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Wenn der Frühling in Südafrika beginnt, zeigt sich das Kap in seiner ganzen botanischen Vielfalt: Protea, Fynbos und Sukkulenten prägen die Landschaft – und bildeten zugleich das grüne Lernfeld für zwei Gärtner des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. Im Rahmen eines Erasmus+-Aufenthalts reisten sie im Oktober 2024 an die Partneruniversität in Stellenbosch, um dort nicht nur Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung kennenzulernen, sondern auch die internationale Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitätsgärten zu vertiefen. Was Daniel Uhlig und Michael Schütze vom Botanischen Garten zwischen Wildstandorten, Artenschutzprojekten und Anzuchtbeeten erlebten, berichten sie in ihrem Blog:

Im Herbst 2024 durften wir, zwei Gärtner aus dem Team des Botanischen Gartens der Universität Leipzig, für rund drei Wochen nach Stellenbosch reisen, um im dortigen Universitätsgarten zu arbeiten. In den letzten Jahren waren bereits ein Arbeitsaufenthalt zweier unserer Kolleginnen sowie Besuche der dortigen Gartenleitung in Leipzig vorangegangen. Auch botanische Exkursionen mit Studierenden aus Leipzig hatten schon mehrfach Station in Stellenbosch gemacht. Unsere Reise wurde mit Hilfe einer Förderung durch Erasmus+ ermöglicht.

Stellenbosch liegt inmitten des Fynbos-Bioms und unweit der südlichsten Ausläufer der Wüste Karoo. Ein ideales Exkursionsziel für uns, die wir in Leipzig Pflanzensammlungen mit entsprechenden Schwerpunkten betreuen. Im Schaubereich unseres Sukkulentenreviers zeigen wir auf einer größeren Fläche Pflanzen aus den trockensten Gebieten Südafrikas. Und die Fynbos-Vegetation ist eines von drei Themen in unserem, vor einem Jahr eröffneten Mediterranhaus. Der Aufenthalt in Südafrika war also eine besondere Gelegenheit, Pflanzen aus unseren Arbeitsbereichen an den natürlichen Standorten und in gärtnerischer Kultur vor Ort besser kennenzulernen. Der Frühsommer der Südhalbkugel, der in der Kapregion Südafrikas auch den Übergang vom niederschlagsreichen Winterhalbjahr in eine ausgeprägte Trockenperiode darstellt, war die richtige Reisezeit dafür. 

Die typischen gärtnerischen Tätigkeiten in Stellenbosch umfassen zu dieser Zeit des Jahres nicht nur vielfältige Kultur- und Pflegearbeiten in den Sammlungen, sondern regelmäßig auch Exkursionen ins Fynbos. Eine zentrale Aufgabe des Gartens, die Betreuung von Wildstandorten besonders gefährdeter Pflanzen oder auch ganzer Pflanzengemeinschaften, gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Die Region ist besonders reich an Arten und Vegetationstypen, welche es so nur dort und oft auch nur auf kleinem Raum gibt. Viele dieser Standorte sind durch direkte menschliche Eingriffe und Klimaveränderungen bedroht. Deshalb werden z.B. Schutzsammlungen angelegt, Arten gezielt vermehrt, wieder ausgepflanzt oder im Notfall auch ganze Pflanzengemeinschaften gerettet. Der Garten beherbergt z.B. die größte Schutzsammlung Südafrikas für die am Kap besonders artenreichen Sauerkleegewächse.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Sechs Personen befinden sich in freiem Gelände mit einem Auto und sind dabei eine Pflanzenrettungsaktion zu starten., Einige von ihnen tragen Spaten bei sich. Im Hintergrund sieht man einen hohen Berg. Das Wetter ist wolkenlos und sonnig.
Pflanzenrettungsaktion auf einem Baugelände bei Kapstadt. Foto: Michael Schütze

Dem Artenschutz verschrieben

Zusätzlich hatten wir die Gelegenheit, zwei weitere botanische Gärten zu besuchen. Der Karoo Desert National Botanical Garden in Worcester präsentiert ausschließlich Wüstenvegetation. Hier konnten wir uns über Kulturerfahrungen mit südafrikanischen Sukkulenten und das gravierende Problem der illegalen Pflanzenentnahme an Wildstandorten informieren. Auch lernten wir einen Garten für Menschen mit Sehbehinderung kennen, dessen Konzept sich sehr von dem unseres Duft- und Tastgartens unterscheidet. Der größte botanische Garten des Landes und sicher einer der weltweit schönsten befindet sich in Kirstenbosch am Fuße des Tafelberges. Dort erhielten wir Einblicke in die verschiedenen Anzuchtbereiche, nahmen gemeinsam mit dem Team aus Stellenbosch an einem Workshop zum Thema „Botanischer Artenschutz“ teil und erkundeten die öffentlichen Bereiche des riesigen Gartens.

An arbeitsfreien Tagen zog es uns in die Naturschutzgebiete der RegionOb im nur 23 Hektar großen Jan-Marais-Park im Stadtgebiet Stellenbosch oder dem 3000 Hektar großen Kogelberg Nature Reserve: Beeindruckend, welche Vielfalt an Standorten und Pflanzen wir vorfanden. In diesen Schutzgebieten sahen wir viele typische, oft auch sehr seltene Pflanzen in ihren natürlichen Habitaten. 

Die verfügbare Zeit konnten wir optimal nutzen, um zahlreiche Eindrücke und Erkenntnisse für unsere gärtnerische Arbeit nach Leipzig mitzubringen und Kontakte für die weitere Zusammenarbeit der beiden Gärten zu festigen, auch dank der guten Organisation und Unterstützung durch das Team in Stellenbosch. Hier wurden wir sehr gut integriert, lernten den Garten und seine Mitarbeitenden kennen und durften viele praktische Erfahrungen sammeln. Über einen Gegenbesuch würden wir uns sehr freuen. 

Erasmus+ wird kofinanziert durch die Europäischen Union.

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