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Wenn die LED-Lampen in den hängenden Lichtsäulen das Paulinum auf Knopfdruck immer etwas anders illuminieren, die Universitätsmitarbeiter morgens ihren Rechner hochfahren oder in einen der Lifte steigen, denken sie wohl kaum daran, woher der Strom für das große Gebilde Universität kommt. Einer, der sich jeden Tag damit beruflich befasst, ist Steffen Thiesler. Der 49-Jährige leitet eine Abteilung mit derzeit vier Kollegen, die für den reibungslosen Ablauf der Energieversorgung der Universitätsgebäude in der Leipziger Innenstadt zuständig ist – eine Aufgabe, die genauso komplex ist wie die Universität selbst.

„Unsere Hauptaufgabe ist das Betreiben und  Prüfen der elektrotechnischen Anlagen, vor allem in Sicherheitsfragen“, sagt Thiesler. Bei einem Rundgang durch die Tiefstraße unter dem Gebäude der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und den anderen Gebäuden am Campus Augustusplatz zeigt er uns die neuralgischen Punkte in Sachen Elektrotechnik, die sein Metier sind. Zuerst schauen wir uns die Mittelspannungsschaltanlage an, das Herz der Stromversorgung. „Hier geht es los: Die beiden Kabel von rechts und von links bringen die Mittelspannung in Höhe von 10.000 Volt von den Stadtwerken zu uns“, berichtet er. Die Spannung wird über mehrere Transformatoren heruntertransformiert, damit sie letztlich im Niederspannungsbereich zu den Endverbrauchern der Universität gelangt. Sicherheit, betont Thiesler, stehe für ihn und seine Kollegen immer an erster Stelle. Das ist auch der Grund, weshalb sein Team – unterstützt von Fremdfirmen – immer wieder kontrolliert, ob alle Anlagen wie gewünscht funktionieren.

Morgendliche Beratung im Team

Jeden Morgen berät sich Thiesler mit seine Kollegen, welche Aufgaben anstehen und wer welche übernimmt. Er ist dabei als Abteilungsleiter für die administrativen und organisatorischen Aufgaben zuständig, schaut, welche Anlage zu prüfen ist oder holt Angebote von Fremdfirmen ein, da seine relativ kleine Truppe das gar nicht allein stemmen kann. Thiesler kann sich nicht erinnern, dass es mal zu einem längeren Ausfall der Stromversorgung auf dem Campus Innenstadt gekommen wäre. Wenn das tatsächlich mal der Fall sein sollte, gibt es in einem weiteren Raum der Tiefstraße eine Ersatznetzversorgung, die genauso wie das Original aussieht. Wenn das Problem ein generelles und nicht Uniintern sein sollte, bleibt immer noch ein weiteres „Backup“, denn die wichtigsten Anlagen können auch mit Batterien betrieben werden. Die sehen freilich ganz anders aus als die, die Otto Normalverbraucher kennt, erfüllen aber letztlich denselben Zweck: die Versorgung der wichtigsten Stellen, die das Uni-Leben aufrecht erhalten, mit Strom. Dazu gehören neben den Servern des Rechenzentrums auch wichtige versorgungstechnische Anlagen, wie zum Beispiel die Sprinklerpumpen oder die Klimaanlagen in den Schalträumen, die vor einer Überhitzung schützen.

Komplexes Gebilde Universität mit enormem Stromverbrauch

Bei unserem Rundgang durch die Technikräume der Tiefstraße erfahren wir auch ganz nebenbei, dass es auf dem Dach des Seminargebäudes eine dieselbetriebene Anlage gibt, die im Notfall die sicherheitsrelevanten Anlagen der Universität versorgen kann. Zudem stehen auf dem Dach des Gebäudes der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und des Hörsaalgebäudes eine Fotovoltaikanlage, die Solarstrom ins Netz einspeist. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn der Stromverbrauch der Universität ist enorm: 2019 wurden etwa 7850 Megawattstunden verbraucht. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnittsverbrauch eines Einfamilienhauses bei 3 Megawattstunden.

Elektrotechnik-Meister Thiesler braucht in seiner Abteilung dringend Verstärkung durch weitere Fachkräfte. Doch die seien auf dem Arbeitsmarkt rar. Umso mehr freut er sich auf seinen neuen Kollegen, der bald das Team verstärkt. Dessen Hauptaufgabe wird es sein, die vielen Aufzüge der Gebäude des Innenstadtcampus zu überwachen und zu reparieren. Diese sind, auf Grund der hohen Nutzung, sehr häufig gestört, wie Thiesler weiß. Vor allem die Lifttüren streiken gern mal. Dann ist der Experte aus seinem Team gefragt.

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