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Marion Wenzel ist kein Mensch, der gern im Mittelpunkt steht. Sie agiert als leidenschaftliche Fotografin lieber hinter der Kamera. Wenn die Sammlungsfotografin der Universität Leipzig allerdings Ende Oktober nach mehr als 21 Jahren an der Alma mater in den Ruhestand geht, gibt es eine Ausnahme: Sie sagt Adieu mit ihrer eigenen Ausstellung „Zwischenzeit // Zwischenraum. Marion Wenzel Fotografie“ in der Galerie im Neuen Augusteum. Eröffnet wurde sie am 23 .Oktober 2025. Bis zum 7. Februar 2026 werden 49 ausgewählte Fotos der Frau mit dem Blick für die interessanten Details gezeigt. Sie dokumentieren wichtige Stationen von Wenzels fotografischem Schaffen.

„Wenn ich fotografiere, bin ich in einer anderen Welt“, sagt die 67-Jährige. Sie habe in ihrem Beruf ihren Traum leben können. Schon frühzeitig wusste die Leipzigerin, dass sie Fotografin werden möchte. Schuld daran waren die Sommerferien in einem Ferienlager, die ihr nicht wirklich gefallen haben. Die damals 13-Jährige belegte dort zur Ablenkung einen Fotozirkel. Wieder zu Hause angekommen, verkündete sie ihren Eltern ihren Berufswunsch – Fotografin. 

Daran hielt sie von diesem Zeitpunkt an konsequent fest. Sie lernte zunächst den Beruf und studierte später Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Prof. Evelyn Richter, die ihre frühe berufliche Laufbahn stark prägte. Wenzel arbeitete in den Jahren 2002 bis 2004 Richters Fotoarchiv zur Vorbereitung einer Ausstellung im Museum der bildenden Künste auf.

„Ich habe das Fotohandwerk in ganzer Breite gelernt“, berichtet Wenzel, die mit dem Maler Reinhard Minkewitz verheiratet ist. Von 1986 bis 2004 war sie als freiberufliche Fotografin tätig und fotografierte in dieser Zeit unter anderem Tagebaulandschaften um Leipzig, verschiedenste Projekte und bekannte Künstler wie Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Neo Rauch.

Im Januar 2005 trat Wenzel ihre Stelle als Sammlungsfotografin an der Universität Leipzig an. Ihre Aufgabe war es, Objekte für die universitären Museen zu fotografieren, Menschen zu porträtieren und auch Grabungen des früheren Kustos des Ägyptischen Museums, Dr. Dietrich Raue, vor Ort in Ägypten zu dokumentieren. In guter Erinnerung hat sie den Moment der Erleichterung, als sie 2014 mit heiler Fotoausrüstung erstmals in Kairo landete, um dort spannende Fundstücke zu fotografieren, die Jahrtausende in der ägyptischen Erde verborgen waren. Mit Lampen setzte Wenzel die historischen Kostbarkeiten so in Szene, dass diese später von Forschenden anhand ihrer Fotos ausgewertet und Inschriften entziffert werden konnten, da die Fundstücke in Ägypten bleiben mussten. Insgesamt dreimal war Wenzel in Ägypten. Davon erzählen auch Fotos in ihrer Ausstellung. Im Rahmen der Schau bietet Wenzel auch Workshops und Führungen an.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Zu sehen ist Marion Wenzels Foto von einer Montagsdemonstration im Oktober 1989, viele Menschen demonstrieren in Leipzig.
Marion Wenzels Foto von einer Montagsdemonstration im Oktober 1989, das in der Ausstellung zu sehen ist. Foto: Marion Wenzel

Bei wichtigen Ereignissen mit dem Fotoapparat dabei

Zu sehen sind ebenso frühe Aufnahmen, etwa von einer der großen Montagsdemonstrationen im Oktober 1989 in Leipzig. „Es ist für mich immer noch ein Glücksumstand, dass das passiert ist“, sagt sie beim Betrachten ihres Fotos. Ihr sei es wichtig, dass sie als Leipzigerin diesen Moment dokumentiert habe. Überhaupt war Marion Wenzel bei verschiedenen wichtigen Ereignissen in Leipzig mit ihrem Fotoapparat dabei, so beim Abbau des Marx-Reliefs vom damaligen Hauptgebäude der Universität im Jahr 2006. Oder beim Transport des Paulineraltars von der Thomaskirche ins Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli. Für das Antikenmuseum setzte sie die Flügel eines dort ausgestellten Gipsabgusses der Göttin Nike fotografisch in Szene, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit Tattoos der ausgestellten Objekte gezeigt wurden. Sie fotografierte Kinder für eine CD des Musikinstrumentenmuseums und Stadtpläne und Grafiken für Ausstellungen und Publikationen der Kustodie.

Seit dem Jahr 2009 arbeitet Wenzel rein digital, zuvor gehörte der Gang in die Dunkelkammer in der Ritterstraße zu ihren täglichen Gepflogenheiten. „Die gibt es heute noch. Sie wird sogar ab und an noch genutzt, etwa für Workshops", berichtet sie. Früher habe sie ihre Filme im Kühlschrank gelagert. Als Wenzel sie nicht mehr brauchte, gab sie sie an Studierende weiter. „Fotografie ist spannend von den Anfängen bis heute“, sagt sie voller Begeisterung.

Bevor Marion Wenzel die Universität verlässt, möchte sie ihre engsten Kolleg:innen zum Ausstand einladen. Im Ruhestand hat sie dann Zeit, ihr Archiv zu Hause zu ordnen und mehr Sport zu treiben. Vielleicht, so ihre Hoffnung, kann sie dann auch ihren zweijährigen Enkelsohn Oskar etwas öfter sehen. Er wohnt mit ihrem Sohn und dessen Frau in Bayern.

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