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Im März 2020 war die Universität plötzlich im Digitalbetrieb – und so musste auch mephisto 97.6, das Lokalradio der Universität Leipzig, mit Beginn der Pandemie schließen. Auf einmal hieß es: Homeoffice statt Redaktion, das eigene Zimmer statt schallisolierter Studios.

Es gibt einige Dinge, die lassen sich nicht so recht ohne einander vorstellen – ein Radio ohne Sendestudios gehört definitiv dazu. Und so war die Schließung im vergangenen Jahr anfangs ein ganz schöner Schock, ohne die professionellen Studios, die installierten Schnittprogramme und das lebendige Treiben auf den Fluren der Redaktion. Wie machen wir Radio, so ganz ohne Radio? Wie schneiden wir Beiträge oder nehmen Interviews auf? Und wie kommunizieren wir mit den einzelnen Redakteur:innen, ohne die gemeinsamen Treffen auf dem Flur? Für mich als damalige Chefredakteurin hat sich der Start der Pandemie angefühlt wie ein gezwungenes Umwerfen von 25 Jahren Sendergestaltung.

Aus Radio wird Podcast

Aus dem Homeoffice unser tägliches Pensum von vier Radiostunden zu moderieren, das ging auf die Schnelle natürlich nicht. Also wurde ein wöchentlicher Podcast entwickelt, in dem die Redakteur:innen unterschiedliche Themen aus Leipzig einbrachten. Radio für Kopfhörer, mit diesem Podcast fing unsere Reise also an. Mittlerweile sind immer mehr Formate dazugekommen, so dass es nun auch einen Hörspiel-, Musik- und Kulturpodcast gibt. Die Folgen werden wöchentlich auf Spotify und Co. hochgeladen, während die Onlineredaktion fleißig auf Instagram und der Website neue Inhalte hochlädt.

Dass das nicht von heute auf morgen funktioniert, war uns bewusst. Vor allem zu Anfang der Pandemie lief die Kommunikation zwischen den Redaktionen eher holprig, vielen Redakteur:innen fehlte die Motivation und den Podcastfolgen hat man ganz deutlich angehört, dass sie eben nicht im Studio aufgenommen wurden. Wir alle wirkten ein bisschen verloren, ohne die bekannten Räume und technischen Geräte.

Von digitalen Konferenzen bis zum Schnitt am Laptop

Trotzdem hat sich nach gut einem Jahr – und vielen kleinen Veränderungen – eine Routine eingespielt, mit der sich digitaler Journalismus richtig gut anfühlt: Die einzelnen Podcast-Redaktionen treffen sich wöchentlich auf Zoom und besprechen die Themen für die nächsten Folgen. Die Redakteur:innen bekommen das Feedback zu ihren Beiträgen und Interviews per Telefonat oder Sprachnachricht. Die Produktion der einzelnen Podcasts findet im eigenen Zimmer statt, mit dem Mikro in der Hand unter dem Wäscheständer oder der Bettdecke – so wird die Studioqualität zumindest ein bisschen nachempfunden. Am Schluss schneidet der:die zuständige Redakteur:in die Podcastfolge mit dem Schnittprogramm Audacity am eigenen Laptop und voilá, mit nur ein paar Klicks ist die Folge im Netz, während die Onlineredaktion auf Instagram Beiträge zum gleichen Thema hochlädt.

Kopfhörer auf!

Keine Frage: Mit jedem Tag in der Homeoffice-Produktion freuen wir uns mehr auf die Zeit, in der wir wieder gemeinsam in die Redaktionsräume dürfen. Doch die Schließung der Redaktion hat auch ganz viel Entwicklung mit sich gebracht. Mit monatlichen Spieleabenden auf Zoom und einer sommerlichen Schnitzeljagd in Kleingruppen sind wir sozial neu zusammengewachsen. Aber auch technisch hat sich eine Menge getan! So träumen die Redakteur:innen mittlerweile bestimmt schon vom 1x1 der Homeoffice-Produktion: Kopfhörer auf! Ab unter die Bettdecke! Deutlich und trotzdem entspannt sprechen, und vor allen Dingen: Das Mikrofon wirklich nur dann anschalten, wenn man auch dran ist! Davon könnten sich die Teilnehmer:innen der universitären Seminare und Vorlesungen übrigens gerne mal eine Scheibe abschneiden.

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