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Wie digitale Lehre gelingen kann, zeigen wir Ihnen anhand von ausgewählten Praxisbeispielen an unserer Universität. Prof. Dr. Nina Kolleck, Professorin für politische Bildung, bietet ihren Studierenden zu genau diesem Thema aktuell ein asynchrones interaktives Modul an, unter anderem mit Videos, Podcasts, Übungen und Diskussionsforen.

Das Lehrangebot:

  • Studiengang: Politikwissenschaft
  • Lehrveranstaltung/Modul: Politische Bildung (Vorlesung, Seminar und Übung)
  • Format: asynchrones interaktives Modul
  • Größe der Gruppe: 108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
  • Verwendete Software, Technik, Hilfsmittel etc.: Moodle, Videos, Podcasts, Übungen, Diskussionsforen Big Blue Button, DFN
  • Vorerfahrungen/Vorbilder: „Bevor ich an die Universität Leipzig wechselte, war ich Professorin an der RWTH Aachen und an der Freien Universität Berlin. Dort habe ich bereits umfangreiche Erfahrungen mit der digitalen Lehre und unterschiedlichen Formaten gemacht. So habe ich bspw. an einer Online-Vorlesung mitgearbeitet, die aufgezeichnet und jährlich aktualisiert werden musste. Zusätzlich zu den Video-Aufzeichnungen wurden ein wöchentlicher Podcast, zahlreiche Tests und Übungen, eine Probe-Klausur sowie zusätzliche Literatur und Materialien zur Verfügung gestellt. Studierende hatten die Möglichkeit, sich in regelmäßigen Treffen vor Ort sowie durch virtuelle Interaktionen mit den Dozentinnen und Dozenten auszutauschen.“
  • Vorteile: „Lernen nach eigenem Tempo, Wiederholtes Studium von bspw. Audio- und Videomaterial, Vereinbarkeit und Inklusion, abwechslungsreiche Formate, vielfältiges Material, zeitliche Flexibilität“
  • Nachteile: „Technische Herausforderungen (Auslastung der Server-Kapazitäten), kaum Vorbereitungszeit für Dozentinnen/Dozenten und Studierende nach Ausbruch der Corona-Pandemie, zeitlicher Aufwand für Dozentinnen/Dozenten, größere Hürden für Interaktionen und Diskussionen zu den Themen der Lehrveranstaltung mit Kommilitoninnen/Kommilitonen, höhere Anforderungen an Selbständigkeit“

Kurzinterview:

Frau Kolleck, was war Ihnen besonders wichtig für Ihr digitales Lehrangebot?

Ich wollte auf jeden Fall ein asynchrones interaktives Modul anbieten. Eine asynchrone Bereitstellung digitalen Materials bietet die Chance, dass beispielsweise Videos und Podcasts wiederholt gehört werden können und Studierende vor- und zurückspulen können. Studierende, die Kinder oder Angehörige betreuen oder als Krisenhelfer tätig sind, können frei entscheiden, wann und in welchem Tempo sie die Inhalte des Moduls wöchentlich erarbeiten. Sie selbst erhalten die Möglichkeit, eigene Podcasts, Diskussionen, Videos und die Ergebnisse der Videos hochzuladen, die wiederum Gegenstand von Diskussionen in der gesamten Gruppe sind.

Wie gut funktioniert das mit Ihren Lehrinhalten?

Die Inhalte des Moduls Politische Bildung eignen sich hervorragend für die digitale Lehre. Die Studierenden wenden Methoden und theoretische Ansätze kritisch auf die Gegenstände des Moduls an und erlernen somit nicht nur Inhalte der Politischen Bildung, sondern erwerben indirekt auch methodische und theoretische Kompetenzen. Beispielsweise werden Methoden wie Vignettenanalysen (siehe unten) eingesetzt, um Inhalte der Vorlesung zu vertiefen und zugleich eine theoretisch geleitete Anwendung von Methoden zu erlernen.

Zugleich erhalten Studierende die Möglichkeit, sich per Video mit mir als Dozentin sowie mit den anderen Studierenden auszutauschen. Diese Interaktionen dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen zwar nicht aufgezeichnet werden, bieten aber eine zusätzliche Unterstützung gerade für solche Studierende, die von einem zeitlich synchronen Austausch mit der Dozentin und Kommilitoninnen und Kommilitonen besonders profitieren.

  • Bei Vignettenanalysen handelt es sich um eine Methode der empirischen Sozialforschung, bei der Studierende in hypothetische Situationen „versetzt“ werden. Zum Verständnis der Methode und als Beispiel für Nina Kollecks digitale Lehre dürfen wir an dieser Stelle eine ihrer Podcast-Folgen veröffentlichen. Thematisch geht es dabei um das Dilemma der Erziehung.

Wie sieht das Feedback der Studierenden aus?

Viele sind total verunsichert, manche Studierende haben echte Existenzängste. Es wurde sehr positiv aufgenommen, dass wir Klarheit geschaffen und von Vornherein deutlich kommuniziert haben, wie man das Modul abschließen kann. Unseren Studierenden ist diese Sicherheit besonders wichtig.

Welche Tipps haben Sie für Lehrende, die etwas Ähnliches planen?

Digitale Angebote haben in meinem Fach viele Vorteile, die für virtuelle Lehrveranstaltungen genutzt werden sollten. Beispielsweise kann die individuelle Situation der Studierenden besser berücksichtigt werden. Inklusion, Vereinbarkeit und Diversität können mit digitalen Angeboten viel besser vorangetrieben werden als mit der konventionellen Präsenzlehre.

Allerdings benötigen gute digitale Angebote viel mehr Zeit und Vorbereitung als die konventionelle Präsenzlehre. Eine solche Vorbereitung war in diesem Semester natürlich für niemanden möglich. Von daher konnte das volle Spektrum an virtuellen Angeboten nicht ausgeschöpft werden. Dies sollte weder Lehrende noch Studierende abschrecken. Vielmehr sollten die Erfahrungen, die in diesem Semester gesammelt werden, für den weiteren Ausbau dienen. Denn der Einsatz digitaler Formate hat auch in der regulären Präsenzlehre sehr viele Vorteile. Es kann zudem gut sein, dass einige Formate bald nur noch online realisierbar sein werden – zum Beispiel die Einbindung internationaler Expertinnen und Experten in Vorlesungen und Seminare via Videokonferenzen.

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