Im Herbst 2024 durften wir, zwei Gärtner aus dem Team des Botanischen Gartens der Universität Leipzig, für rund drei Wochen nach Stellenbosch reisen, um im dortigen Universitätsgarten zu arbeiten. In den letzten Jahren waren bereits ein Arbeitsaufenthalt zweier unserer Kolleginnen sowie Besuche der dortigen Gartenleitung in Leipzig vorangegangen. Auch botanische Exkursionen mit Studierenden aus Leipzig hatten schon mehrfach Station in Stellenbosch gemacht. Unsere Reise wurde mit Hilfe einer Förderung durch Erasmus+ ermöglicht.
Stellenbosch liegt inmitten des Fynbos-Bioms und unweit der südlichsten Ausläufer der Wüste Karoo. Ein ideales Exkursionsziel für uns, die wir in Leipzig Pflanzensammlungen mit entsprechenden Schwerpunkten betreuen. Im Schaubereich unseres Sukkulentenreviers zeigen wir auf einer größeren Fläche Pflanzen aus den trockensten Gebieten Südafrikas. Und die Fynbos-Vegetation ist eines von drei Themen in unserem, vor einem Jahr eröffneten Mediterranhaus. Der Aufenthalt in Südafrika war also eine besondere Gelegenheit, Pflanzen aus unseren Arbeitsbereichen an den natürlichen Standorten und in gärtnerischer Kultur vor Ort besser kennenzulernen. Der Frühsommer der Südhalbkugel, der in der Kapregion Südafrikas auch den Übergang vom niederschlagsreichen Winterhalbjahr in eine ausgeprägte Trockenperiode darstellt, war die richtige Reisezeit dafür.
Die typischen gärtnerischen Tätigkeiten in Stellenbosch umfassen zu dieser Zeit des Jahres nicht nur vielfältige Kultur- und Pflegearbeiten in den Sammlungen, sondern regelmäßig auch Exkursionen ins Fynbos. Eine zentrale Aufgabe des Gartens, die Betreuung von Wildstandorten besonders gefährdeter Pflanzen oder auch ganzer Pflanzengemeinschaften, gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Die Region ist besonders reich an Arten und Vegetationstypen, welche es so nur dort und oft auch nur auf kleinem Raum gibt. Viele dieser Standorte sind durch direkte menschliche Eingriffe und Klimaveränderungen bedroht. Deshalb werden z.B. Schutzsammlungen angelegt, Arten gezielt vermehrt, wieder ausgepflanzt oder im Notfall auch ganze Pflanzengemeinschaften gerettet. Der Garten beherbergt z.B. die größte Schutzsammlung Südafrikas für die am Kap besonders artenreichen Sauerkleegewächse.
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