Sie sind am 3. November beim New York City Marathon mitgelaufen. Wie kam es dazu?
Martina Schmidt: Ich habe erst mit 42 mit dem Laufen angefangen, also relativ spät. Vorher war ich völlig unsportlich. Mein Mann war immer sportlich, aber wenn ich versucht habe, ihn zu begleiten, habe ich es höchstens 100 Meter geschafft und bin dann fluchend wieder nach Hause gestapft. Vor zwölf Jahren waren wir dann privat in New York, in der Nähe des Central Parks. Dort dachte ich: Jetzt versuche ich es noch mal mit dem Laufen. Jeden Morgen bin ich gescheitert, während mein Mann weiterlief. Ich war so frustriert – all diese reichen und schönen Leute um 6 Uhr im Central Park. Ich bin dann immer zu Starbucks gegangen und dachte, das wird nichts. Ein halbes Jahr später ist bei mir der Knoten geplatzt. Plötzlich konnte ich weite Strecken laufen. Schon nach sechs Monaten lief ich dann meinen ersten Marathon. Es stellte sich heraus, dass ich wohl ein gewisses Ausdauertalent habe. Jedes Jahr, wenn der New York Marathon war, dachte ich daran, wie ich damals im Central Park gescheitert war. Ich wollte diese „offene Rechnung“ begleichen. Normalerweise finde ich es ökologisch fragwürdig, für einen Marathon um die Welt zu fliegen, aber das war mir ein Herzenswunsch. Mein Mann hat mir schließlich zu Weihnachten die Teilnahme geschenkt und gesagt: „Das musst du jetzt machen, sonst erfüllst du dir diesen Traum nie.“ Also bin ich dann allein nach New York gereist, weil ich das Abenteuer wollte. Ich wollte dort unabhängig sein und mein eigenes Ding machen.
Und wie war die Stimmung beim Lauf?
Unglaublich! Es ist wirklich Wahnsinn. Es war laut und emotional. Der Start ist auf einer großen Brücke, wo jemand vom Broadway die Nationalhymne singt, und dann kommt Frank Sinatra mit „New York, New York“ – da flossen schon Tränen. Ich glaube, ich habe den halben Marathon fast durchgeweint, weil die Stimmung so überwältigend war. Also die Amis, die können einfach richtig Stimmung machen. Die Zuschauer sind unfassbar motivierend. Ich hatte den Tipp bekommen, meinen Namen aufs Shirt drucken zu lassen. Ich habe noch nie so oft meinen Namen gehört. Ich wurde die ganze Zeit angefeuert. Das war irre. Die stehen mit Megafon da, gerade auch die Frauen. Die Frauenbewegung ist in New York stark – das merkt man auch an der Unterstützung der Zuschauerinnen.
Und wo ging’s dann entlang?
Man läuft durch alle Stadtteile, vorbei an Sehenswürdigkeiten wie dem Times Square und dem Empire State Building, und das Ziel ist im Central Park. Die Strecke ist anspruchsvoll, mit vielen Höhenmetern über Brücken und Hügel. Aber ich habe mir gesagt: „Zeit ist mir egal, ich will den Moment genießen.“ Normalerweise laufe ich knapp vier Stunden, diesmal waren es knapp fünf Stunden, aber das war nebensächlich. Ich habe gefeiert, Hände abgeklatscht und Fotos mit Polizisten gemacht, weil meine Kinder Polizisten sind. Es war ein unvergessliches Erlebnis.
Kommentare
Anna,
Was für eine krasse Frau! Beim Lesen hab ich auf jeden Fall ein paar Tränchen verdrückt. Danke für diese inspirierende Story, die absolut Lust macht, auch mal wieder Laufen zu gehen :-)
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Helga ZippererH,
Was für eine tolle Frau! Respekt!Ich habe einige Tränchen verdrückt.Dazu ist sie auch ein wundervoller Herzmensch! Eine Bereicherung und ein Vorbild für viele!Martina, mach weiter so!
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Claus Dieter Schrader,
Das ist meine Tochter! Sie ist klasse. Mach weiter so. Ich bin stolz auf dich. Dein Papa
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Marijke Koch,
so so stolz auf meine mami!!!
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Leander H,
Super emotionaler Beitrag! Das Lesen hat mich echt etwas mitgenommen.... Ich glaube dieses Jahr fange ich auch mit Laufen an, aber bisher klappt es leider gar nicht ich schaffe es kaum vor die Tür :/
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