„Als ich 2004 mit meiner Familie von Mannheim nach Leipzig kam, wusste ich natürlich, dass Leipzig ein ausgezeichneter Ort für Sprachwissenschaft ist – aber, dass sämtliche Wurzeln der modernen Linguistik in Leipzig liegen, hat mich dann sehr überrascht”, sagt Gereon Müller, Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft der Universität Leipzig. Wir stehen mit unseren Fahrrädern vor dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum in der Beethovenstraße, dem Anfangs- und Endpunkt aller Touren im Buch. Unser gemeinsamer Weg heute ist nicht weit, aber ein altbewährter: Es geht zum Coffe Baum.
Schon eine Ecke weiter befindet sich einer der Orte, die im Buch vorkommen: der Justiz- und Polizeikomplex in der Harkortsraße. „Hier war Manfred Bierwisch in den 1950er Jahren als junger Mann inhaftiert”, erklärt Müller. „Er hatte kulturpolitische Zeitschriften aus dem Westen transportiert und saß insgesamt 10 Monate ein, einen Teil davon hier”, so der Linguist, der Bierwisch persönlich kannte. „Das war, bevor er das bahnbrechende Syntax-Werk ‚Die Grammtik des deutschen Verbs’ schrieb und interdisziplinär forschte.” Heute gelte Bierwisch, der 2024 starb, als wohl „berühmtester Sprachwissenschaftler deutscher Zunge der vergangenen 100 Jahre”, so Müller.
Kommentare
Gerrit Imsieke,
Wunderbar, ich habe es gleich bestellt, natürlich lokal bei Bücherwurm in Gohlis. Unter meinen Kollegen gibt es sowohl Linguisten als auch eine BSG Sektion Radsport, aber leider sind beide Gruppen (noch) disjunkt. Was unsere Linguisten und Radfahrer aber gemein haben, ist ihr – nicht zuletzt berufliches – Interesse an Büchern. Insofern werde ich das bestellte Buch der Firmenbibliothek spendieren, auf dass es die Linguisten zu gemeinsamen Exkursionen mit den Radlern anstiftet.
Antworten