Was haben Sie studiert – und wo?
Ich habe während meiner Studienzeit in Magdeburg eine riesige große Bandbreite an ineinandergreifenden Themen betrachtet: Ich habe Wirtschaftsinformatik studiert und meine Diplomarbeit am Datenbanken-Lehrstuhl geschrieben. Daneben war ich Werksstudent bei Siemens Verkehrstechnik in Braunschweig, habe eine studentische Unternehmensberatung mit aufgebaut und auch noch Elektronik- und Microcontroller-Bausätze entwickelt und vertrieben. Promoviert habe ich dann über Kooperation in „sozialen“ Netzwerken und Datenstrukturen am Lehrstuhl für Data and Knowledge Management, ebenfalls in Magdeburg.
Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?
Nach meiner Promotion bin ich als Postdoc an das KIT nach Karlsruhe gegangen und habe dort mit Mitteln der ersten Exzellenzinitiative fast zehn Jahre lang eine Nachwuchsforschergruppe zu technischen Datenschutzthemen aufgebaut und geleitet. Parallel dazu war ich als Dozent in Kaiserslautern sowie als Vertretungsprofessor in Saarbrücken und Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut tätig. Vor meinem Stellenantritt an der Universität Leipzig war ich für fünf Jahre Professor für Datenschutz und Sicherheit an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig.
Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?
Mich fasziniert, dass es im Bereich Datenschutz und Sicherheit keine einfachen Lösungen gibt. Stattdessen hat man es mit zahlreichen, jeweils miteinander in Konflikt stehenden Zielen und mit Lösungsoptionen auf vielen unterschiedlichen Ebenen zu tun. Zum Beispiel wird selbst eine technisch perfekte Maßnahme zur Cybersicherheit nicht funktionieren, wenn die Nutzer sie nicht verstehen und anwenden können. Datenschutz und Sicherheit benötigt auch immer erst einmal Ressourcen bzw. reduziert die Dienstqualität, ohne einen unmittelbar ersichtlichen Nutzen zu generieren. Das heißt, man ist auch immer im Bereich Risikomanagement und Qualitätsmaße unterwegs. Dies macht es unglaublich spannend, Ansätze der künstlichen Intelligenz oder des maschinellen Lernens auf Datenschutz- und Sicherheitsprobleme hin zu untersuchen bzw. zur Lösung solcher Probleme einzusetzen, denn solche Ansätze sind bereits von Hause aus komplex und man weiß vorher nie ganz genau, welche Ergebnisse sie auf neuen, unbekannten Daten liefern werden.
Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?
Ich verfolge zwei Stoßrichtungen: Zum Einen interessiert mich, ob sich bestehende Geschäftsprozesse, Algorithmen, IT-Infrastrukturen oder Datenmanagement-Lösungen im Bereich Machine Learning und KI datenschutzfreundlicher oder sicherer gestalten lassen, ohne dass die Ergebnisse oder die Performanz allzu sehr negativ beeinflusst werden. Beispielsweise kann man hier mit Anonymisierung oder homomorpher Verschlüsselung arbeiten. Man kann auch der Frage nachgehen, an welcher Stelle in der IT-Infrastruktur welche Algorithmen ausgeführt werden sollten – Stichwort Edge Computing. Zum Zweiten forsche ich daran, wie mit den Mitteln von Machine Learning und KI Probleme aus dem Bereich von Datenschutz und Sicherheit gelöst werden können. Ein Beispiel dafür wäre die Frage, ob es gelingt, mit einer KI neue, unbekannte Cyber-Angriffe auf Smart-Home-Geräte zu entdecken oder auch nur herauszufinden, ob eine Datenschutzerklärung der Datenschutzgrundverordnung entspricht.
Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?
Unsere IT-Landschaft wird beinahe jeden Tag komplexer. Kein Informatik-Studium ist vollständig, in dem nicht wenigstens die Grundlagen von Datenschutz und Cybersicherheit zur Sprache kamen. Die Vermittlung dieser Themen ist mir darum ein ganz wesentliches Anliegen. Darüber hinaus möchte ich gern aktuelle Themen gemeinsam mit interessierten Studierenden weiterentwickeln, sei es im Rahmen eines Laborpraktikums, einer Abschlussarbeit oder einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Doktorand. Ich bin daher immer auf der Suche nach Studierenden, die sich für solche Themen begeistern können.
Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“
...insbesondere durch das ScaDS.AI meine berufliche Wunschdestination schlechthin.
Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?
Ich wünsche mir, dass sich die Erkenntnis weiter ausbreitet, dass wir eine nachhaltige IT-Landschaft brauchen. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Produkte oder Dienste, die nach Privacy-by-Design oder Security-by-Design entwickelt wurden, einen Vorteil haben gegenüber solchen, die vermeidbare Schwachstellen enthalten oder nicht angemessen mit persönlichen Daten umgehen.
Welche Hobbys haben Sie?
Ich interessiere mich besonders für Radfahren und Radreisen, gern im Gebirge und außerhalb Deutschlands. Man kommt dabei in einen sehr intensiven Kontakt zur Natur. Man nimmt auch Regionen und Entfernungen ganz anders wahr, als wenn man dort mit dem Auto oder Zug hindurchbraust. Und man lernt Leute kennen, mit denen man sonst nie gesprochen hätte.
Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?
Vielleicht dieses hier: „Die interessantesten Dinge lassen sich nicht planen. Man kann sich aber in eine Position bringen, in der interessante Dinge passieren können.“
Verraten Sie uns bitte noch wann und wo Sie geboren sind?
Geboren wurde ich 1976 in Magdeburg.
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