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Funkelnde Augen und gespannte Gesichter: All dies und noch vieles mehr erlebte ich mit meinen Schüler:innen beim bundesweiten Vorlesetag. Wie ich das Motto „gemeinsam einzigartig“ an einer Förderschule umgesetzt habe, können Sie hier nachlesen.

Das Projekt

Am 18.11.2022 fand der bundesweite Vorlesetag zum Motto „gemeinsam einzigartig“ statt. Zelebriert werden soll damit die Vielfalt unserer Gesellschaft. Ein Thema, dass schon ausgiebig in Kinderbüchern aufgegriffen wurde und sich meiner Meinung nach hervorragend zum Vorlesen eignet.

Mittlerweile beteiligen sich jährlich rund 600.000 Teilnehmende in ganz Deutschland an der Aktion - und eine davon war dieses Jahr auch ich.

Ein Herzensthema

Kurz zu mir: Ich studiere im 11. Fachsemester Sonderpädagogik und arbeite seit Beginn des aktuellen Schuljahres im Rahmen des Projektes StartTraining an der Wladimir-Filatow-Schule, einem Leipziger Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Sehen.

Das StartTraining ist ein Projekt am ZLS mit dem Ziel, Studierende und Schulen zusammen zu bringen und dadurch Schüler:innen im ersten Schulhalbjahr zu unterstützen.

Als mich vor den Herbstferien eine E-Mail vom Projekt zur Teilnahme am Vorlesetag ermutigte, war mir klar, dass ich diesen Anlass auch für meine Schüler:innen nutzen wollte, um gemeinsam ihre Lust am Lesen zu stärken.

Barrierefrei die Leselust steigern

Ein Vorlesetag an einem Förderzentrum mit dem Schwerpunkt Sehen. Wie kann das funktionieren, sodass alle Kinder, egal mit welchen individuellen Voraussetzungen, profitieren und teilhaben können?

Die Herausforderung, eigenverantwortlich ein Vorleseangebot für eben diese Zielgruppe zu entwickeln, sprach mich an.

Gemeinsam mit den drei weiteren StartTrainer:innen an meiner Projektschule überlegte ich, was alles möglich ist. Nach einigen Meetings und Brainstorming-Sessions waren wir uns einig: „Die Streithörnchen“ von Rachel Bright und Jim Field sollen den Rahmen unserer Aktion bilden.

Das Buch behandelt Themen wie Streit, Freundschaft und Teilen verbunden mit der Botschaft, dass vieles deutlich leichter geht, wenn man zusammenarbeitet. Wichtige Aspekte nicht nur im Schulkontext, sondern auch im Alltag. So lässt sich eine lustige Vorlesegeschichte mit der Förderung von Lese- sowie sozialen Kompetenzen kombinieren.

Von der Idee zur Umsetzung

Das Buch war gefunden und so machte ich mich an die weitere Ausgestaltung des Vorlesetags. Das Angebot sollte in den Klassenstufen 1-3 stattfinden. Die Klassen sind zwar in der Regel angenehm klein aber dafür bringen die Kinder häufig sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen mit, die eine differenzierte und flexibel Planung benötigen. Wir entschieden uns Hauptverantwortungen zu bestimmen, sodass jeweils eine StartTrainerin das „Kommando“ übernehmen und die anderen unterstützen sollten. Für mich bedeutete dies konkret die Planung für die Klassenstufe 2.

Ich sammelte Herbstmaterialien und erstellte Charakterkarten für die Figuren des Buches, so dass sie auch für sehbeeinträchtigte Kinder zugänglich sind.

Als es dann am Freitag so weit war das Vorleseangebot mit den Kindern durchzuführen, war ich, ehrlich gesagt, doch etwas nervös – grundlos wie sich herausstellte. Begeistert spekulierten die Kinder anhand der vorbereiteten Charakterkarten, worum es in der Geschichte gehen könnte. Mit dieser Methode werden erste Lesestrategien angebahnt. Die Kinder achteten auf die Details wie z. B. der grimmige Gesichtsausdruck der Figuren, sodass in jeder Gruppe mindestens ein Kind die Handlung der Geschichte erahnen konnte.

Funkelnde Augen und gespannte Gesichter

Gebannt lauschten die Schüler:innen der Geschichte und auch mir machte das Vorlesen durch zahlreiche Lautmalereien viel Spaß. Die Aufmerksamkeit konnte ich z. B. durch die gestalteten Charakterkarten steigern, welche immer wieder in die Geschichte integriert wurden. So hatte ich das Gefühl, allen Kinder die nötigen Hilfen anbieten zu können.

Mich beeindruckte besonders die an das Vorlesen anschließende Diskussion mit den Schulkindern. Hier reflektierten sie, wie sich die beiden Eichhörnchen hätten besser verhalten können und auch eigene Rückschlüsse zu erlebten Streitsituationen konnten gezogen werden.

Zum krönenden Abschluss bastelten sich die Kinder noch ein Lesezeichen und bekamen als Dank für das ausdauernde und auch fordernde Zuhören die offizielle Vorlesetag-Urkunde von mir überreicht.

 

Ich bin sehr froh am Vorlesetag teilgenommen und diesen Klassenmoment zusammen mit meinen Schüler:innen erlebt zu haben. Neben dem Spaß der Kinder konnte auch ich als angehende Lehrkraft von der Aktion profitieren und mich ausprobieren.

Und ich bin mir jetzt schon sicher: Dies war nicht mein letzter Vorlesetag.

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