Pressemitteilung 2020/158 vom

Auch in diesem Jahr ist es der Universität Leipzig gelungen, den höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands einzuwerben: Prof. Dr. Oskar Hallatschek von der University of California, Berkeley (USA), kann nun als Alexander von Humboldt-Professor an die Universität berufen werden. Der 44-Jährige zählt zu den weltweit renommiertesten Forschern an der Schnittstelle zwischen Physik und Biologie. Er analysiert Phänomene kollektiver Selbstorganisation in biologischen Systemen, die sich aus dem Zusammenspiel von ökologischen und evolutionären Effekten ergeben. Hallatschek untersucht den Einfluss der räumlichen Struktur auf biologische Prozesse etwa bei der evolutionären Anpassung, der zufällig genetischen Drift oder der Ausbreitung von Epidemien, wie der aktuellen COVID-19-Pandemie.

"Wir schreiben die Erfolgsgeschichte unserer Universität fort: Ich freue mich sehr, dass es uns erneut gelungen ist, eine Alexander von Humboldt-Professur einzuwerben und Oskar Hallatschek für uns zu gewinnen. Er wird die Verbindung zwischen den Biowissenschaften und der Medizin mit der Physik und der Mathematik in und um Leipzig stärken. Zusammen mit unseren Partnern entwickeln wir uns so zu einem international und interdisziplinär sichtbaren Zentrum für quantitative öko-evolutionäre Forschung“, sagt Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig. „Oskar Hallatschek nimmt sowohl eine mathematisch-physikalische Perspektive auf Ökologie und Evolution auf als auch eine evolutionäre Perspektive auf die biologische Physik. Seine Forschung greift aber auch medizinische Fragen zu HIV, Krebs und zur Entwicklung von Medikamentenresistenzen auf“, sagt Prof. Dr. Christoph Jacobi, Dekan der Fakultät für Physik und Geowissenschaften, die Hallatscheks Gastfakultät würde. Seine Forschung bilde eine substantielle Schnittstelle zu wichtigen benachbarten Fakultäten und lokalen Institutionen, wie dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sowie mit den Max-Planck-Instituten für Mathematik in den Naturwissenschaften, für evolutionäre Anthropologie und für Menschheitsgeschichte.

Welchen Einfluss hat der Zufall auf Ausbreitungsprozesse?
Oskar Hallatschek überwindet die traditionellen Grenzen zwischen den Disziplinen sowie zwischen Theorie und Experiment. Seine theoretischen Forschungsmethoden wurzeln in der statistischen Physik weicher Matterie, seine experimentelle Forschung zielt in erster Linie auf mikrobielle Systeme ab. Dabei analysiert er Phänomene kollektiver Selbstorganisation, die bei der Bildung und Evolution mikrobieller Ökosysteme bis hin zur der Verbreitung evolutionärer Fortschritte eine wichtige Rolle spielen. Oftmals werden diese Phänomene stark von Zufallseffekten beeinträchtigt, die Hallatschek mithilfe von theoretischen Modellen, Computersimulationen und Evolutionsexperimenten versucht zu verstehen. Dies bietet zahlreiche Anwendungen von der Steuerung mikrobieller Biofilme bis hin zur Vorhersage der Ausbreitung von Epidemien. Aktuell untersucht Prof. Hallatschek im Rahmen der COVID-19-Pandemie, wie die zeitlichen Ausbreitungsverläufe von Ort zu Ort variieren.

Der gebürtige Kaufbeurer studierte Physik an der Universität Heidelberg und der ETH Zürich. Er wurde an der Freien Universität Berlin promoviert und ging dann als Post-Doc an die Harvard University nach Cambridge, USA. Anschließend leitete er eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, bevor er als Assistenzprofessor an die University of California, Berkeley in die USA zurückging.

Vier Humboldt-Professuren für Leipzig
Aktuell forschen und lehren drei Humboldt-Professoren an der Universität Leipzig, neben dem Chemiker Prof. Dr. Jens Meiler auch der Philosoph Prof. Dr. James Conant sowie der Altphilologe und Informatiker Prof. Dr. Gregory Ralph Crane.

Über die Alexander von Humboldt-Professur
Der international höchst angesehene Preis für Forschung in Deutschland wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem strengen Wettbewerbsverfahren vergeben, um deutsche Hochschulen in die Lage zu versetzen, weltweit führende, im Ausland tätige Forscher zu berufen und ihnen international konkurrenzfähige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung zu bieten. Das Preisgeld in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro ist für die Finanzierung der ersten fünf Jahre in Deutschland gedacht.

 

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