Was ermöglicht der Forschungsatlas?
Jenny Kuhnardt: Der Forschungsatlas Leipzig ist eine digitale, kartenbasierte Plattform, die wissenschaftliche Publikationen verzeichnet, die sich mit Leipzig oder einzelnen Teilräumen der Stadt beschäftigen. Die Plattform soll den Wissenstransfer zwischen Forschenden untereinander wie zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit verbessern. So ist die Plattform – im Gegensatz zu vielen wissenschaftlichen Portalen – frei zugänglich und ermöglicht, dass auch Engagierte aus Vereinen, aus Stadtverwaltung und Stadtpolitik etwa dazu recherchieren können, was in einem bestimmten Themenfeld bereits erforscht wurde oder welche Arbeiten es eigentlich zu ihrem Stadtteil gibt. Uns war es wichtig, eine Bandbreite an Publikationen, also von Seminararbeiten über Dissertationen bis hin zu Artikeln in Fachzeitschriften oder Beiträgen in Sammelbänden, aufzunehmen, weil all diese Arbeiten Fragen an die Stadt gerichtet haben. Die Arbeiten sind entsprechend ihrer Inhalte der Gesamtstadt oder einzelnen Stadtteilen zugeordnet. Auf Ebene der Gesamtstadt befinden sich etwa Publikationen, die Leipzig mit anderen Städten vergleichen oder stadtweite Erhebungen zur Luftqualität analysieren. In den Ortsteilen sind es konkretere Fragen, wie die Einzelhandelsentwicklung in der Innenstadt oder die Lebensqualität in Grünau. Wir haben darüber hinaus die verzeichneten Publikationen thematisch kategorisiert, so zum Beispiel „Öffentliche Räume“ oder „Nachhaltigkeit“, und einer wissenschaftlichen Disziplin entsprechend der Regensburger Verbundklassifikation zugeordnet. Weitere bibliographische Informationen, wie Autor:innen, Erscheinungsjahr und ein Abstract zur Publikation, ermöglichen eine detaillierte Suche.
Wie kam es zur Idee des Forschungsatlas? Wer ist daran beteiligt?
Die Idee kam, als ein Kollege an der Uni Leipzig zu mir meinte, es gäbe kaum Forschungen über die Eisenbahnstraße, beziehungsweise die Ortsteile Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf. Das überraschte mich sehr. 2012, als ich Geographie an der Uni studierte, beschwerten sich genau dort Interviewpartner:innen, dass ständig „Leute von der Uni“ kommen und von ihnen etwas zur Entwicklung des Stadtteils wissen wollen. Sehr viel Forschung verschwindet in Schubladen oder ist nicht zugänglich. Seminararbeiten und Abschlussarbeiten werden häufig nach Abschluss der Prüfungsleistung nicht veröffentlicht. Die Qualität der Arbeiten mag sehr unterschiedlich sein, aber trotzdem hat sich jemand mit einer konkreten Fragestellung beschäftigt, Daten ausgewertet und Interviews geführt. Artikel in Fachzeitschriften und Beiträge in Sammelbänden sind häufig nur über wissenschaftliche Repositorien beziehungsweise Suchmaschinen auffindbar.
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