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Der Weg in über zehn Jahren als Prorektor für Entwicklung und Transfer war geprägt von einer Vielzahl von Themen: Hochschulentwicklungsplanung, Stellenab- und -umbau, Zukunftsvertrag, Zielvereinbarungen mit dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), mit Fakultäten und Zentralen Einrichtungen, Profilentwicklung, Leipziger Weg und Transfer – um nur die wichtigsten zu nennen. So verschiedenen die Aufgaben zunächst klingen, waren sie in ihrer Komplexität doch immer eng miteinander verwoben.

Auf dem Amt von Prorektor Prof. Dr. Thomas Lenk lastete von Beginn an ein schweres Paket: Nachdem die sächsische Landesregierung umfangreiche Stellenkürzungen beschlossen hatte, geriet die Strukturplanung zu einer enormen Herausforderung. Die Universität Leipzig hatte die Hauptlast unter allen sächsischen Hochschulen zu tragen. Unter großem Zeitdruck musste das Rektorat gemeinsam mit den Fakultäten Konzepte zur Realisierung drastischer Kürzungen entwickeln.

Ein Geflecht aus Daten auf der „Lenk-Tapete“

Bei der Entwicklung eines Plans, wie dem erforderlichen Stellenab- und -umbau am besten zu begegnen sei, halfen Lenks Hintergrund als Wirtschaftsingenieur und Finanzwissenschaftler und ein starkes Team. Das visualisierte diesen Plan auf einem langen, großformatigen Papier an der Bürowand, das bald als „Lenk-Tapete“ betitelt wurde: Ein Geflecht aus Daten, um möglichst jeden Bereich der Universität gebührend abzubilden, und ein Flussdiagramm, das zentrale Fragestellungen des Prozesses definierte: Wie sichtbar ist eine wissenschaftliche Einheit? Welche Lehre ist unverzichtbar? Gibt es ein Angebot in der Region doppelt? Das sind natürlich unangenehme Fragen, die verständlicherweise nicht überall auf Gegenliebe gestoßen sind. Es waren harte Einschnitte, zumal die Zeit nach 1990 an der Universität Leipzig immer wieder von Stelleinsparungen geprägt war. „Im Rahmen des Zukunftsvertrages haben wir es ab 2021 schließlich geschafft, mehr Stellen zu erhalten, als wir in den Vorjahren abbauen mussten. Das konnte vor zehn Jahren so niemand voraussehen und erfüllt mich heute auch ein stückweit mit Stolz“, sagt Prorektor Lenk.

Planungssicherheit und neue Zielsetzungen

Die Implementierung von Zielvereinbarungen zwischen dem Land und den Hochschulen war ein Meilenstein in der Entwicklungsplanung und gehörte auch zu den ersten Herausforderungen. Mit dem Inkrafttreten der zweiten Zielvereinbarung und der Zuschussvereinbarung erfolgte 2017 der Stopp des Stellenabbaus. Die Universität gewann Planungssicherheit zurück. Neue Zielsetzungen traten durch die Zielvereinbarungen verstärkt in den Fokus der Entwicklungen. „Die Themen Profilbildung, Personalentwicklung und Internationalisierung, insbesondere auch das vermehrte Einwerben von Drittmitteln spielen dabei entscheidende Rollen und wurden durch interne Zielvereinbarungen zwischen dem Rektorat und den Fakultäten in die Verantwortung der gesamten Universität übertragen“, so Lenk. Nur durch die enge Zusammenarbeit von Zentralverwaltung, Fakultäten und Zentralen Einrichtungen, die Verständigung auf gemeinsame Zielstellungen und die Bereitschaft zur Optimierung von Prozessen ist ein Erfolg bei externen und internen Zielvereinbarungen überhaupt möglich. Dies ist also ein gemeinsamer Erfolg der Universität Leipzig, den Lenk und sein Team begleiten durfte. Aktuell arbeiten sie an der Erfüllung einer 2021 unterzeichneten dritten Zielvereinbarung mit dem SMWK.

Den Blick nach vorn gerichtet

Während der erste Hochschulentwicklungsplan (HEP) noch vom Stellenabbau geprägt war, konnte das Rektorat mit dem 2018 verabschiedeten HEP 2025 den Blick klar nach vorn richten. Es war möglich, sich auch in die gesamtsächsische Hochschulentwicklungsplanung maßgeblich einzubringen und über die Universität hinaus die zukünftige Entwicklung der großen Wissenschafts-, Forschungs- und Lehreinrichtungen in Mitteldeutschland mitzubestimmen. „Dabei war uns immer klar, dass Forschungsschwerpunkte sich dynamisch mit den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragestellungen würden verändern müssen. Entwicklungsplanung musste sich also stärker auch an mittelfristigen Zielen orientieren, um Forschungsschwerpunkte klarer benennen zu können“, so Thomas Lenk. Gleichzeitig galt es, Strukturen zu etablieren, die Entwicklungen hin zu relevanten Spezialisierungen reibungslos ermöglichten.

Ein weiterer Grundsatz für die beständige Fortentwicklung der Universität war es, solche Konzepte zu erarbeiten, denen durch das Land schlicht Beachtung geschenkt werden musste. Beispiel Daseinsvorsorge: Auf der Grundlage der Konzepte wurde die Qualifikation von Lehrkräften konsequent ausgebaut, die Juristenausbildung im Freistaat in Leipzig konzentriert und eine zunehmend große Zahl an Psychologen, Medizinern und Veterinären ausgebildet. „Und dass wir heute jährlich fast 1.500 neue Lehramts- und 750 Jurastudierende im Erstsemester immatrikulieren, hätte ich mir damals ehrlicherweise nicht träumen lassen“, resümiert Prof. Dr. Thomas Lenk.

Der gesellschaftliche Mehrwert wissenschaftlicher Erkenntnisse

Gleich in den Beginn der Amtszeit des Prorektors fielen auch die Überlegungen zu einer Neuausrichtung des Geschäftsbereiches. Gemeinsam mit Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking war er zu der Überzeugung gelangt, dass die fachliche Eingrenzung des Prorektorats auf das Thema Struktur dem Selbstverständnis einer modernen Universität kaum entsprach. „Und da mir der gesellschaftliche Mehrwert wissenschaftlicher Erkenntnisse als anwendungsbezogener Forscher schon lange ein besonderes Anliegen gewesen ist, war bald die Idee geboren, ein Transfer-Ressort auf Rektoratsebene einzurichten.“ Ein echtes Novum, nicht nur an der Universität Leipzig, und damit ein wichtiges Zeichen nach innen und nach außen. Zugleich wurde so die Grundlage einer Steuerungsfähigkeit im Transfer geschaffen und die Ziele der Universität im Transfer – die Sensibilisierung, Kultivierung, Förderung und die politische und ökonomische Geltendmachung der Transferleistungen – konnten nun systematisch verfolgt werden. Heute findet sich das Thema ganz selbstverständlich in der sächsischen Hochschulentwicklungsplanung wieder und die Universität erfüllt mittels der entwickelten Instrumente zuverlässig die mit dem SMWK vereinbarten Ziele.

Zukunftsvisionen: Mut und Vertrauen gehören dazu

„Ich bin überzeugt, dass eine Universität eine gesellschaftliche Verantwortung trägt, der wir uns dauerhaft stellen sollten. Wir haben das früh erkannt und uns einen entsprechend weit gefassten Transferbegriff zu eigen gemacht“, konstatiert Thomas Lenk. „Wir haben als Rektorat auch in diesem Bereich eine gute Basis für die Zukunft geschaffen. Mit Mut und Vertrauen in unsere eigenen Stärken wird die Universität auch weiterhin tragfähige Zukunftsperspektiven erkennen und erfolgreich umsetzen.“ Mit dem iDiv etwa sei das Thema Nachhaltigkeit frühzeitig angepackt worden. Aus dem Gründungsnetzwerk SMILE sind während Lenks Amtszeit rund 400 Gründungen hervorgegangen, darunter Erfolgsgeschichten wie das Bekleidungstechnikunternehmen ScobyTec, der Tiernahrungshersteller futalis oder eCovery, ein Entwickler digitaler Physiotherapieangebote. Ein anderes Beispiel ist das Verfahren zur In-Ovo-Geschlechtsbestimmung im Brutei, das an der Universität bis hin zur Patent- und Marktreife vorangetrieben wurde. 2017 begann gemeinsam mit Stadt, SpinLab, HTWK und Handelshochschule Leipzig der Aufbau des Smart Infrastructure Hubs und in dessen Kontext das Research Center Sustainable and Smart Infrastructures, das die wissenschaftliche Expertise der Infrastrukturforschung am Standort Leipzig einrichtungsübergreifend vernetzt und für die Anwendung zugänglich macht. Das Thema Digitalisierung spiegelt sich im ScaDS.AI oder im KI-Rechenzentrum wider, die sich in Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen für die Forschungsregion Mittelsachen etablieren.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht in der Broschüre "Von Ankunft bis Zukunft - Bilanz und Ausblick des scheidenden Rektorats".

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