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Wenn die Besucher:innen der Premiere von „Otello“ am 17. Dezember an der Oper Leipzig das Drama um den venezianischen Feldherren Otello und seine Frau Desdemona auf der Bühne erleben, bekommen sie im Programmheft ein Stück Expertise der Universität Leipzig mit auf den Weg. Darin ordnen Axel Körner, Professor für Neuere Kultur- und Ideengeschichte an der Alma mater, und Barbara Babić, Postdoc in Körners Forschungsprojekt „Opera and the Politics of Empire in Habsburg Europe“, die Handlung der Oper von Giuseppe Verdi in die Epoche ihrer Entstehung geschichtlich ein. „Ich arbeite an der Schnittstelle zwischen Musikwissenschaft und Geschichte“, sagt Körner, der zum 1. Oktober 2021 mit einem ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats vom University College London nach Leipzig gewechselt war.

Die Zusammenarbeit zwischen Babić, Körner und der Oper Leipzig  ergab sich bei einem Treffen des Leipzig Science Network im Oktober, an dem auch Körner und Vertreter:innen der Oper teilnahmen. Dabei kam das Gespräch auf die Märchenweltoper „Undine“ von Albert Lortzing, die aktuell auf dem Spielplan stand. Lortzings Wirken als Kapellmeister des Stadttheaters in Leipzig und als Komponist in Wien baute Körner dann in seine Vorlesung zur Geschichte der Habsburgermonarchie ein. Er zeigte den Studierenden Auszüge aus der Inszenierung und empfahl ihnen, eine der Vorstellungen zu besuchen. Sie lernten auf diese Weise so einiges über Lortzings Wirken in Leipzig und die Rolle der Frau Mitte des 19. Jahrhunderts, als „Undine“ uraufgeführt wurde. „Ich wollte meinen Studierenden die Möglichkeit geben, in die Oper hineinzuhören. Diese Märchenwelt ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Erfahrung von Moderne“, erklärt er.

Zur „Otello“-Inszenierung führten Babić und Körner zahlreiche Gespräche mit einer der Dramaturg:innen des Hauses, Dr. Kara McKechnie, die dann in das Programmheft und in Beiträge zum Online-Opernmagazin des Theaters einflossen. In einem Interview im Programmheft ordnen Babić und Körner die an Shakespeare angelehnte Handlung der Oper in den historischen Kontext der Frühen Neuzeit ein: Warum war der Stoff zunächst für Shakespeare und später auch für Giuseppe Verdi von Interesse? Welche Rolle spielte Venedig um das Jahr 1887, als „Otello“ Premiere feierte? In ihrem für das Programmheft aufgezeichneten Gespräch machen Babić und Körner das Publikum zudem darauf aufmerksam, wie die Oper die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit widerspiegelt. „Wir kontextualisieren die Handlung der Oper und den historischen Moment, in dem Verdi die Oper geschrieben hat“, sagt Körner.

Über die kommenden Wochen und Monate werden Studierende von Babićs Seminar eine Vorstellung von Emmerich Kálmáns „Die Herzogin von Chicago“ in der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig besuchen. Die Dramaturgin McKechnie wird ihre Erfahrung in Körners Forschungskolloquium zum Opernprojekt einbringen, und gemeinsam arbeiten sie an einem Konzertprojekt.

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