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Dr. Heike Kalesse-Los studierte Diplom-Meteorologie an unserer Universität. Über Zwischenstationen führte ihr Weg schließlich wieder zurück an die Uni Leipzig. Zunächst als Junior-Professorin im Tenure Track, seit 1. Juli 2024 als Professorin, forscht sie über Wolken und Niederschlag auf der ganzen Welt, sowohl in Leipzig, als auch vor Ort. Um ihre Forschung öffentlich zu kommunizieren geht sie auch ungewöhnliche Wege. Das Universitätsmagazin stellt sie vor.

Was haben Sie studiert – und wo?

Für mich hat sich ein Kreis geschlossen: Ich habe in Leipzig Meteorologie studiert.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?

In meiner Dissertation an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz habe ich mittels flugzeuggetragener passiver Strahlungsmessungen untersucht, welchen Einfluss die Form von Eispartikeln auf die Eigenschaften von Zirruswolken hat. Danach bin ich von passiver auf aktive Fernerkundung „umgestiegen“ und habe als Postdoc an der McGill Universität in Montreal, Kanada, geforscht, was man mittels Wolkenradarmessungen über die Dynamik von Eiswolken lernen kann. Anschließend ging es für mich wieder zurück nach Leipzig. Zuerst habe ich drei Jahre lang am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) untersucht, wie man aus Wolkenradarmessungen Informationen über Mischphasenwolken, in denen Eiskristalle und unterkühltes Flüssigwasser koexistieren, ableiten kann. Von April 2018 bis Juni 2024 war ich dann Juniorprofessorin am Leipziger Institut für Meteorologie (LIM) der Universität Leipzig, wo ich nun auch weiterforsche.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

Mich faszinieren Wolken in ihrer Vielfalt und ich finde es spannend, täglich mehr über sie und ihre Komplexität zu lernen. Der Forschungsschwerpunkt meiner Arbeitsgruppe liegt darauf, bodengebundene synergetische Atmosphärenfernerkundungsinstrumente zu nutzen, um wissenschaftliche Fragestellungen zu den Themen Wolkenentstehung und -entwicklung, sowie Niederschlagsbildung und dem Schicksal von Niederschlag unterhalb von Wolken zu beantworten. Da unsere Messgeräte mobil einsetzbar sind, können wir Wolken in den verschiedensten Regionen der Erde untersuchen, einige unserer Feldmesskampagnen führ(t)en uns dabei in die Arktis, nach Patagonien, die Passatwolkenregion des Atlantiks, sowie die Rocky Mountains der USA, was uns die Erforschung unterschiedlichster Wolkentypen und Niederschlagsarten ermöglicht. Dank der vorhandenen Messgeräte hat sich in den vergangenen Jahren ein weiterer Forschungsschwerpunkt im Bereich erneuerbare Energien aufgetan. Hier erforschen wir beispielsweise, inwiefern sich die Kürzestfristvorhersage der Stromeinspeiseleistung von Windparks verbessern lässt, wenn zusätzliche Windmessungen von Anemometern und Wind-Lidaren mit in die Prognosen einbezogen werden. Des Weiteren sind wir auch daran interessiert, unsere Messgeräte für neuartige Einsätze, zum Beispiel im Bereich der Wechselwirkung von Klimawandel und Biodiversitätsforschung, einzusetzen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen ist ein Screenshot des Titels der Multimediastory.
Dr. Heike Kalesse-Los war als Junior-Professorin an der Universität Leipzig eine von vier Protagnonist:innen der SUK-Multimediastory „Dem Schnee auf der Spur“. Screenshot: Stabsstelle Universitätskommunikation

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? 

Die weitere Entwicklung von maschinenlerngestützten Methoden, um aus den gemessenen Instrumentenvariablen verschiedene mikrophysikalische Wolken- und Niederschlagsparameter, wie zum Beispiel die Verteilung von Flüssigwasser und Eis in Mischphasenwolken, die Form von Eispartikeln bzw. den Bereifungsgrad von Eiskristallen, sowie das Vorkommen von sekundärer Eisbildung abzuleiten, wird mich auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Zudem möchte ich verstärkt Synergien von Beobachtungen in den Atmosphärenwissenschaften und der Ökologie nutzen, um z.B. mehr über die Verteilung von fallendem Niederschlag speziell unter Bäumen zu verstehen. Hier gibt es noch überraschend viele offene Fragen, beispielsweise betreffs des Abfluss von Niederschlag entlang von Baumstämmen oder der Größenverteilung von Regentropfen unter Bäumen, die z.B. Einfluss auf Bodenerosion haben kann. 

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Interaktivität ist wichtig, um das Stoffverständnis zu fördern. Interaktive Lehre statt Frontalvorlesungen gelingen dank des guten Zahlenverhältnisses zwischen Dozierenden und Studierenden im Fachgebiet Meteorologie sehr gut. Ich möchte das ausbauen und auch die Analyse der in meiner AG erhobenen Fernerkundungsdaten verstärkt mit in die Lehre einbeziehen, um den Link zwischen Lehre und Forschung zu stärken. Zudem habe ich mit sogenannten „inversen Vorlesungen“, in denen die Studierenden sich selbst in Kleingruppen Stoff erarbeiten und in der Vorlesung allen präsentieren, gute Erfahrungen gemacht und möchte auch dieses Format weiter ausbauen.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

… der Ort, an dem ich studiert habe und nun langfristig lehren und forschen möchte.

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Die Erkenntnis eines jeden, dass unser persönliches Verhalten und Handeln großen Einfluss auf die Zukunft hat und dass es in unserer Hand liegt, die Erde auch für kommende Generationen lebenswert zu lassen. In diesem Zusammenhang würde ich mir wünschen, dass schon in der Schule Themen wie Ressourcenschonung, gesunde Ernährung, nachhaltiger Transport, Achtsamkeit etc. altersstufengerecht thematisiert werden. 

Welche Hobbys haben Sie?

Als Kontrast zur Kopfarbeit zählen Gärtnern und Yoga zu meinen Hobbies. Aber dank meines kleinen Sohns verbringe ich meine Freizeit stattdessen oft mit Lego-Duplo und Sandburgen bauen. 

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

Ja, mehrere: Everything passes. Every day that you are alive is a gift. It’s up to yourself, if the glass is half-empty or half-full.

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

Und ich dachte Frauen nach ihrem Alter zu fragen ist ein no-go? ;) Ich bin 1979 in Mühlhausen, Thüringen geboren.

Die Multimediastory „Dem Schnee auf der Spur“ beginnt mit den Worten: „Hoch oben in den majestätischen Rocky Mountains, wo die Berggipfel den Himmel zu berühren scheinen und die Wildnis in all ihrer Pracht erstrahlt, haben vier Leipziger Forscher:innen [darunter Dr. Heike Kalesse-Los] ein ehrgeiziges Abenteuer unternommen.“ Sie haben persönlich vor Ort in den Rocky Mountains reichhaltiges Video- und Bildmaterial erstellt und für die Veranschaulichung ihres Forschungsprojekts zur Verfügung gestellt: Vor der atemberaubenden Kulisse des 3.850 Meter hohen Gothic Mountain wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Schneeforschung aufgeschlagen.

Die Multimediastory ist eine Produktion der Stabsstelle Universitätskommunikation.

 

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