, Einblicke in die Diversitäts- und Inklusionsarbeit im europäischen Rahmen zu erhalten und im internationalen Vergleich auf dem Laufenden zu bleiben.
Wir danken dem Team des Arqus Inclusion & Diversity Hub, sowie dem Organisationsteam der Universität Lyon 1 für die gut organisierte Staff Week. Die Teilnahme an zukünftigen Arqus Staff Weeks können wir abschließend nur allen Mitarbeitenden empfehlen.
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