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Der Masterstudiengang Journalismus der Universität Leipzig geht ab dem 1. September 2021 gemeinsam mit dem MDR ein wichtiges Nachhaltigkeitsthema unserer Überflussgesellschaft an: die Verschwendung von Lebensmitteln. In Deutschland landen schätzungsweise rund zwölf Millionen Tonnen Essbares jährlich im Müll – davon allein 75 Kilogramm pro Kopf in privaten Haushalten. Aber wer wirft welche Mengen an welchen Lebensmitteln aus welchem Grund weg? Das soll ein Citizen-Science-Projekt namens „Die MDR-Resteretter“ klären.

Mit „Citizen Science“ werden Forschungsprojekte bezeichnet, die unter Mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt werden. Die Freiwilligen werden hier insbesondere in den Prozess der Datenerhebung eingebunden und sollen über einige Wochen aktiv Daten über die von ihnen weggeworfenen Lebensmittel sammeln. Das hat zwei Vorteile: Am Ende können wissenschaftliche Erkenntnisse daraus gewonnen werden und gleichzeitig ist bei den „Citizen Scientists“ das Bewusstsein für das Thema gestiegen.

Web-App gegen Lebensmittelverschwendung 

Um das möglich zu machen, haben Studierende des Master of Science Journalismus zusammen mit MDR Wissen das Projekt „Voll vergESSEN: Die MDR-Resteretter” auf die Beine gestellt. Im Rahmen des Seminars „Innovationsprojekt“ entwickelten sie die Grundlagen für eine Progressive Web App, mit der alle Interessierten über einen festen Zeitraum hinweg täglich eintragen können, welches Lebensmittel sie in welcher Menge und aus welchem Grund weggeworfen haben. Damit wird eine Datengrundlage zur Lebensmittelverschwendung in deutschen Privathaushalten geschaffen, die bislang in dieser Detailtiefe fehlt. Die Daten werden anonymisiert ausgewertet und die Teilnehmenden bekommen ihre ganz persönliche Auswertung auch im Vergleich mit der Gesamtheit aller Teilnehmenden sowie wertvolle Tipps zum künftigen Resteretten. Die App kann ab dem 1. September auf der Webseite des MDR benutzt werden.

Journalistische Aufbereitung

Die Studierenden produzierten zudem zahlreiche journalistische Beiträge und Social-Media-Inhalte zum Thema. Stimmen von Verbraucherinnen und Verbrauchern in verschiedenen Lebenslagen und Wohnsituationen, aber auch aus Wissenschaft und Politik kommen zu Wort. So gibt es nicht nur ganz private Einblicke in das Thema, sondern es werden auch Gründe für das Problem und mögliche Lösungsansätze aufgezeigt.

„Gemäß der Maxime des Masterstudiengangs Journalismus – ‚Digital. Innovativ. Relevant‘ – haben unsere Studierenden ein gesellschaftlich wichtiges Thema zur Nachhaltigkeit angepackt und journalistisch sehr ansprechend umgesetzt“, sagt Studiengangsleiter Prof. Dr. Markus Beiler. „Die Studierenden haben nicht nur vorhandenes Wissen zu Lebensmittelverschwendung einfach aufbereitet, sondern mit der App ein Instrument entwickelt, um langfristig Daten zu generieren, die wissenschaftlich und journalistisch von Bedeutung sind.“

„Es hat wirklich Spaß gemacht, im Team gemeinschaftlich nicht nur ein App-Konzept zu entwickeln, sondern auch nah bei den Menschen zu sein und unseren journalistischen Freigeist ausleben zu können“, berichtet die Journalismus-Studentin Alina Schreiber. „Auch, wenn Corona es uns da echt nicht leichtgemacht hat.” Ihre Kommilitonin Sophie Menner ergänzt: „Das Ziel ist es nicht nur, auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, sondern auch Wissenschaft und Journalismus transparenter zu machen. Bei unserem Projekt kann jeder mitmachen und einen Teil dazu beitragen, mehr Wissen zu dem Thema zu generieren.”

Einbettung des Projekts in den M.Sc. Journalismus

Das „Innovationsprojekt“, das zentrale Lehrmodul des Masterstudiengangs Journalismus, war im Wintersemester 2020/21 Ausgangspunkt für das Citizen-Science-Projekt. Geleitet wurde das Seminar von Dr. Uwe Krüger, Maria Hendrischke sowie Gerald Perschke von MDR Wissen. An der Entwicklung und Ausarbeitung des Projekts waren Carla Grefe-Huge, Lea Heilmann, Sophie Menner, David Muschenich, Nina Pogrebnaya, Philip Sauer, Alina Schreiber und Sophia Voß beteiligt.

Mit Beginn des Sommersemesters 2021 gab die Projektgruppe den Staffelstab an ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Seminar „Formatentwicklung“ (Dr. Uwe Krüger und Gerald Perschke) ab. Hier brachten sich Shannon-Lee Bendig, Max Beuthner, Mona Berner, Connor Endt, Ann-Kathrin Lautenschläger, Alexander Nette, Marie Ries und Deborah Weber in die Distribution der Web App ein. 

Partnerschaft mit MDR Wissen

Das Projekt ist die Fortsetzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Masterstudiengang Journalismus und der Redaktion MDR Wissen. „Wir wollten ein echtes Bürgerwissenschafts-Projekt im MDR initiieren. Dafür waren die Studenten des Masterstudiengangs Journalismus die besten Partner, die man sich wünschen kann“, sagt Gerald Perschke, Online-Chef von MDR Wissen. Sie haben das Innovationsprojekt auf den Weg gebracht und dabei viele praktische Erfahrungen gesammelt. „Mit allen Höhen und Tiefen, die die Arbeit an einem so umfangreichen journalistischen Projekt zu bieten hat“, so Perschke. Und noch etwas zeichnet die MDR-Resteretter aus. Auch das Projekt selbst ist nachhaltig. „Es wird uns sehr uns sehr lange begleiten und durch die erhobenen Daten immer wieder neue journalistische Impulse geben.“

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