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Karen Glaser ist neue Professorin für Grundschuldidaktik Englisch an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. In ihrer Forschung nimmt sie alle Beteiligten beim Sprachenlernen in der Schule in den Blick: die Schüler:innen, aber auch die Eltern und die (zukünftigen) Lehrkräfte.

Was haben Sie studiert – und wo?

Ich habe an der TU Dresden Anglistik, Angewandte Linguistik und Kommunikationswissenschaften studiert – damals noch auf Magister. Schon bald haben mich die fremdsprachendidaktischen Aspekte der Angewandten Linguistik am meisten fasziniert, so dass ich einen Master in Teaching English as a Second Language (TESL) an der Kent State University in Ohio/USA angeschlossen habe.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?

An der Kent State studierte ich mit einem sogenannten "Graduate Assistantship", im Rahmen dessen ich am dortigen ESL Center für Jugendliche und junge Erwachsene Englischunterricht erteilte. Nach Abschluss des Masters kamen Seminare in Zweitspracherwerb, Linguistik und englischer Fachdidaktik für angehende Sprachlehrkräfte hinzu. An einer amerikanischen Universität zu unterrichten, hat mich maßgeblich geprägt, unter anderem was den Umgang mit einer vielfältigen Studierendenschaft, ein für alle Dozierende verbindliches Fachcurriculum sowie die Forschungsorientierung und kontinuierliche Qualitätssicherung in der Lehre angeht. In Deutschland zählen die TUs Dresden und Chemnitz sowie die Universitäten Lüneburg und Potsdam zu meinen Stationen vor Beginn der Juniorprofessur an der Universität Leipzig, die ich nun als Professorin weiterführe.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

An meinem Forschungsgebiet – Didaktik des Englischen mit Schwerpunkt Primarstufe – fasziniert mich, dass es so viele verschiedene "Stakeholders" betrifft. Sicherlich denkt man zuerst an die Fremdsprachkompetenzen der Lernenden – das spiegelt sich beispielsweise im Forschungsschwerpunkt zur Rolle des Schriftspracherwerbs im englischen Anfangsunterricht wider. Es berührt aber auch die Eltern – die beispielsweise durch einen gezielteren Schrifteinsatz zu Hause mehr vom Englischunterricht ihrer Kinder in der Grundschule mitbekommen und diesen besser begleiten können. Ein weiterer Aspekt ist die Professionalisierung unserer Studierenden – hier forsche ich zu Reflexionskompetenzen im Schulpraktikum. Ich engagiere mich zudem in der Professionalisierung von Lehrkräften, beispielsweise im Rahmen meines Forschungsschwerpunkts zur Vermittlung pragmatischer Fertigkeiten, also Sprachhandlungskompetenzen in der Fremdsprache. Und zu guter Letzt strahlt fachdidaktische Forschung in curriculare Entscheidungen und die Gestaltung von Lehrwerken und damit in politische und wirtschaftliche Felder.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Ich hoffe, mit meiner Forschung einen Beitrag zu einem fremdsprachlichen Anfangsunterricht zu leisten, der den Kindern nicht nur Freude bereitet und Lust auf die Fremdsprache macht, sondern Sprachhandlungskompetenz und Sprachbewusstsein vermittelt, das in der weiterführenden Schule anschlussfähig ist und den Bruch, der zu Beginn der 5. Klasse oft auftritt, abmildert.   

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Neben den fachlichen Inhalten ist mir Forschungsorientierung sehr wichtig, insofern als die Lehrveranstaltungen nicht nur die aktuelle Forschungslage widerspiegeln, sondern dass auch die Studierenden selbst forschend tätig werden – Stichwort „Forschendes Lernen“. Die aktive Forschendenrolle eröffnet einen erweiterten Blick auf Forschungsgegenstände und -methoden, der ein vertieftes Bewusstsein und kritisches Hinterfragen schult. Dies finde ich gerade bei angehenden Lehrkräften wichtig, die zwar nicht in erster Linie eine Karriere in der Wissenschaft anstreben, aber diese Zugänge im Sinne des „didaktischen Doppeldeckers“ dann auch in ihre Tätigkeit an den Schulen einbringen können.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

bereits seit 2015 Arbeitgeber und damit mein sehr geschätztes akademisches Zuhause.

Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Ich wünsche mir die an den entsprechenden Schnittstellen nachhaltig umgesetzte Erkenntnis, dass gute Schulbildung nur von Lehrkräften geleistet werden kann, die nicht durch ein hohes Lehrdeputat und große Klassenstärken etc. verbrannt werden, sondern Zeit und Raum zum Luftholen, Sich-Weiterbilden und Sich-Engagieren haben, und dass die dafür an den Schulen notwendige Personaldecke geschaffen wird, indem es die entsprechenden personellen Ressourcen an den lehrkräftebildenden Universitäten gibt.

Welche Hobbys haben Sie?

Musik – hören, singen, spielen.

Verraten Sie uns bitte noch, wann und wo Sie geboren sind?

Ich bin eine der wahrscheinlich wenigen in Sachsen geborenen Professor:innen der Universität Leipzig.

 

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