Medienerziehung verpackt in drei Workshops
Um einen Grundstein zu legen, wurde aus den inhaltlichen Schwerpunkten medienerzieherischen Handelns je ein Workshop konzipiert, der sich beispielhaft den verschiedenen Wissensbereichen zuwendet:
- Digitalisierungsbezogene gesellschaftliche Entwicklungen,
- Adressat:innenorientierung,
- Phänomene medialer Entwicklungen (Medienwelten)
Der erste Workshop widmete sich den Veränderungen, die mit der Digitalisierung einhergehen. Medienpädagogin Claudia Kuttner stellte verschiedene Wandlungsprozesse einer „Kultur der Digitalität“ nach Felix Stalder vor. Wie wandeln sich Lehren und Lernen unter den Bedingungen von Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität? Welche Bedeutung haben Medien für Lehrkräfte? Wie kann den daraus abgeleiteten Anforderungen begegnet werden?
Kuttner lieferte eine einfache und zugleich komplexe Antwort: mit Medienkompetenzförderung. Diese ermöglicht neben gezielter Nutzung digitaler Besonderheiten auch die Implementierung von Barrierefreiheit und Förderung der Partizipation aller am Lernprozess Beteiligter. Am wohl schwierigsten gestaltet sich die Herausforderung, mit der einhergehenden Unbestimmtheit umzugehen, mit der jede Lehrkraft selbst zurechtkommen muss, bevor dies an die Lernenden weitergegeben werden kann. Ein guter Rat dabei wäre, sich statt „Wie gestalte ich einen Prozess digital?“ die Frage „Was macht ein digitales Phänomen mit meiner Lehre?“ zu stellen.
Der zweite Workshop „Digital Overkill“ stand im Sinne der Adressat:innenorientierung. Um medienerzieherisches Handeln auf die Lebens- beziehungsweise Medienwelten, Bedürfnisse und Qualifikationsanforderungen sowie Lernvoraussetzungen von Lernenden auszurichten, bedarf es zunächst eines Wissens um deren Erfahrungen und Lebenswirklichkeiten. Hierfür führte Medienpädagoge Julian Kasten vor dem Hintergrund der tiefgreifenden Medialisierung in die Mediensozialisationstheorie ein. Aus diesem Verständnis heraus stellten sich folgende Fragen: Wo treffen wir im Lehr- oder Schulalltag auf Medienwelten der Lernenden? Wie können wir uns über deren Interessen informieren? Wie stehen diese Erfahrungen zu unserer eigenen Mediensozialisation?
Der Workshop bot Ansätze, wie diese Erkenntnisse für die eigene Lehre nutzbar gemacht werden können und skizzierte verschiedene Handlungsmöglichkeiten medienpädagogischer Praxis, nämlich Sicherheit geben, Orientierung bieten, Mediendidaktik und mit aktiver Medienarbeit Partizipation anregen. Zudem stellte Kasten verschiedene Medienkompetenzmodelle vor, die bei dieser Umsetzung leitend sein können.
Im dritten Workshop wurden anhand des Beispiels ChatGPT konkretere Auswirkungen der Digitalisierung auf das Lehren und Lernen im Zeitalter des medialen kulturellen Wandels besprochen. Prof. Dr. Thomas Villmann gab detaillierte Einblicke in die Hintergründe der Funktionsweisen dieser KI und erklärte, wie neuronale Netzwerke funktionieren. Aufschlussreich hierbei war die Erkenntnis, dass alles auf Wahrscheinlichkeiten beruht, ähnlich wie bei der Wortergänzung im Messenger eines Smartphones. Anschließend gab es Anregungen und Denkanstöße, wie Lehre und Prüfungen sich unter der Existenz von textgenerierenden Maschinen verändern müssen.
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