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Pécs – oder auf Deutsch: Fünfkirchen – ist eine wunderschöne Stadt im Süden Ungarns. Im Jahr 2010 zur europäischen Kulturhauptstadt gewählt, lädt sie ein entdeckt zu werden. Im Frühling/Sommer 2020 habe ich das ausprobiert – trotz Corona-Pandemie.

Als ich meinen Aufenthalt in Pécs organisiert habe, war die Pandemie noch lange nicht auf dem Schirm und selbst in der Endphase der Planung war nicht abzusehen, wie sich die Situation entwickeln sollte. Darum bin ich wie geplant bereits im Februar nach Pécs gezogen, wo am 1. März mein Erasmus-Praktikum beginnen sollte. Ich habe ein postgraduales Praktikum gemacht und wollte zwischen meinem Theologischen Examen im Dezember 2019 und dem Vikariat ab September 2020 in der evangelischen Gemeinde Pécs arbeiten. Das konnte so natürlich nicht stattfinden, aber trotzdem hat sich der Auslandsaufenthalt absolut gelohnt!

"Geplant war für mich das Arbeiten im Kindergarten, im Altersheim und in Gottesdiensten"

Pécs ist eine wunderbare Stadt, sehr kulturell und international geprägt, nicht zuletzt durch mehrsprachige Studiengänge an der renommierten Universität. Geplant war für mich das Arbeiten im Kindergarten, im Altersheim und in Gottesdiensten in der Umgebung, wo Menschen der Deutschen Minderheit angehören und noch oder wieder deutsch sprechen. Trotzdem habe ich mir an der Universität Pécs einen Sprachkurs organisiert, der zum Glück auch schnell auf ein Online-Modell umgestellt wurde.

Videoprojekt statt Veranstaltungen

Ab Mitte März ging Ungarn in den Lockdown und bis Mai fanden keine Veranstaltungen statt und alle öffentlichen Institutionen wurden geschlossen. Daraus entwickelte sich die Idee eines bilingualen Videoprojekts, in dem ich der Gemeinde theologische Inhalte auf kurzweilige Weise vorgestellt habe. Ab Mai waren dann zumindest Gottesdienste wieder erlaubt und ich konnte auch wirklich viele herzliche Menschen kennenlernen.

"Glücklicherweise wohnte ich mit meiner Freundin zusammen"

Bis dahin waren es vor allem Spaziergänge durch die Innenstadt oder kleine Wanderungen durch die Ausläufer des Mecsek-Gebirges – inklusive wunderbarem Blick über die Stadt –, die mich aus dem Homeoffice brachten. Glücklicherweise wohnte ich mit meiner Freundin zusammen, sonst wäre es sicher sehr einsam gewesen.

Ein wahrer Schmelztiegel an Kultur und Gesellschaft

Zusammen entschieden wir uns im März, nicht zurück nach Deutschland zu reisen, da zu dieser Zeit die Fallzahlen in Ungarn wesentlich geringer als in Deutschland waren. So konnten wir auch die baldigen Lockerungen Ungarns ab Mai genießen, Ausflüge innerhalb des Landes unternehmen, die zahlreichen und bezahlbaren Gaststätten, Museen und Eisdielen der Stadt ausprobieren und zu den Seen der Umgebung baden fahren. Pécs ist ein wahrer Schmelztiegel an Kultur und Gesellschaft. Durch die Nähe zu Serbien und Kroatien ist der balkanische Einfluss zu spüren, ebenso die über 150 Jahre andauernde osmanische Herrschaft, die sich nicht nur architektonisch, sondern auch in der Kunst niedergeschlagen hat.

Mit viel Geld wurde Pécs im Rahmen der Auszeichnung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 restauriert und bekam noch einmal einen künstlerischen Aufschwung. Ursprünglich bekannt für Keramik ist das Zsolnay-Viertel nun eine kulturelle Insel der Stadt geworden und die vielen Kunstmuseen in der Innenstadt, die Theater und stattfindenden Konzerte ergänzen dies perfekt. Außerdem treffen sich oft spontan Musiker*innen auf dem Széchenyi-Platz zu Musik und Tanz, wobei das corona-bedingt nicht so ausgeprägt stattfand wie normal.

"Ich würde alles wieder so machen"

Allgemein war ich sehr dankbar für die Zeit in Pécs – auch in Zeiten der Pandemie. Ich hatte Glück, dass ich immer jemanden um mich herum hatte, die Sprachbarriere in vielen Fällen mit Deutsch oder Englisch umgehen konnte und meine Förderung fortgesetzt wurde. Ich kenne auch Personen, bei denen das nicht der Fall war und die ihren Aufenthalt in Pécs abbrechen wollten oder mussten. In meinem Fall würde ich alles so wieder machen und auch den Organisatoren*innen vertrauen, dass alles gut läuft. Ungarn wird oft nur als Budapest und der Rest wahrgenommen, doch ich empfehle jeder*m das Land kennenzulernen. In deutschen Medien wird leider oft nur die negative politische Seite porträtiert. Daneben sind das Land und die Menschen aber in vielen Fällen sehr bunt, offen und ich fühlte mich fast ausnahmslos willkommen.  

 

  • In loser Reihe stellen wir Erfahrungsberichte zum Thema "Mein Auslandsaufenthalt in der Corona-Zeit" im Universitätsmagazin und auf den Social-Media-Kanälen der Universität vor.
  • Mehr Erfahrungsberichte zum Thema Auslandsaufenthalt finden Sie in den Entdeckerstorys.
     

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