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Wie kann Künstliche Intelligenz optimal in der Unterrichts- und Prüfungsvorbereitung eingesetzt werden? Wann sollte der Einsatz kritisch hinterfragt werden, wo stößt KI in diesem Bereich an ihre Grenzen? Dazu wurden im September erstmals 69 studentische Tutor:innen vom Academic Lab im Rahmen von KI-Tutorien geschult. Sie sollten auf ihre Lehrtätigkeit vorbereitet und in die Lage versetzt werden, ihre Erkenntnisse an die anderen Studierenden weiterzugeben, berichten Mara Biesewinkel und Nicole Mackus vom Academic Lab in Teil 13 unserer Serie zur Nutzung Künstlicher Intelligenz im Uni-Kontext.

KI im Studium verantwortungsvoll einsetzen

An zwei aufeinanderfolgenden Schulungstagen setzten sich die Teilnehmenden mit Fragen rund um den Einsatz von KI im Studium auseinander. Dabei ging es zunächst grundlegend um zentrale Begriffe im Bereich der KI sowie um datenschutzkonforme Zugänge zu Sprachmodellen. Die Teilnehmenden diskutierten über ethische Fragen und aktuelle Entwicklungen, etwa zu Urheberrechtsfragen, Verzerrungen in KI-Systemen und Datenschutz. Die Studierenden lernten zudem KI-Anwendungen für das wissenschaftliche Arbeiten kennen. Statt der Vorstellung einzelner Tools lag der Schwerpunkt auf der Frage, was der Einsatz von künstlicher Intelligenz für die Anforderungen guter wissenschaftlicher Praxis bedeutet und welche Rolle KI im wissenschaftlichen Arbeitsprozess spielen kann. 

KI-Transfer in den eigenen Fächerkontext erproben

Am zweiten Schulungstag sollte der Transfer in den eigenen Fächerkontext erprobt werden. Die Teilnehmenden entwickelten Anwendungsszenarien für ihre jeweiligen Fachbereiche und reflektierten, wie KI-Inhalte sinnvoll in Tutorien eingebunden werden können, beispielsweise bei der Planung einer Unterrichtseinheit oder in Übungen. Als KI-Tutor:innen stehen die Studierenden vor der Herausforderung, fachbezogene Inhalte zu vermitteln und KI dabei in einem sinnvollen Rahmen zu thematisieren: „Meine Rolle als KI-Tutorin ist es, Studierende im Lehramt aus dem zweiten Fachsemester zu begleiten. Vor allem in Vorbereitung auf ihr erstes Praktikum, in dem sie ganz viele verschiedene Aufgaben bewältigen müssen“, berichtet Frauke Orlick aus dem Bereich Sonderpädagogik. 

Es entstanden Szenarien zur Unterrichtsvorbereitung, zur Recherche mit Hilfe von KI-Tools oder zum Einsatz von KI in der Prüfungsvorbereitung. Die Vorstellung der erarbeiteten Anwendungsszenarien zeigte, wie unterschiedlich der Umgang mit KI je nach Disziplin gestaltet werden kann und wo sich gemeinsame Fragestellungen ergeben. Erkenntnisreich waren auch die Ergebnisse, bei denen KI an Grenzen gerät. Generierte Texte sind häufig fehleranfällig, basieren möglicherweise auf nicht überprüfbaren Quellen. Zudem neigen KI-Systeme dazu, aufgrund ihrer Trainingsdaten bestimmte Perspektiven überzubetonen oder auszublenden. Für das wissenschaftliche Arbeiten hat das eine besondere Tragweite. Angehende Tutor:innen stehen somit vor der Herausforderung, zwischen Unterstützungspotenzial und Gefahren abzuwägen. 

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Sieben Personen sitzen verteilt über einen großen Raum an Tischen vor Laptops, nebeneinander und auch sich gegenüber.
Das Academic Lab bot im September und Oktober 2025 Schulungen für KI-Tutorien an. Foto: Andy Plötz

Breites Fächerspektrum als Chance für Austausch

In ihrer Rolle als KI-Tutor:innen sind die Studierenden gefordert, sich in einem schnell entwickelnden Feld zu orientieren. Ziel der Tutorien ist es, Studierenden einen informierten und kritischen Umgang mit KI-Tools nahezulegen und gemeinsam Einsatzmöglichkeiten zu erarbeiten. Mathis Kirchner aus dem Fach Evangelische Theologie sagt: „Meine Rolle als KI-Tutor ist es, im Rahmen einer Vorlesung der Kirchengeschichte die Studierenden dafür zu sensibilisieren, wo KI für ihre Vorlesung und Prüfungssituation hilfreich ist, wie sie es einsetzen können und auf Chancen und Risiken hinzuweisen. Dazu habe ich jetzt schon während der KI-Schulung viele interessante Impulse gehört.“

In der Schulung kamen Tutor:innen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen zusammen und konnten sich so ihre Perspektiven zum Thema austauschen. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten erhielten die Teilnehmenden auch methodische Impulse, so Mathis Kirchner: „Es war ein super Austausch, auch mal mit den anderen Fachbereichen, so konnte man auch interdisziplinär gut arbeiten. Das hat mir sehr gut gefallen aus dieser Bubble der Theologie rauszukommen und dann auch für mein Tutorium andere Ansätze ähnlich zu verwenden.“ Bei Bedarf konnten die Tutor:innen zusätzlich am Qualifizierungsprogramm des Tutoring-Kollegs teilnehmen, um methodische und didaktische Unterstützung zu erhalten.

KI-Tutorien als neues Format an der Universität

Momentan entstehen KI-Richtlinien an den Fakultäten der Universität, die den Studierenden eine Orientierung zu Deklarationspflichten und akademischer Integrität bieten sollen. Die konkrete Ausgestaltung wirft jedoch oft Fragen auf – hier profitieren Studierende von einem Austausch auf Peer-Ebene.

Mit den KI-Tutorien gibt es an der Universität Leipzig ein neues Format: KI-Tutor:innen begleiten Studierende im Wintersemester dabei, den Einsatz von KI im Studium kritisch zu reflektieren und verantwortungsvoll zu gestalten. Innerhalb der Universität ist dies ein zusätzlicher Ansatzpunkt, um das Thema KI in die Lehre zu tragen und einen Austausch unter Studierenden zu fördern.

Neben der Qualifizierung für KI-Tutorien ist im Academic Lab innerhalb des Projektes „KI im Studium: Kompetenzerwerb und Chancengleichheit für den Arbeitsmarkt der Zukunft“ seit dem Wintersemester 2024/2025 eine Vielzahl an neuen KI-bezogenen Workshopformaten für Studierende an der Universität Leipzig entstanden. Die aktuelle Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus läuft im März 2026 aus, weshalb eine Fortführung der Angebote zurzeit nicht geplant werden kann.

Die Tutorien mit KI-Bezug im Wintersemester 2025/2026 werden über das Academic Lab durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) Plus gefördert.

Das Tutoring-Kolleg des Academic Lab qualifiziert studentische Tutor:innen und unterstützt universitäre Einrichtungen dabei, Tutorien und andere Peer-Learning-Angebote zu planen und zu etablieren.

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