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Seit März 2025 ist die Universität Leipzig Teil des bundesweiten Projekts InklusionsGuides des Hildegardis Vereins. Ziel dieses von der Aktion Mensch geförderten Programms ist es, Barrieren in der Arbeitswelt sichtbar zu machen und konkrete Schritte zu einer inklusiveren Kultur zu gehen. Frauen mit Behinderung werden dabei selbst als Expertinnen ihrer Lebenswelt in die Organisationen entsandt und beraten Führungskräfte, Personalabteilungen und Mitarbeitende. Zwei Guides hatten die Universität kürzlich besucht und ziehen ihr Fazit.

Mit Susanne Ponader und Lilian Ellerich engagieren sich zwei Guides an der Universität, die ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen einbringen. Beide betonen, dass die Universität Leipzig ihnen von Beginn an offen und interessiert begegnet ist. In zahlreichen Gesprächen sei ein echtes Bemühen spürbar gewesen, sich auf neue Perspektiven einzulassen und die eigene Praxis kritisch zu hinterfragen.

Seit Beginn des Projekts haben die Guides gemeinsam mit der Stabsstelle Chancengleichheit und verschiedenen universitären Akteur:innen in zentralen Fragen gearbeitet. Im Fokus standen barrierefreie Stellenausschreibungen, die gemeinsame Begutachtung des Bewerbermanagementsystems BITE sowie der Abbau unbewusster Vorurteile im Auswahlprozess. Auch der Einstellungsleitfaden der Universität wurde von den Guides kommentiert, um weitere Impulse für eine inklusivere Praxis aufzunehmen. Ergänzend ging es um Themen wie die Anpassung von Arbeitsplätzen, die Gestaltung einer inklusiven Arbeitsumgebung und die Zusammenarbeit im Kollegium. Dabei wurden nicht nur bauliche Fragen angesprochen, sondern auch Aspekte wie Transparenz von Informationen, die Bedeutung von Ruheräumen und präventive Arbeitsplatzgestaltung. Das Sachgebiet 34 Personalentwicklung und Gesundheitsmanagement, die Gleichstellungsbeauftragten, die Schwerbehindertenvertretung sowie Vertreterinnen und Vertreter der Dekanatsräte und des Arbeits- und Umweltschutzes haben ihre Erfahrungen eingebracht und damit wichtige Grundlagen für die nächsten Schritte gelegt.

Es braucht strukturelle Veränderungen, damit Barrierefreiheit nicht erkämpft werden muss, sondern Schritt für Schritt selbstverständlich wird.

Lilian Ellerich, Inklusionsguide

Die Motivation der beiden Guides zeigt zugleich die Stärke des Projekts. Susanne Ponader hebt hervor, dass sie ihre Perspektive als blinde Frau teilen möchte. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie groß der Informationsbedarf sein kann, wenn Kolleginnen und Kollegen bislang wenig Berührung mit dem Thema hatten. „Ich möchte Fragen beantworten und Impulse geben, die helfen, Barrieren zu erkennen und abzubauen“, sagt sie. Besonders wichtig sind ihr dabei technische Barrierefreiheit, die Kompatibilität von Programmen und Dokumenten mit Screenreadern sowie die Anerkennung von Assistenzhunden.

Lilian Ellerich setzt andere Schwerpunkte. Ihr Anliegen ist es, dass auch unsichtbare Behinderungen gesehen werden. „Viele Hürden sind nicht offensichtlich, gerade wenn sie nicht baulich sind“, erklärt sie. Sie macht vor allem auf strukturelle und sprachliche Feinheiten aufmerksam. Dazu gehören etwa die Gestaltung von Dokumenten oder auch unausgesprochene Erwartungen im Hochschulkontext, die Menschen mit Behinderung nicht immer erfüllen können. „Kleine Änderungen können hier viel bewirken“, so ihr Fazit.

Blick nach vorn

Trotz dieser unterschiedlichen Perspektiven verbindet beide ein gemeinsamer Wunsch: Inklusion soll kein zeitlich begrenztes Projekt bleiben, sondern dauerhaft Teil der Universitätskultur werden. Susanne Ponader formuliert es vorsichtig: „Ich erwarte keine Wunder, aber ich hoffe, dass Impulse gesetzt werden, die nachhaltig wirken.“ Lilian Ellerich ergänzt: „Es braucht strukturelle Veränderungen, damit Barrierefreiheit nicht erkämpft werden muss, sondern Schritt für Schritt selbstverständlich wird.“

Damit machen die beiden Guides deutlich, dass Inklusion mehrdimensional ist. Sie umfasst technische Lösungen wie barrierefreie Software oder klare Regelungen zu Assistenzhunden ebenso wie einen kulturellen Wandel, bei dem Offenheit und gegenseitiges Lernen im Vordergrund stehen.

Für die Universität Leipzig bietet das Projekt InklusionsGuides so die Chance, konkrete Verbesserungen auf den Weg zu bringen und zugleich langfristig an einer inklusiven Arbeitskultur zu arbeiten. Dass dabei unterschiedliche Stimmen gehört und ernst genommen werden, ist Teil des Erfolges und vielleicht der wichtigste Schritt hin zu einer Universität, die für alle offen ist.

Mit den Guides ins Gespräch kommen

Führungskräfte und Mitarbeitende der Universität haben am Mittwoch, 12. November 2025 die Möglichkeit, direkt mit den InklusionsGuides ins Gespräch zu kommen. Für eine Terminabstimmung wenden Sie sich bitte per E-Mail an die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie.

 

Hintergrund

Die Leitung des Projekts InklusionsGuides liegt an der Universität Leipzig bei Kanzler Dr. Jörg Wadzack, inhaltlich koordiniert wird es durch die Stabsstelle Chancengleichheit, Diversität und Familie. Damit fügt sich die Teilnahme in den Hochschulaktionsplan Inklusion ein, der seit 2018 den Abbau struktureller Hürden in Studium und Beschäftigung systematisch vorantreibt und unterstützt gleichzeitig die Durchsetzung von Gleichstellung.

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