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Die Reihe „Gesichter der Uni Leipzig“ stellt regelmäßig die Menschen vor, die sich hinter unzähligen kleinen und großen Aufgaben an unserer Hochschule verbergen – im Studium, in der Universitätsverwaltung oder – so wie diesmal – in Forschung und Lehre. Heute hat Prof. Dr. Markus Dreßler einige Fragen beantwortet. Er wurde zum 1. März 2021 auf die Professur für moderne Türkeiforschung neu berufen.

Was haben Sie studiert – und wo?

Ich habe in Marburg Religionswissenschaft und in Gießen Islamwissenschaft studiert. Danach ging es weiter mit einer Promotion nicht weit von hier, an der just wiedereröffneten Universität Erfurt, am neu gegründeten Max-Weber-Kolleg.

Was waren im Anschluss Ihre wichtigsten beziehungsweise Ihre letzten beruflichen Stationen?

Nach der Promotion ging ich zunächst in die USA, wo ich nach einem Postdoc an der New York University und verschiedenen anderen Lehr- und Forschungstätigkeiten an diversen Universitäten auf einer Tenure Track-Stelle an der Hofstra University gelandet bin. Insgesamt blieb ich sechs Jahre, bevor es mich dann nach Istanbul weiterzog. Dort lehrte ich an der Technischen Universität Istanbul. Das war eine sehr schöne Zeit, ebenfalls sechs Jahre, und wären die Umstände etwas anders gewesen, dann wäre ich wahrscheinlich heute noch dort. Meine Erfahrungen aus New York und Istanbul möchte ich nicht missen, und ich pflege auch in beiden Richtungen noch akademische Kontakte.

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet und was sind Ihre Schwerpunkte?

Der geographische Schwerpunkt meiner religionswissenschaftlichen Arbeit lag schon früh auf der Türkei und ist es bis heute geblieben. Zu Beginn war da sicher auch eine Faszination mit der anderen Kultur und Sprache, beziehungsweise Kulturen und Sprachen. Irgendwann verliert sich diese Fremdheit und wird abgelöst von einem Drang, noch tiefer in dieses unglaublich spannende und komplexe Feld einzudringen. Seit meiner Magisterarbeit beschäftige ich mich mit Religion und Politik in der Türkei und insbesondere mit den Aleviten. Dadurch musste ich mich zwangsläufig auch mit dem türkischen Laizismus auseinandersetzen und so gelangte ich fast zwangsläufig zur Säkularismusforschung, die mich dann ja auch, nach Zwischenstationen in Bayreuth und Göttingen, nach Leipzig geführt hat.

Haben Sie sich für Ihre Tätigkeit an der Universität Leipzig ein bestimmtes Forschungsziel gesetzt? Welches?

Ich bin ja schon seit 2016 in Leipzig, war von Beginn an bei der Kolleg-Forschungsgruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ dabei, wo ich ein sehr anregendes Arbeitsumfeld fand und viele interessante und nette Menschen kennengelernt habe. Seit Dezember 2019 war ich dann über meine Heisenberg-Stelle schon an das Religionswissenschaftliche Institut angeschlossen. Ich denke, ich bin schon ganz in der Uni angekommen und integriert. Momentan habe ich verschiedene Projekte in Arbeit, zum Beispiel, im Kontext der KFG entstanden, ein Buchmanuskript, das sich auf der Basis eines begriffsgeschichtlichen Ansatzes mit der Veränderung des Diskurses über Religion im spätosmanischen Kontext auseinandersetzt. Diesen April nimmt ein DFG-Forschungsprojekt von mir zu Familien- und Jugendpolitik in der gegenwärtigen Türkei mit einem Fokus auf Fragen der Frömmigkeit und Säkularität seine Arbeit auf. Außerdem habe ich ein größeres religions- und sozialhistorisches Forschungsprojekt zur Geschichte der Aleviten in Vorbereitung. 

Würden Sie bitte kurz einige Schwerpunkte nennen, die Sie in der Lehre setzen wollen?

Der inhaltliche Fokus soll gemäß der Denomination der Professur auf Themen zur modernen Türkei liegen, also grob vom letzten osmanischen Jahrhundert bis in die Gegenwart, mit einem Fokus auf Religion, aber nicht darauf begrenzt. Es wird zum einen um grundlegende Wissensvermittlung gehen, zum anderen darum, über systematische und vergleichende Fragen Brücken zu anderen empirischen Kontexten und Disziplinen zu entwickeln. Durch die vielen historischen sowie gegenwärtigen politischen bis sozialen Beziehungen Deutschlands zur Türkei ist die Relevanz eines intimeren Verständnisses türkischer Kontexte recht offensichtlich – und ich hoffe, dafür auch Studierende kultur- und sozialwissenschaftlicher Fächer jenseits der Religionswissenschaft und Islamwissenschaft begeistern zu können. Nach Covid 19 möchte ich auch regelmäßig Exkursionen in die Türkei anbieten.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: „Die Universität Leipzig ist für mich…“

ein Glücksfall: ein für mich sehr passendes wissenschaftliches Umfeld in einer lebendigen und charmanten Stadt mit spannender Geschichte.

Antworten Sie gern mit persönlichem Bezug oder allgemein: Welche Entdeckung, Erfindung oder Erkenntnis wünschen Sie sich in den nächsten zehn Jahren?

Ich erträumte mir einen Quantensprung in der menschlichen DNA, also die Entwicklung von so etwas wie einem Arterhaltungsgenom – in diesem Falle gerne auch ein Virus – das unser Empfindungs- und Blickfeld erweitert und die zeitliche und räumliche Engführung auf das direkte eigene Umfeld reduziert ­– ja, ich schau ganz gern Science Fiction.

Welche Hobbys haben Sie?

Seit letztem Sommer sind wir stolze Besitzer eines Schrebergartens!

Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto, das Ihnen auch über schwierige Phasen hilft?

In schwierigen Phasen hilft kein Motto, da hilft nur zu wissen, was einem wirklich wichtig ist, zum Beispiel liebe Menschen.

Verraten Sie uns bitte noch wann und wo Sie geboren sind?

In Schwäbisch Gmünd, am 6. August 1970. Die Uhrzeit verrat ich nicht.

Vielen Dank. Die Fragen stellte Susann Huster.

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